Coronavirus in Baden-Württemberg Kretschmann: „Startschwierigkeiten“ beim Impfen werden rasch behoben

Nach der Kritik am schleppenden Start der Impfungen im Südwesten, wehrt sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Dass es am Anfang „ruckle“ sei normal und die schnelle Entwicklung des Impfstoffs sieht er als Erfolg.
Stuttgart - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Sozialminister Manne Lucha (beide Grüne) haben sich gegen Vorwürfe gewehrt, es gebe im Land ein „Impfchaos“.
Kretschmann räumte am Freitag im Landtag „Startschwierigkeiten“ beim Impfen gegen das Coronavirus ein, die aber so schnell wie möglich behoben werden sollten. „Natürlich ruckelt es am Anfang bei einem Projekt dieser Größenordnung auch mal.“ Der Grünen-Politiker sieht aber vor allem den Bund in der Pflicht. „Klar ist: Der Bund muss bei Beschaffung, Produktion und Verteilung der Impfstoffe beschleunigen.“ Das habe die Bundesregierung den Ländern am Dienstag zugesagt.
Kretschmann zeigte sich überzeugt: „Die Impfungen in unserem Land sind gut angelaufen. Die Hotline funktioniert. Die Anrufe werden sorgsam bearbeitet. Und die Impftermine werden zügig vergeben.“ Zunächst könnten sich nur die Menschen impfen lassen, die das höchste Risiko für einen schweren Verlauf hätten oder ein besonderes berufliches Risiko trügen.
Rülke sprach von „Impfchaos“
FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke warf der Regierung vor, ein „Impfchaos“ angerichtet zu haben. Er fragte Kretschmann, ob er schon mal bei der Hotline für einen Impftermin angerufen habe. Der Grüne antwortete, er sei mit der Impfung noch nicht an der Reihe. Darauf Rülke: „Wenn Sie dort angerufen hätten, wären Sie heute nicht hier, sondern in der Warteschleife.“ Auch AfD-Fraktionschef Bernd Gögel betonte, die Impfkampagne sei ein „Desaster“. Schuld daran sei vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Lucha widersprach und sagte, man sei im Land „sehr gut“ aufgestellt. Der Südwesten habe die höchste Quote bei Über-80-Jährigen, die ins Impfzentrum kommen. „Das ist ein großer Erfolg.“ Es würden täglich 5000 Dosen verabreicht. Die Quote entspreche dem Schlüssel der Bundesländer. Die Hotline funktioniere nach Anfangsproblemen. „Wir haben nur noch kurze Verweildauern.“ Der Grüne fügte hinzu: „Die Mär, dass wir ein Impfchaos haben, die stimmt einfach nicht.“
Kretschmann warb dafür, sich über den historischen Erfolg zu freuen, dass der Impfstoff so schnell entwickelt werden konnte - „statt immer nur das Haar in der Suppe zu suchen“. Es sei richtig gewesen, bei der Beschaffung der Impfstoffe nicht national, sondern europäisch vorzugehen. „Was wäre das denn für ein Signal gewesen, wenn wir nur an uns gedacht und den Schweden oder den Griechen oder den Polen oder den Spaniern den Impfstoff weggeschnappt hätten? Ganz nach dem Prinzip „Deutschland first“?“
In den vergangenen Tagen war breite Kritik an der Strategie der Bundesregierung und auch der Länder für das Beschaffen, Verteilen und Spritzen der Impfdosen laut geworden. Oppositionspolitiker und Landespolitiker hatten Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeworfen, dass der Impfstart schlecht laufe und er dafür verantwortlich sei.
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