Zuletzt gab es immer wieder Aufregung um die Reproduktionszahl R und die Corona-Infektionen. Nun präsentiert das Robert-Koch-Institut eine andere Kennzahl. Derweil stagnieren die Werte in Deutschland.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Die Corona-Pandemie bringt ungefähr im Zwei-Wochen-Takt neue Kennzahlen hervor. Zuletzt war die 7-Tage-Inzidenz das Maß aller Dinge: Wenn in einem Kreis binnen sieben Tagen mehr als 50 Corona-Neuinfizierte je 100 000 Einwohner gezählt werden, müssen dort besondere Maßnahmen zur Eindämmung getroffen werden. Aktuell wird dieser Wert laut Robert-Koch-Institut (RKI) in vier Landkreisen überschritten – davon zwei in Bayern, einer in Thüringen und einer in Nordrhein-Westfalen.

 

Allerdings gibt es seit Freitag wieder eine neue Kennzahl – das 7-Tage-R. Dieses R ist eine Variation der zuletzt häufiger diskutierten Reproduktionszahl, umgangssprachlich auch Infektionsrate. R beschreibt, wie viele Personen ein Infizierter ansteckt. Liegt der Wert unter 1, so sinken die Infiziertenzahlen. Weil das RKI den Wert aber nur schätzt und dafür wiederum auf eine Schätzung des Infektionsgeschehens zurückgreifen muss, verändert sich R teilweise stark – besonders, wenn es um den jeweils aktuellsten Wert geht und umso eher, je geringer die Fallzahlen sind. Dann können einzelne Ausbrüche etwa in Altersheimen oder Großbetrieben zu einer steigenden Reproduktionszahl führen – und in der Folge, wie sich zuletzt mehrfach gezeigt hat, zu erhöhter Aufregung in der öffentlichen Debatte.

Nach eine stetigen Sinkflug im April verharren die Neuinfiziertenzahlen im Mai bei deutschlandweit etwa 850 Infektionen täglich, wie das Schaubild zeigt:

Das Schaubild zeigt die Neuinfektionen im Wochenmittel. Tageweise können sie wegen der erwähnten besonderen Infektionsherde auch deutlicher ausschlagen – mit entsprechenden Folgen für R. Daher mittelt das RKI nun auch R über eine Woche, um solche Ausschläge zu glätten. „Schwankungen werden dadurch stärker ausgeglichen“, heißt es im Lagebericht des RKI von Donnerstagabend. Und weiter: „Das 7-Tage-R bildet das Infektionsgeschehen vor etwa einer bis etwas mehr als zwei Wochen ab.“ In diesem Zeitraum lag die Reproduktionsrate laut aktueller RKI-Schätzung zwischen 0,81 und 0,95 – das heißt, damals sanken die Infiziertenzahlen.

Ungefähr eine ähnliche Betrachtung steckt hinter dem folgenden Diagramm. Es zeigt die gemeldeten Corona-Neuinfektionen im Wochenmittel, verglichen mit dem Wert der Vorwoche. Wegen der Inkubationszeit und dem Verzug vom Auftreten erster Symptome bis zur Meldung ans RKI bilden auch hier die aktuellsten Zahlen das Infektionsgeschehen von vor etwa zwei Wochen ab. Demnach hat die Trendkurve schon an der Nullmarke gekratzt – die Infiziertenzahlen waren drauf und dran, wieder zu steigen. Zuletzt gingen sie aber wieder leicht nach unten.

Im Bundesvergleich steht Baden-Württemberg nicht mehr so schlecht da wie zu Beginn der Pandemie. Bei den gemeldeten Neuinfektionen der letzten sieben Tage liegt das Land im Bundesschnitt. Weil Corona gerade im März und April im Südwesten relativ stark verbreitet war, ist die Verstorbenenrate aber weiter höher als in vielen anderen Bundesländern:

Dieser Beitrag analysiert Zahlen des Robert-Koch-Instituts und wird regelmäßig aktualisiert. Letzter Stand: 15. Mai.