Nachdem er Kontakt zu einem mit Covid-19 infizierten Parteikollegen hatte, muss der britische Premierminister Boris Johnson in Isolation gehen. In der Vorwoche sah man ihn noch ohne Abstand mit den Kollegen posieren.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - In der Woche, die er für einen „Neustart“ seiner Regierung nutzen wollte, findet sich der britische Premierminister Boris Johnson erneut abrupt abgebremst – und von allen Mitarbeitern gemieden. Weil er Kontakt zu einem mit Covid-19 infizierten Parteikollegen hatte, muss sich Johnson seit Wochenbeginn in der Regierungszentrale wieder selbst isolieren. Schon einmal, im März, hatte sich der Premier ja nach einer Ansteckung in No 10 Downing Street abschotten müssen. Als sich seine Lage damals verschlechterte, hatte man ihn sogar auf eine Intensivstation gebracht, wo er mit Sauerstoff versorgt werden musste.

 

Er berste vor Antikörperchen

Diesmal fühle er sich aber „fit wie ein Metzgershund“, erklärte Johnson. Er „berste“ vor Antikörperchen. Dummerweise habe man ihn „herausgepfiffen“, aber die Vorschriften werde er befolgen. Um den geltenden Regeln gerecht zu werden, muss sich Johnson noch zehn Tage lang von der Außenwelt fernhalten. Am vorigen Donnerstag hatte er sich mit einem halben Dutzend Tory-Abgeordneten in Downing Street getroffen, von denen einer in der Folge Symptome entwickelte und einen positiven Test-Bescheid erhielt. Auch die anderen fünf bei dem Treffen anwesenden Parlamentarier haben sich inzwischen selbst isoliert. Bilder der Zusammenkunft der Vorwoche zeigen Johnson relativ nah mit seinen Besuchern zusammenstehen, ohne dass jemand eine Maske trug.

Abgeordnete tragen nicht immer Masken

Dazu befragt, musste Gesundheitsminister Matt Hancock am Montag einräumen, dass in der Regierungszentrale „nicht immer“ Masken getragen würden. Johnson selbst behauptete: „Wir hielten alle soziale Distanz.“ Die Isolationsauflage trifft den britischen Regierungschef zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt. Nach den Turbulenzen der Vorwoche, die in der Entlassung seiner wichtigsten Berater Dominic Cummings und Lee Cain gipfelten, hatte er für die kommenden Tage einen demonstrativen „Neustart“ in No 10 geplant. Der Premier wollte praktisch täglich mit neuen Vorhaben, Ankündigungen und Konferenzen in Erscheinung treten. Er wollte unter anderem eine Delegation unzufriedener Fraktionsmitglieder empfangen, seinen Mitbürgern das weitere Vorgehen beim Lockdown erläutern und eine ehrgeizige „grüne Tagesordnung“ für die Nation verkünden – Letzteres auch mit Blick nach Washington, um den künftigen US-Präsidenten Joe Biden freundlich zu stimmen, der wenig Sympathien für ihn hegt.

Johnson wieder auf Zoom

In der eigenen Partei findet sich Boris Johnson derweil unter Druck, den gegenwärtigen „milden Lockdown“ Englands Anfang Dezember wieder aufzuheben. Die Gesundheitsexperten der Regierung haben stattdessen strikte Maßnahmen angeraten. Auch in Schottland und Nordirland sollen die Restriktionen verschärft werden. Notgedrungen operiert Johnson nun wieder mit der Videoplattform Zoom und kleinen Videos. In aller Eile wurde zu Wochenbeginn auch geprüft, ob die immer mittwochs stattfindende Fragestunde des Premierministers Johnson diesmal per elektronischer Teilnahme Johnsons abgehalten werden kann. Letztlich könne der Regierungschef auf solche Weise auch mit europäischen Amtskollegen in Kontakt treten.