In der Debatte um eine allgemeine Impflicht in Deutschland hat sich nun auch Hendrik Streeck zu Wort gemeldet. Derzeit sei er dagegen, so der Virologe.

Berlin - . Der Bonner Virologe Hendrik Streeck, der dem Corona-Expertenrat der Bundesregierung angehört, ist derzeit gegen eine allgemeine Impfpflicht. Die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die hochansteckende Omikron-Variante des Coronavirus sei zu gering, sagte Streeck am Mittwoch dem Fernsehsender „Welt“: „Wo wir weder sagen können, wie lang die Schutzwirkung ist, wie lange die Schutzdauer sein wird, auch in Hinblick auf zukünftige Varianten, die kommen können, da kann man im Moment keine langfristige Empfehlung aussprechen.“

 

Derzeit könne man nicht von Impfpflicht reden

Der Virologe hob hervor, wie wenig man derzeit die Entwicklung des Impfschutzes voraussagen könne. Bei der Omikron-Variante funktionierten die Immunantworten schlechter, folglich stelle sich die Frage nach besseren Impfstoffen. Dies könne immer wieder so sein, wenn neue Varianten des Coronavirus auftauchten, erläuterte Streeck, „sodass man in meinen Augen mit so einer schlechten Vorhersagbarkeit von Dauerschutzwirkung und in Hinblick auf zukünftigen Varianten eigentlich schwer von einer Impfpflicht im Moment reden kann“.

Lauterbach und Scholz für Impflicht

Damit stellte sich Streeck gegen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Lauterbach hatte zuvor begrüßt, dass auch der Deutsche Ethikrat sich für eine Impfpflicht ausgesprochen hat. Er werde einem entsprechenden Antrag im Bundestag zustimmen und möglicherweise auch daran mitwirken, dass er zustande komme, sagte er. Weil es sich bei der Impfpflicht um ein ethisches Thema handelt, sollen die Anträge fraktionsübergreifend erarbeitet werden und die Abstimmung ohne Fraktionszwang erfolgen. Der Bundestag will sich im kommenden Jahr mit der Frage einer allgemeinen Impfpflicht beschäftigen.

Die Bundesregierung hatte den Ethikrat gebeten, bis zum Jahresende eine Empfehlung abzugeben. Eine knappe Mehrheit des Gremiums ist für eine allgemeine Impfpflicht für alle Erwachsenen ab 18 Jahre, eine deutliche Mehrheit spricht sich zumindest für die Ausweitung der Impfpflicht auf besonders gefährdete Gruppen aus. Im Gesundheitswesen tritt Mitte März kommenden Jahres eine Impfpflicht für das Personal in Kraft.