Der SPD-Politiker Karl Lauterbach hat die Schulen deutlich kritisiert. Unter anderem warf er ihnen vor, dass zu wenig gegen die Ausbreitung des Coronavirus getan wird.
Berlin - An deutschen Schulen wird nach Einschätzung von SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nicht genug gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie getan. „Das Problem in den Schulen ist in Deutschland immer unterschätzt worden“, sagte er am Montag in Berlin auf dem „Süddeutsche Zeitung Wirtschaftsgipfel“. Die Infiziertenzahl bei den 10- bis 19-Jährigen sei derzeit ungefähr zehnmal so hoch wie während der ersten Corona-Welle im Shutdown.
Natürlich sei es auch denkbar, dass sich diese Kinder bei ihren Eltern infizierten, „aber die Studien zeigen, dass sich Kinder in erster Linie untereinander infizieren in der Schule und dann ihre Eltern infizieren“, sagte Lauterbach. „Wenn es so weiter läuft, würden wir erwarten, dass wir das, was wir in den Restaurants, in den Gaststätten und dergleichen erkämpfen, dass wir das in den Schulen verlieren, und zwar komplett.“
“Am Riemen reißen“
Er plädiere „ohne Wenn und Aber“ dafür, Schulklassen zu halbieren. Man habe sieben oder acht Monate Zeit gehabt, das Lernen von zu Hause aus vorzubereiten. Viele Länder in Skandinavien oder auch in Asien hätten das geschafft. Grundschulen nahm er von seinen Appellen aus, weil die Infektionszahlen hier geringer seien und das Ansteckungsrisiko geringer erscheine.
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Mit Blick auf gesellschaftliche Entbehrungen sagte der Epidemiologe, man müsse sich „am Riemen reißen“. Ein Teil der Menschen werde später auf eine verschobene Hochzeit zurückblicken, während andere mit Spätfolgen der Krankheit zu kämpfen hätten.