Pro Stuttgart sagt das Weindorf ab – zumindest in der bisherigen Form. In diesem Spätsommer feiern die Weinliebhaber mit Veranstaltungen im Netz und zu Hause.

Stuttgart - Das Stuttgarter Weindorf, beliebt als Spätsommer-Event landesweit, wird im Corona-Jahr 2020 nicht wie gewohnt stattfinden. Wegen des derzeit gültigen Versammlungsverbots und um die Verbreitung des Virus nicht erneut anzuheizen, sieht sich der Veranstalter, Pro Stuttgart e. V., gezwungen, die 44. Auflage des Weinfestes ausfallen zu lassen. „Aus Verantwortung für die Gäste und Weindorfwirtinnen und -wirte“ habe man die Entscheidung getroffen, heißt es in der Mitteilung des Vorsitzenden von Pro Stuttgart. „Für uns und für die ganze Weindorf-Familie ist die Absage natürlich sehr traurig“, sagt Werner Koch.

 

129 Lauben hatten im vergangenen Jahr Weintrinker und Liebhaber der feinen bis deftigen Gerichte angelockt. Geplant war das Fest mit mehr als 30 Gastronomen und Winzern, Süßwaren- und Spezialitätenhändlern auf dem Markt- und Schillerplatz sowie in der Kirchstraße. Nun muss die Hocketse und Drucketse das erste Mal seit 43 Jahren ausfallen.

Weinproben im Privaten

Allerdings haben sich die Veranstalter etwas einfallen lassen, um den Gästen den Spätsommer doch noch zu versüßen. „Pro Stuttgart wird von 26. August bis 6. September jeden Abend von 18 bis 19 Uhr ein ,wirtuelles‘ Stuttgarter Weindorf organisieren“, sagt Bärbel Mohrmann, Geschäftsführerin von Pro Stuttgart. Geplant sind unter anderem digitale Weinproben mit den Winzerinnen und Winzern, gesendet aus einer Laube heraus, die auf der Terrasse der Alten Kanzlei aufgestellt sein wird. Die Zuschauer können es sich daheim gemütlich machen und sich dazu mit Unterstützer-Paketen ausstatten: Diese enthalten Weine der Winzer und Gutscheine der Gastronomen und seien, so Bärbel Mohrmann, in Kürze unter www.prostuttgart.de oder www.stuttgarterweindorf.de erhältlich. „So bringen wir ein bisschen Weindorf-Gefühl in die Wohnzimmer, Gärten oder Weinkeller.“

Verein in Finanznot

Ein Teil des Erlöses kommt Pro Stuttgart zugute, da der Verein durch die Absage des Weindorfs und der Kulturveranstaltungen in finanzielle Turbulenzen gerate. „Wir vermieten 85 Prozent der Lauben auf dem Weindorf und leben ausschließlich von dem Fest“, sagt Mohrmann. „Jetzt sitzt Pro Stuttgart auf Kosten in Höhe von knapp 200 000 Euro, die schon für Werbung, Druckaufträge und andere Vorbereitungen angefallen sind.“ Daher sei man auf die Solidarität der Weindorffreunde und der Wirte angewiesen. Deshalb werde man unter anderem auch eine Crowdfunding-Aktion ins Leben rufen.

Das „wirtuelle“ Weindorf bietet neben Weinproben, Kinderschminkkursen und der digitalen Weindorf-Eröffnung noch einen weiteren Programmpunkt mit Tradition: Aus der Laube wird der Weindorftreff von SWR Studio Stuttgart und Stuttgarter Nachrichten gesendet, eine Talkrunde mit den SWR-Moderatoren Diana Hörger und Axel Graser sowie dem Kolumnist der Stuttgarter Nachrichten, Tom Hörner. Die Sendung mit prominenten Gästen aus Politik, Kultur und Wirtschaft kann man im Internet verfolgen.