Für Menschen ohne Wohnsitz macht die Corona-Pandemie das Leben noch härter, als es bereits ist. Die Wohlfahrtsorganisationen sind alarmiert und fordern die Politik auf, das Problem stärker anzugehen.

Stuttgart - Die Corona-Pandemie trifft Menschen ohne Wohnung und in Wohnungsnot nach Ansicht der Hilfsorganisationen weiter mit großer Wucht. Ihre Zahl hat nach Angaben der Liga der freien Wohlfahrtspflege im zweiten Jahr der Pandemie zugenommen - wenngleich sie im Südwesten immer noch leicht unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit liegt. Auf längere Sicht müssten vor allem deutlich mehr Wohnungen gebaut werden, die für die betroffenen Gruppen in Frage kämen, forderte die Vorsitzende des Dachverbands von Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas und dem Paritätischen Baden-Württemberg, Annette Holuscha-Uhlenbrock. „Gegen Wohnungsnot helfen nur Wohnungen“, sagte sie am Dienstag in Stuttgart.

 

Aus Sicht der Liga sollte der soziale Wohnungsbau unter anderem bei der Vergabe von Grundstücken und der Planung der Flächennutzung priorisiert werden. Im Bestand und beim Neubau müsse „wirksam und sozial verantwortlich gesteuert“ werden, sagte Holuscha-Uhlenbrock und ergänzte: „Wir brauchen Kontingente an Sozialwohnungen für wohnungslose Menschen.“

Rund 12.000 Bitten um Hilfe im Jahr 2021

Laut Liga sind die Dienste und Einrichtungen der öffentlichen und der freien Wohlfahrtspflege im Jahr 2021 von 11.619 Menschen um Hilfe gebeten worden. Das seien fast 200 mehr als im Jahr zuvor und etwa 650 weniger als 2019, teilte sie mit. Die Schätzung geht auf die sogenannte Stichtagserhebung vom vergangenen September zurück. Dabei wurden die Menschen gezählt, die sich an einem bestimmten Tag in einer sozialen Hilfseinrichtung aufhielten, die vor längstens 30 Tagen Kontakt zur Einrichtung gesucht hatten oder die am Stichtag noch betreut wurden.

Die elf in der Liga organisierten Verbände sind nach eigenen Angaben die größten Anbieter von Diensten und Leistungen der Sozialen Arbeit in Baden-Württemberg. Sie vertreten mehr als 290.000 Mitarbeitende in rund 6000 Einrichtungen und Diensten.