Eine ältere Frau aus dem Ortenaukreis ist das sechste Coronavirus-Opfer in Baden-Württemberg. Indes wird im Südwesten das öffentliche Leben weiter heruntergefahren.

Stuttgart - In Baden-Württemberg ist ein weiterer mit dem Coronavirus infizierter Mensch gestorben. Es handelt sich nach Auskunft des Landesgesundheitsamtes vom Dienstagabend um eine über 80-jährige stationär behandelte Patientin aus dem Ortenaukreis, die bereits am Montag starb. Damit steigt die Zahl der Todesfälle in Baden-Württemberg auf sechs.

 

Dem baden-württembergischen Gesundheitsministerium wurden am Dienstagabend außerdem 536 neue bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus mitgeteilt. Damit steigt die Zahl der Infizierten im Land auf 1641 an; 916 von ihnen sind männlich (56 Prozent).

Ausgangssperren bisher nicht geplant

Indes ist in Baden-Württemberg das öffentliche Leben drastisch runtergefahren worden. Die Regierung geht davon aus, dass die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus trotzdem steigen wird. Erst in 10 bis 14 Tagen sei damit zu rechnen, dass die Maßnahmen wirkten, hieß es am Dienstag. Ausgangssperren soll es erst einmal nicht geben.

Infos und Hintergründe zur Coronakrise

Die grün-schwarze Landesregierung kündigte weitere Hilfen in Milliardenhöhe für kleine und mittelgroße Unternehmen an, die unter den Folgen der Coronakrise schwer zu leiden haben. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, Details für die Hilfen sollen noch in dieser Woche in der Koalition abgestimmt und dann umgehend veröffentlicht werden. Bereits beschlossen ist nach seinen Angaben zum Beispiel, die Bürgschaftsprogramme des Landes deutlich auszuweiten. Der Landtag kommt am Donnerstag zu einer Sondersitzung in Stuttgart zusammen. Die Parlamentarier sollen einen Nachtragsetat der Landesregierung beschließen, damit das Land notfalls auf eine millionenschwere Rücklage zurückgreifen kann.

Geschlossen sind in Baden-Württemberg etwa Museen und Theater, Kinos, Bäder, Fitnessstudios, Bibliotheken, Volksschulen und Bordelle. Kretschmann appellierte an die Bürger, sich an die Einschränkungen zu halten.

Kliniken verschieben planbare Operationen

Sozialminister Manne Lucha (Grüne) erklärte, dass nur noch schwer erkrankte Patienten nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus in Krankenhäusern behandelt werden sollen. Ausstattung wie Schutzmasken seien knapp. Baden-Württemberg habe grünes Licht dafür bekommen, Ausrüstungen und Masken im Wert von einer „starken zweistelligen Millionensumme“ erwerben zu können. Die Kliniken verschöben bereits planbare Eingriffe an Patienten. Es werde geschätzt, dass im Südwesten nun 17 Menschen eine Corona-Infektion überstanden hätten.

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Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) bestätigte, dass die Lernplattform Moodle am Montag zusammengebrochen sei. Man versuche, Moodle flächendeckend für die Schüler anzubieten. Man könne aber nicht ausschließen, dass es Ausfälle gebe. Kitas und Schulen sind seit Dienstag geschlossen - Schulkinder haben von ihren Lehrern Aufgaben mitbekommen, die sie zu Hause bearbeiten sollen. Eisenmann kündigte an, dass man bei anstehenden Abschlussprüfungen an den Schulen Rücksicht auf die Situation nehmen wolle. „Ob das jetzt die schwersten Prüfungen werden, 2020, das wage ich zu bezweifeln.“

Schwere Zeiten für Hochzeitspaare

Wer sich das Ja-Wort geben will, muss ebenfalls mit Einschränkungen rechnen: Standesämter reduzieren die Zahl der zugelassenen Gäste teilweise auf ein absolutes Minimum. Das geht nach Angaben des Städtetags Baden-Württemberg so weit, dass nur das Brautpaar anwesend sein darf, da Trauzeugen nicht zwingend vorgeschrieben sind. In einigen Städten werden Heiraten - außer den seltenen Nottrauungen kurz vor dem Tod - auf unbestimmte Zeit verschoben.

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Kriminelle versuchen, die Coronakrise für sich zu nutzen - mit dem sogenannten Enkeltrick in neuer Variante: Sie geben sich als Angehörige aus, um alten Menschen für angebliche Behandlungskosten das Geld aus der Tasche zu ziehen, wie das Landeskriminalamt mitteilte. Der Paritätische Wohlfahrtsverband forderte wegen der Ausbreitung des Coronavirus Soforthilfen für Menschen ohne Wohnung. Viele dieser Menschen seien medizinisch unterversorgt, hätten Mehrfacherkrankungen und gehörten damit zur Risikogruppe.

Nachtflugverbot teilweise ausgesetzt

Am Flughafen Stuttgart ist die Nachtflugbeschränkung für Flüge mit Rückkehrern aus dem Ausland vorübergehend aufgehoben. Das Regierungspräsidium Stuttgart werde für alle Flüge, die aufgrund der Corona-Pandemie in dieser Zeit starten oder landen müssen, eine Ausnahmegenehmigung erteilen, teilte der Flughafenbetreiber am Dienstag mit.

Und Deutschlands größter Freizeitpark, der Europa-Park in Rust bei Freiburg, verschiebt wegen des Coronavirus den Start in die diesjährige Saison: Der Vergnügungspark werde die kommenden Wochen geschlossen bleiben und nicht wie geplant am 28. März öffnen.