Am Freitag hat die Zahl der seit Beginn der Pandemie nachweislich mit dem Coronavirus Infizierten im Land die Marke von 50 000 überschritten. Der Anteil der täglichen Neuinfektionen wächst schleichend – auch unter den Älteren.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Seit Ausbruch der Pandemie haben sich in Baden-Württemberg nachweislich mehr als 50 000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Laut Landesgesundheitsamt wurde die Marke im Laufe des Donnerstags überschritten.

 

In absoluten Zahlen gibt es in Stuttgart mit rund 2850 die meisten Infizierten, gemessen an der Bevölkerung im Landkreis Biberach mit knapp 35 Infizierten je 100 000 Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen. 49 der 69 dort erfassten Neuinfektionen gehen laut Landesgesundheitsamt auf insgesamt sieben Ausbrüche zurück – einer davon an einer Arbeitsstätte, die anderen im privaten Umfeld.

Das folgende Schaubild zeigt, wie das Infektionsgeschehen seit etwa Anfang Juli langsam, zuletzt spürbar wieder angezogen hat. Von einer Art Plateau Ende Juni ausgehend steigt die Zahl der Neuinfizierten mittlerweile wieder an.

In Sachen Coronavirus war der September ein Monat der schleichenden Eskalation. Eine weitere Wegmarke wurde im Laufe des Donnerstags erreicht: 2000 bestätigte Neuinfektionen pro Tag, gemittelt über eine Woche und bundesweit. Sie sind das „neue Normal“. Vor vier Wochen waren es noch um die 1000 Neuinfizierten pro Woche.

Corona-Zahlen im September

Die Zahlen nehmen langsam, aber beständig. Einen Anlass für gesteigerte Hysterie gab es im September nicht, dazu ist das Wachstum nicht steil genug. Mit Spannung wird aber zu beobachten sein, ob die Infektionen im Oktober weiter so konstant zunehmen wie im September. Das folgende Schaubild zeigt die Entwicklung für Deutschland im September:

Die steigenden Zahlen sind nicht alleine einer Ausweitung der Tests geschuldet, wie aktuelle Daten des Robert-Koch-Instituts zeigen. Seit sechs Wochen liegt die Zahl der Corona-Tests in Deutschland bei knapp über einer Million. Der Anteil der Tests, die eine Corona-Infektion ergeben, ist seither von 0,74 auf 1,22 gestiegen – eine moderate Zunahme, die aber auf einen tatsächlich steigenden Anteil von Infizierten hinweist. Auch der Anteil der nachweislich Infizierten, die keine oder keine Corona-typischen Symptome aufweisen, ist in den vergangenen Wochen zurückgegangen. Gleichwohl beträgt er immer noch knapp zwanzig Prozent. Mutmaßlich wurde ein großer Teil dieser Infektionen „zufällig“ entdeckt, also etwa bei Reihentestungen ohne konkreten Corona-Verdacht bei den Betroffenen.

Im Bundesländervergleich sind Berlin, Bremen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen derzeit besonders stark betroffen. Die Zahl der erfassten Neuinfektionen liegt hier laut Robert-Koch-Institut deutlich über dem Bundesschnitt von 15,3 Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern. In Baden-Württemberg liegt der Wert mit 15,1 ganz leicht darunter.

Die folgende Tabelle zeigt die aktuellen Werte für die einzelnen Bundesländer:

Die Zunahme der erfassten Neuinfektionen verlief seit Anfang August in den Bundesländern recht unterschiedlich. In Baden-Württemberg legten die Werte während der Sommerferien stark zu. Bis zu 70 Prozent aller erfassten Neuinfektionen wurden aus dem Ausland mitgebracht. Seit dem Ende der Urlaubszeit liegt die Entwicklung im Südwesten wieder im Bundesschnitt.

Berlin als Corona-Hotspot

Im folgenden Schaubild ist die Entwicklung für alle Bundesländer visualisiert. Es wird deutlich, dass die Werte insgesamt überall zunehmen. Besonders hervorgehoben sind aber die Trendlinien für Deutschland (schwarz), Baden-Württemberg (gold) und Berlin (rot). In der Hauptstadt steigen die erfassten Neuinfektionen seit Mitte September stark an. Gemeinsam mit Bremen ist das Infektionsgeschehen hier am stärksten mit um die 30 Neuinfizierten je 100 000 Einwohnern.

Die Zahl der an und mit Covid-19 Verstorbenen steigt bei Weitem nicht so stark an wie die der Infizierten. Das liegt daran, dass sich im Sommer vorrangig jüngere Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben, bei denen die Krankheit seltener einen schweren bis tödlichen Verlauf nimmt.

Wieder mehr Ältere infiziert

Gleichwohl sind ältere Menschen weiterhin besonders gefährdet. Das ergibt sich etwa aus dem aktuellen Lagebericht des Landesgesundheitsamts für Baden-Württemberg. Demnach sind in der zurückliegenden Woche ausschließlich Über-70-Jährige an und mit Covid-19 verstorben. Seit dem Ende der Urlaubszeit nimmt auch der Anteil der älteren Infizierten wieder zu; zuletzt trat etwa jede fünfte bestätigte Neuinfektion bei Patienten über 60 Jahren auf.

Das Infektionsgeschehen hat sich mittlerweile auch weitgehend aufs Inland übertragen. Der Anteil der neu erkannten Infizierten, die sich im Ausland angesteckt haben, sank auf zuletzt nur noch etwa 15 Prozent. In den vergangenen Wochen reisten die meisten Infizierten aus der Türkei (88 Fälle), Rumänien (36), Österreich und Frankreich (je 24) ein. Für den Zeitraum seit Anfang Juni waren Kroatien (1186 Infizierte) und der Kosovo (1153) die Länder, aus denen die meisten Infizierten nach Baden-Württemberg eingereist sind.

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