36 Prozent der Deutschen findet die Lockerungen der Corona-Maßnahmen im Juni als zu schnell. Dies geht aus einer Studie der Universität Hamburg hervor.

Hamburg - Laut einer Studie der Universität Hamburg empfinden 36 Prozent der Deutschen die Lockerungen der Corona-Maßnahmen im Juni als zu schnell. Für 14 Prozent der Deutschen dagegen geht es dagegen zu langsam in die Normalität zurück, wie die Universität am Mittwoch mitteilte. 40 Prozent finden die Lockerungen angemessen. Vier Prozent sind aktuell der Meinung, dass die Einschränkungen gar nicht nötig waren. Besonders hoch ist die Sorge vor zu schnellen Lockerungen in Nordrhein-Westfalen mit 41 Prozent. In Bayern teilen die Sorge nur 27 Prozent.

 

Mehr als die Hälfte glaubt nicht daran, dass Kirchen und Fitnessstudios genügend Infektionsschutz bieten. Dagegen hat nur etwa jeder Vierte Bedenken beim Friseurbesuch. Restaurants (38 Prozent) und der öffentliche Nahverkehr (44 Prozent) liegen im Mittelfeld. Mehr Zuversicht herrscht beim Lebensmitteleinzelhandel: Nur jeder Vierte befürchtet, dass in Bäckereien und Supermärkten Hygiene- und Abstandsregeln nicht umgesetzt werden.

Den besten Schutz trauen die Befragten Arztpraxen und Krankenhäusern zu: Nur 23 Prozent haben hier wenig oder gar kein Vertrauen. „Die Sorge der Krankenhäuser, dass Notfallpatienten sich aus Angst vor einer Covid-19-Ansteckung nicht behandeln lassen, scheint derzeit unbegründet“, sagte Co-Autor Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor beim Hamburg Center for Health Economics (HCHE), das die Studie durchführte.

Befragt wurden mehr als 7.000 Menschen in sieben europäischen Ländern

Im Vergleich zu der ersten Befragung im April zeigte sich, dass die Sorgen in Bezug auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie inzwischen geringer sind. So hatten im April 55 Prozent große oder einige Sorgen vor einer Rezession, im Juni waren es nur noch 46 Prozent. Die Sorge, dass kleine Betriebe schließen müssen, sank von 64 auf 50 Prozent. Auffällig ist der Stimmungswechsel im Gesundheitssystem: Nur noch 29 Prozent machen sich aktuell große oder einige Sorgen um eine Überlastung - im April waren es noch mehr als doppelt so viele.

Befragt wurden mehr als 7.000 Menschen in sieben europäischen Ländern. Die Stichproben waren repräsentativ für die jeweilige Bevölkerung in Bezug auf Region, Geschlecht, Alter und Bildung. Die jüngste Online-Umfrage wurde zwischen dem 9. und 22. Juni erhoben, die erste betraf den Zeitraum vom 1. bis 15. April. Etwa 60 Prozent der Befragten der ersten Runde nahmen auch an der zweiten Erhebung teil. Die Studie ist eine Kooperation der Universität Hamburg mit der Nova School of Business and Economics (Portugal), der Bocconi University (Italien) und der Erasmus University Rotterdam (Niederlande).