Seit zwei Wochen gibt es bei der Corona-Hotline des Landes Auskunft auch auf englisch, türkisch, russisch und arabisch. Reichlich spät, denn der überwiegende Teil der Infizierten in den Krankenhäusern hat einen Migrationshintergrund.

Stuttgart - „Die Corona-Hotline des Landes beantwortet nun auch Fragen auf Englisch, Türkisch, Arabisch und Russisch“, hat die Landesregierung am 5. November 2021 verkündet. „Das Corona-Virus wird so schnell nicht wieder verschwinden. Für viele Menschen stehen jetzt die Auffrischimpfungen an. Deshalb haben wir die Informationsangebote noch einmal verstärkt ausgebaut“, begründet das Sozialministerium die Aktion.

 

Migrationshintergrund nicht erhoben

Die Nachricht kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem bereits ein überproportionaler Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund auf den Covid-Intensivstationen und den Covid-Normalstationen versorgt werden musste – nicht nur in einer Klinik, sondern in zwei großen Häusern in Stuttgart und in Kliniken in der Region Stuttgart. Belastbare Zahlen gibt es nicht, da bei Impfungen und Testungen der Migrationsstatus nicht erfasst wird.

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Das Ministerium widerspricht dem Vorwurf, dass die mehrsprachige Corona-Hotline in Anbetracht der unterschiedlichen Pandemieentwicklung zu spät komme. Man habe bereits die Corona-Verordnungen und FAQs „zeitnah“ in viele Sprachen übersetzt und an die Migrantenverbände kommuniziert. Auch die Impfkampagne des Landes sei komplett mehrsprachig, und über Posts würden Informationen mehrsprachig in den Sozialen Medien platziert. Man verzeichne eine steigende Nachfrage nach Informationen: im Oktober noch 7700, seien jetzt, Mitte November, schon mehr als 10 000 Anrufe verzeichnet worden.

Problem ist die Desinformation

Der virtuelle Austausch mit Migrantenorganisationen, Kirchen und Religionsgemeinschaften vor einem halben Jahr scheint nicht die gewünschte Wirkung entfaltet zu haben. Schon damals litten mehr Menschen mit einem Migrationshintergrund an schweren Covid-Verläufen. Das zeigte eine Umfrage bei Klinikträgern in der Region Stuttgart.

Der Pressesprecher des Sozialministeriums konstatiert: „Generell haben wir nicht den Eindruck, dass es zu wenig Informationen rund um Corona auf dem Markt gibt. Das Netz ist voll zu diesen Themen. Das Problem sind eher die Desinformationen. Deshalb werden wir weiterhin auf allen Kanälen und in mehreren Sprachen informieren, um so möglichst viele Menschen zu erreichen und unserem Informationsauftrag nachzukommen.“