Die Supermärkte müssen sich an strenge Auflagen halten. Die Kunden müssen Abstand halten, nur wenige dürfen sich im Laden befinden. Wie klappt das in Stuttgart?

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Abstand halten und nicht zu viele Kunden zur selben Zeit im Laden – Supermärkte dürfen natürlich während der Coronakrise weiterhin aufhaben, müssen aber strengere Auflagen erfüllen. Alle Händler müssen sich im Alltag massiv umstellen. Das klappt noch nicht überall so gut. Gerlinde Mayer aus Bad Cannstatt hat sich unlängst um halb acht in der Früh bei Penny in Bad Cannstatt angestellt. „Da war alles sehr vorbildlich, die Leute wurden kontrolliert reingelassen“, sagt sie. Weil ihr die Schlange aber zu lang war, ist sie zum Lidl nebenan. „Da war alles voll, Nullkommanull Abstand und in den Gängen war dichtes Gedränge, weil die Einräumer noch mit ihren Wägen unterwegs waren“, schildert sie die Situation. An der Kasse hätten die Security-Männer vergeblich versucht, die Menschen auf die Regeln hinzuweisen. „Aber die standen eng gedrängt wie in einer Sardinenbüchse“, sagt Mayer. „Das kann echt nicht sein. Ich habe mich wirklich aufgeregt.“

 

Manche Discounter lassen sogar keine Kinder in den Laden

Bei einem Discounter-Gartenmarkt in Cannstatt nahm man es mit den Verordnungen hingegen etwas zu genau. „Am Eingang hieß es plötzlich, meine beiden kleinen Kinder dürfen nicht mit in den Laden“, erzählt eine Leserin, die ihren Namen lieber nicht sagen möchte. Sie habe dann woanders eingekauft, weil sie die Kleinen schlecht unbeaufsichtigt vor dem Laden stehen lassen könne. Tatsächlich gebe es keine Anordnung, dass Kinder nicht mehr mit in Läden dürfen, sagt eine Sprecherin der Stadt Stuttgart auf Nachfrage unserer Zeitung.

Zu einzelnen Geschäften könne man sich nicht äußern, heißt es bei Lidl, sagt eine Sprecherin, betont aber auch: „Lidl orientiert sich hinsichtlich des Coronavirus an den Angaben des Robert Koch-Instituts und hat die regulären Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen intensiviert.“ Zudem habe man auch weitere Maßnahmen eingeführt: Die Filialen seien mit Desinfektionsmittel ausgestattet, die Kassierer durch Plexiglas geschützt, Bodenaufkleber kennzeichnen den erforderlichen Mindestabstand und man habe externe Sicherheitskräfte beauftragt.

Nicht alle Kunden wollen die neuen Regeln akzeptieren

Gerlinde Mayer hat auch das Gefühl, es liege weniger an den Supermärkten, weil diese die Regeln nicht strikt einhielten, sondern an den Kunden: „Die Händler kriegen den den Frust der Kunden ab.“ Sie befürchte, je länger das alles dauere, desto größer sei die Nichtakzeptanz bei den Menschen.

Bei fast allen Supermärkten hingegen ist derzeit zu beobachten, dass tatsächlich nur wenige Menschen in den Laden dürfen. Sowohl bei dem Drogeriemarkt DM in Degerloch als auch bei Rewe an der Epplestraße achtet Sicherheitspersonal darauf, dass die Läden möglichst leer sind und Abstände im Laden und an den Kassen eingehalten werden.

Bei Rewe und Penny hat man das Gefühl, dass die anfänglichen Hamsterkäufe etwas nachlassen. Die Nachfrage habe sich etwas normalisiert. „Das gibt uns die Gelegenheit, den Warenbestand in unseren Lagern und in den Märkten wieder aufzufüllen“, sagt Pressesprecher Andreas Krämer.

Kunden sollen auch selbst einen Beitrag leisten

Insgesamt hoffe man, dass auch die Kunden selbst einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisteten, in dem sie Abstand halten und sich „besonnen und respektvoll“ verhielten. „Sollten wir feststellen, dass dies nicht der Fall ist, so weisen wir den Kunden freundlich darauf hin. Wir sehen in dem Punkt aber keine nennenswerten Vorkommnisse“, betont Krämer.

In den eigenen Märkten, also sowohl bei Rewe als auch bei Penny, halte man die Schutzmaßnahmen strikt ein. „Das hat für uns oberste Priorität“, sagt Krämer. Wo der Kundenzulauf dies notwendig mache, beschränke man den Zugang zu den Märkten. Dies könne sowohl durch Einlasskontrollen als auch durch die Beschränkung der Anzahl der Einkaufswagen oder der Körbe geschehen. Auch habe man ein umfassendes Hygienekonzept, die Läden würden mehrmals täglich gereinigt.

Keine Menschen im Laden: Digitaler Supermarkt überzeugt in der Krise

Viele Menschen haben trotz der hohen Vorsichtsmaßnahmen Angst, sich im Supermarkt mit dem Virus Covid-19 anzustecken. Der digitale Supermarkt Emmas Enkel ist da für viele Menschen offensichtlich die geschütztere Alternative. „In der Tat zeigen sich in der aktuellen Situation die Stärken dieses Konzepts“, sagt Frank Grüneisen, Pressereferent bei Real. Im vergangenen August hat die Supermarktkette gemeinsam mit dem Stuttgarter Start-up Smark den ersten automatisierten Supermarkt in Stuttgart eröffnet. Der Laden ist 24 Stunden und sieben Tage die Woche geöffnet. Kunden können ihre Ware vorab digital über eine App bestellen oder diese im Laden an einem Automaten auswählen. „Das Einkaufsverhalten der Kunden bei unserem Emmas Enkel Markt ist ein komplett anderes als in den regulären Real-Märkten“, sagt Grüneisen. Dadurch betrage die durchschnittliche Verweildauer im Laden oft nur rund zwei Minuten.

Ganze Gruppen von Personen halten sich kaum im Markt auf. „Daher haben wir auch keine Mitarbeiter oder Dienstleister zur Einlasskontrolle abgestellt“, sagt Grüneisen. Über ein Plakat am Eingang weise man die Kunden auf die derzeitigen Verhaltens- und Hygieneregeln hin. Das Café sei, wie alle anderen Gastronomiebetriebe, im Moment geschlossen.