Zwei Coronavirus-Fälle in Stuttgart Drei Kliniken haben separate Ambulanzen eingerichtet

In Stuttgart sind eine Frau und ein Mann positiv auf das Coronavirus getestet worden. Um dieses einzudämmen, weiten das Gesundheitsamt und Kliniken ihre Kapazitäten zur Beratung und Testung möglicher Betroffener aus.
Stuttgart - Es war eine Frage der Zeit, bis auch in der Landeshauptstadt die Infektion einer Person mit dem Coronavirus gemeldet wird. Am Mittwochnachmittag war es so weit: Auch eine 54-jährige Frau aus Stuttgart sei betroffen, hieß es in einer Meldung des Landessozialministeriums über sechs weitere Covid-19-Infektionen im Land. Die Frau habe sich Anfang der Woche in der Corona-Ambulanz des städtischen Klinikums vorgestellt, „weil sie im Rahmen eines beruflichen Treffens in Barcelona Kontakt zu einem bestätigten Covid-19-Fall hatte“, erklärte die Stadtverwaltung. Der Patientin gehe es „bis auf leichtere Erkältungssymptome gut“, sagte ein Kliniksprecher. Man habe die Frau „vorsorglich“ stationär aufgenommen, sie werde in einem Isolationszimmer mit Schleuse betreut. Die Kontaktpersonen – „nur eine Handvoll“ – habe das Gesundheitsamt lückenlos identifizieren können. Diese befänden sich in „häuslicher Isolation“. Der Leiter des städtischen Gesundheitsamts, Stefan Ehehalt, betonte, die Patienten habe sich „ausgesprochen verantwortungsvoll verhalten“.
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Am Abend wird in Stuttgart ein zweiter Fall bekannt: Es handelt sich um einen 43-jährigen Reiserückkehrer aus Malè (Trentino-Südtirol, Italien), der dort zum Skifahren war. Der Patient sei stationär im Krankenhaus aufgenommen worden, meldete das Landessozialministerium. Der Mann hatte seit Sonntag Symptome, schreibt die Stadt Stuttgart in einer Pressemitteilung. Er habe Anfang der Woche seine Hausarztpraxis aufgesucht. Die außerfamiliären Kontaktpersonen werden derzeit noch ermittelt.
„Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß“
Schon zuvor hatte man beim Gesundheitsamt zwölf andere Kontaktpersonen im Blick, die sich in häuslicher Quarantäne befinden, weil sie mit Personen zusammengetroffen sind, bei denen das Coronavirus nachgewiesen worden ist, erklärte Kerstin Gronbach, die Leiterin des Bereichs Infektionsschutz beim Gesundheitsamt. Zwei von diesen, die in Kontakt mit den positiv getesteten Südtirol-Rückkehrern aus Ludwigsburg standen, hätten auch Krankheitssymptome gezeigt und wurden getestet. Die anderen Kontaktpersonen standen in Verbindung mit anderen Covid-19-Betroffenen aus den umliegenden Landkreisen.
„Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß“, hat Stefan Ehehalt festgestellt. Deshalb betont er: „80 Prozent der Erkrankungen verlaufen milde.“ Ziel sei es nun, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und dessen Verbreitung einzugrenzen. So läuft der weitere Ausbau der Beratung und Testung möglicher Betroffener. Das Gesundheitsamt stockt sein Personal in der Telefonberatung von 30 Mitarbeitern um weitere 50 Kräfte auf. Aus gutem Grund. „Pro Tag gehen deutlich über 200 Anrufe ein“, sagt der Leiter des Gesundheitsamts. Um das zusätzliche Personal bereitstellen zu können, müssen zwei Sachgebiete des Amts pausieren: die Zahngesundheit sowie Kinder- und Jugendgesundheit. „Das fällt uns schwer, aber wir müssen die Kräfte bündeln“, sagt Stefan Ehehalt. Die Telefonzeiten werden auf 9 bis 17 Uhr erweitert.
Viele Anrufe von Schulen und Kitas
Nicht wenige Anrufe kommen von Schulen und von Kindertageseinrichtung. Diese wollen etwa wissen, was zu tun wäre, wenn ein Kind erkrankt ist. Viele Anrufe betreffen Veranstaltungen, ob man diese abhalten könne oder nicht. Dazu soll es bald eine Handreichung durch die Stadt geben. Die meisten Anfragen aber kommen von Menschen, die in einer als Risikogebiet eingestuften Region in Italien waren. Eine Unsicherheit besteht bei Skitouristen nach Aufenthalten in Südtirol, das nicht offiziell als Risikogebiet gilt. „Da sollte man nach Möglichkeit zu Hause bleiben“, sagt Stefan Ehehalt. Ohne Symptome werden auch Südtirol-Heimkehrer nicht getestet. Betroffene klagen aber, dies sei auch nicht so, wenn man Grippe- oder Erkältungssymptome zeige.
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Das könnte sich ändern. Stuttgart hat seit vorigem Freitag nicht nur eine Coronavirus-Anlaufstelle im Katharinenhospital (KH). Dort meldeten sich pro Tag etwa 100 Personen, so ein Sprecher. Bis am Mittwoch seien es insgesamt etwa 350 gewesen. „Weniger als die Hälfte“ seien „in begründeten Verdachtsfällen“ getestet worden.
Abstriche gehen ans Landesgesundheitsamt
Was bisher nicht öffentlich bekannt war: Auch das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) und das Marienhospital haben seit Freitag eine separate Corona-Ambulanz. „Jeden Tag kommen 30 bis 40 Personen“, sagt Mark Dominik Alscher, der Medizinische Geschäftsführer des RBK. Im Marienhospital liege der Zulauf bis jetzt pro Tag noch „im einstelligen Bereich“, erklärt Pflegedirektor Jürgen Gerstetter.
Derzeit werden die genommenen Abstriche im Landesgesundheitsamt getestet. Das wird sich ändern. Bis Ende dieser oder Anfang nächster Woche sollen die Tests in den Laboren des KH und des RBK gemacht werden, das Marienhospital will Mitte nächster Woche so weit sein. Bisher habe man „eher zu wenig“ Testkapazität, räumt Mark Dominik Alscher ein, und gehe strikt nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts vor. Wenn die Kapazität größer sei, könne man Ermessensspielräume großzügiger nutzen.
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