Die Resonanz war größer als das Angebot: Die Räumlichkeiten der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart wurden in ein Pop-up-Impfzentrum für Mitarbeiter aus Gastronomie und Hotellerie verwandelt.

Stuttgart - Wenn heute Abend das Restaurant „Der Zauberlehrling“ im Bohnenviertel zum ersten Mal wieder Gäste bewirtet, steht Morris Rasspe mit einem besonders guten Gefühl in der Küche. Der 23-jährige Koch gehört zu den 200 Mitarbeitern aus Gastronomie und Hotellerie, die an diesem Samstag ihre erste Impfung erhalten haben. Dafür wurden die großzügigen Räumlichkeiten der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart in ein Pop-up-Impfzentrum verwandelt.

 

Zweite Impfung findet am 11. Juli statt

„Groß hilft Klein“ nennt Thorsten Pilgrim als Motto dieser Aktion, die der Arzt als Präsidiumsmitglied der IHK zusammen mit dem Kammer-Präsidenten Johannes Schmalzl in die Tat umgesetzt hat. Selbst-verständlich nach Absprache mit dem Sozialministerium. „Es ist immens wichtig, die betrieblichen Impfungen voran zu bringen“, betont Pilgrim, der auch im Robert-Bosch-Impfzentrum aktiv ist. Dafür bräuchten die kleinen Branchen, die im Gegensatz zu den Unternehmensgiganten wie Bosch, Daimler und Porsche keine eigenen Impfstraßen einrichten können, hilfreiche Unterstützung. Und welcher Ort würde sich dafür besser anbieten als die IHK mit genügend Platz auf zwei Etagen für die Sicherheitsregeln und das in den Impfzentren übliche Prozedere: Vom Fiebermessen beim Eintreten, über das Warten im großen Saal im Erdgeschoß mit der Vorführung des Info-Films, zum Check-in mit Überprüfung der nötigen Unterlagen und schließlich nach einer kleinen Wartefrist auf der Galerie und weiterer Aufklärung zum erlösenden ersten Pieks. Am Vormittag mit Astrazeneca für die Männer und Frauen über 50, nachmittags mit dem Impfstoff Moderna. Noch eine kurze Ruhezeit, dann wird man entlassen. Die zweite Impfung findet am 11. Juli statt.

Resonanz war größer als das Angebot

„Wir sind sehr glücklich über dieses Angebot und haben alle 700 Mitglieder angeschrieben“, sagt Markus Hofherr, Vorsitzender der Kreisstelle Stuttgart des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Die Resonanz war größer als das Angebot: „Wir hatten Überhänge bei den Anfragen und mussten die Liste irgendwann schließen“, bedauert Susanne Herre, die als Verwaltungschefin der Kammer die Organisation inne hatte.

Wird es ein zweites Angebot für die Mitarbeiter in der Gastronomie und Hotellerie geben? „Das ist nur möglich, wenn wir genügend Impfdosen bekommen“, sagt Hofherr.

Pilgrim hofft auf gruppen-dynamischen Prozess

Daran, fürchtet Pilgrim, wird es scheitern. Das Fehlen von genügend Impfdosen nennt der Mediziner den einen „Flaschenhals“, der ihm Sorgen macht. Dazu fürchtet er im Sommer, wenn auch seine Kollegen Ferien machen, einen Ärztemangel in den Impfzentren. „Dabei brauchen wir in sechs bis zwölf Monaten schon wieder Auffrisch-Impfungen, um gegen weitere Mutationen gewappnet zu sein“, kündigt er an. Das be-deute, dass eigentlich im September alle durchgeimpft sein sollten. Aber da seien als Problem Nummer drei ja auch noch die Impfgegner. Pilgrim hofft auf den gruppen-dynamischen Prozess bei betrieblichen Impfungen. Neben Morris Rasspe und an-deren wie Andrea Gabriel vom Hotel Meridien oder Sven Mentler vom Hotel Mövenpick darf sich allerdings auch ein Mitarbeiter von Bosch die Impfung holen, weil es daran in der Firma noch fehlt.

Zum Glücksgefühl, geimpft besser gegen eine Erkrankung gewappnet zu sein, kommt ein Extra-Dankeschön: Lobende Worte fürs Gute-Beispiel-Sein und eine Rose.