Fast 1000 Menschen sind aktuell in Baden-Württemberg infiziert, Tendenz steigend. Auch im Vergleich mit dem Rest der Republik fällt der Südwesten zurück.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Mindestens 985 Menschen in Baden-Württemberg sind aktuell mit dem Coronavirus infiziert. Das ergibt sich aus aktuellen Daten des Landesgesundheitsamts zu den registrierten Infektionen, von denen die Zahl der Verstorbenen sowie der Genesenen abzuziehen ist.

 

Der Wert liegt wesentlich niedriger als etwa im April. Damals waren um die 10 000 Menschen infiziert und noch nicht wieder genesen. Beunruhigend ist dennoch, dass dieser Wert seit dem Tiefstand Ende Juni mittlerweile mehr als einen Monat lang kontinuierlich steigt.

Auch deutschlandweit nimmt die Zahl der aktuell Infizierten seit einem Monat wieder zu. Zuletzt betrug der Wert knapp 7000, lag aber auch hier weiter deutlich unter den Höchstwerten vom April mit mehr als 50 000 netto Infizierten.

Im Vergleich mit dem Rest Deutschlands steigt die Zahl der netto Infizierten in Baden-Württemberg zuletzt deutlich an. Der Anteil Baden-Württembergs an der Bevölkerung in Deutschland beträgt etwa 13 Prozent. Das entspricht exakt dem aktuellen Anteil der netto Infizierten. Doch das Land war schon einmal wesentlich besser: Ende Juni lag der Anteil nur halb so hoch.

Baden-Württemberg hat somit seinen zwischenzeitlichen Vorsprung im Kampf gegen Neuinfektionen eingebüßt. Immerhin liegt das Land unter den Werten vom April, als jede vierte Infektion in Baden-Württemberg registriert wurde. Doch die Zahl der Neuinfektionen steigt. Im Wochenmittel steckten sich im Südwesten zuletzt siebzig Menschen pro Tag an. Allein am Donnerstag kamen aber weitere 109 Neuinfektionen dazu, darunter 19 im Ostalbkreis.

Angesichts der aktuellen Zahlen in Deutschland appellierte der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Dienstag an die Bevölkerung, sich wieder vorsichtiger zu verhalten und die Anti-Corona-Maßnahmen besser zu berücksichtigen.

Welche Rolle spielen die Tests?

Die Zahl der gefundenen Infektionen hat grundsätzlich auch mit der Zahl und den Ergebnissen der Corona-Tests zu tun. Laut aktueller Zahlen des Robert-Koch-Instituts nimmt die Zahl der überprüften Proben weiter zu. In der Woche vom 20. bis 26. Juli erreichte sie mit 563 000 einen neuen Höchststand.

Zwar beteiligen sich an dieser Erhebung nicht alle Einrichtungen, die Proben analysieren. Die Zahl ist aber weitgehend konstant, weshalb sich die Testintensität im Zeitverlauf vergleichen lässt. Gleichwohl legte nicht nur die Zahl der Tests zu, auch der Anteil positiv getesteter Proben stieg zuletzt leicht von 0,6 auf 0,8 Prozent. Mehr Tests und eine steigende Quote corona-positiver Ergebnisse bedeuten eine steigende Anzahl von Infizierten.

Ob die zuletzt hohen Infektionszahlen in Baden-Württemberg mit einer höheren Testintensität zu tun haben, lässt sich nicht klären. Zwar veröffentlicht das Robert-Koch-Institut wöchentlich Zahlen zu den Tests, die nach der Herkunft der eingesandten Proben analysiert werden. Der Anteil der corona-positiven Proben aus Baden-Württemberg liegt allerdings seit Wochen unter dem Bundesschnitt bei etwa 0,4 Prozent. Das erklärt also nicht den überproportional steigenden Anteil von aktuell Infizierten in Baden-Württemberg.

Ein Grund könnte der im Südwesten hohe Anteil von „importierten“ Infektionen sein, so das Landesgesundheitsamt. Mittlerweile jede sechste im Südwesten erkannte Infektion fand mutmaßlich im Ausland statt. Den Schwerpunkt bilden laut aktueller Zahlen weiterhin Serbien, Kosovo sowie Bosnien und Herzegowina, dazu die Türkei, Rumänien und Kroatien. Es bleibt abzuwarten, inwiefern diese Zahlen während der Urlaubssaison weiter ansteigen.