Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Baden-Württemberg ist über Wochen stetig gesunken. Zuletzt blieb der Wert fast identisch. 120 Infizierte werden derzeit pro Tag neu registriert.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Deutschlandweit haben sich zuletzt die Zeichen für eine mögliche neuerliche Trendwende bei der Entwicklung der Corona-Infektionen gemehrt. Der Positivtrend mit sinkenden Zahlen bei Neuinfizierten und Verstorbenen scheint zu Ende; zuletzt stagnierte die Zahl der Neuinfektionen. Wie sieht es in Baden-Württemberg aus?

 

Auch im Südwesten sind die Werte der Neuinfizierten zuletzt kaum noch zurückgegangen. Der Wert scheint sich landesweit bei rund 120 neuen Infektionen täglich einzupendeln. Ob diese Werte gering genug sind, damit die Gesundheitsämter alle Infektionsketten nachverfolgen können? Mehrere Tausend Arbeitskräfte sind dafür landesweit bereits im Einsatz.

Wegen langsamer Meldeketten und Meldeausfällen am Wochenende kann der Trend der Infektionen aus den beim Landesgesundheitsamt gemeldeten Infektionen nur wochenweise abgebildet werden. Wenn man diese Werte für alle Kreise sowie das ganze Land normalisiert und damit vergleichbar macht, ergibt sich die folgende Kurve. Werte über 1 zeigen an, dass die Zahl der Neuinfektionen im Wochenvergleich gestiegen ist, Werte unter 1 zeigen sinkende Infiziertenzahlen an. Es wird deutlich, dass der Wert landesweit zuletzt deutlich Richtung 1 ging, am Dienstag sogar über 1 lag.

Die in den Kurven gezeigte Entwicklung spiegelt sich auch in der Reproduktionszahl R. Diese gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. Zuletzt lag R in Baden-Württemberg wie auch bundesweit laut einer Berechnung des Robert-Koch-Instituts mit hoher Wahrscheinlichkeit über 1. Grundlage für die Berechnung sind aktuelle Infiziertenzahlen. R steigt demnach seit der Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen vom 4. Mai wieder an – auch in Baden-Württemberg.

Es ist definitiv zu früh, aus diesen Kurven eine erneute klare Trendwende bei den Corona-Infektionen abzuleiten. Insgesamt liegen die Werte verglichen mit dem Zahlen aus dem März und April auf sehr niedrigem Niveau – die große Frage ist, ob die Hygienevorschriften und Kontaktbeschränkungen ausreichen, sie auch niedrig zu halten.

Als eine Art „Frühwarnsystem“ ist von Bund und Ländern beschlossen worden, die sogenannte 7-Tage-Inzidenz für alle Stadt- und Landkreise zu beobachten. Werden in einem Kreis binnen einer Woche mehr als 50 Neuinfizierte je 100 000 Einwohner gezählt, so müssen dort strenge Maßnahmen gegen das Coronavirus ergriffen werden. In Baden-Württemberg liegt derzeit kein Kreis über diesem Wert. Am stärksten ist derzeit Pforzheim betroffen. In einem nahen Fleischwerk sind Hunderte Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt.

Das Infektionsgeschehen konzentriert sich schon länger auf einzelne Hotspots, während die Werte landesweit niedrig sind. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass örtliche Ausbrüche die Landes-Zahlen beeinflussen. Die folgende Tabelle gibt die aktuellen Infizierten- und Verstorbenenraten sowie die Entwicklung der letzten Tage für die Stadt- und Landkreise wieder:

Insgesamt ist die Zahl der Infizierten im Land weiter stark rückläufig. Das Landesgesundheitsamt schätzt, dass es mittlerweile achtmal so viele Genesene wie aktuell noch Infizierte gibt. Das folgende Diagramm zeigt die Entwicklung:

Beim Verhältnis von registrierten Infizierten und Verstorbenen gibt es einen relativ einheitlichen Trend: etwa 4,5 Prozent der Infizierten versterben an Covid-19. Ältere Menschen sind besonders gefährdet. Sie sind nicht nur wesentlich häufiger infiziert, sondern versterben auch eher an der Erkrankung. 88 Prozent aller im Land an und mit Covid-19 Verstorbenen waren 70 Jahre oder älter.

Einige Kreise haben eine etwas höhere Sterblichkeit, wie das folgende Schaubild zeigt. Relativ zur Infiziertenzahl sind im Ortenaukreis die meisten Menschen an und mit Covid-19 verstorben, im Ostalbkreis die wenigsten.

Dieser Beitrag analysiert Daten des Landesgesundheitsamts. Darin fließen beispielsweise keine Daten zur Testintensität ein, weil diese auf Kreisebene nicht verfügbar sind. Es ist auch möglich, dass bei den Kreisgesundheitsämtern aktuellere Zahlen vorliegen, die noch nicht ans Landesgesundheitsamt gemeldet wurden.

Wir aktualisieren diesen Beitrag regelmäßig. Letzter Stand: 12. Mai