An diesem Samstag wird auf dem Kronprinzplatz geimpft. Bald gibt es weitere Impfaktionen, etwa in der Klett-Passage. Dabei wird neben Biontech auch das Mittel von Johnson und Johnson mitgeführt. Die Stadt erklärt, warum sie daran festhält.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Auch in der Landeshauptstadt steigt die Sieben-Tage-Inzidenz in kräftigen Schritten. Am Donnerstag lag der Wert bei 123,6 Fällen pro 100 000 Einwohner, am Tag zuvor betrug dieser noch 111,1. Und alle, die nicht gegen das Coronavirus geimpft sind, müssen Schnelltests jetzt selbst bezahlen. Der Druck auf Ungeimpfte ist also gestiegen. Das alles scheint die Impfbereitschaft unter Ungeimpften wieder etwas erhöht zu haben. Deshalb baut die Stadt Stuttgart ihre Angebote aus. Die Frage ist freilich, warum dabei weiter auch der Impfstoff von Johnson und Johnson verwendet wird?

 

Bald wird in einem Einkaufszentrum geimpft

Zusammen mit Stuttgarter Hilfsorganisationen errichtet die Stadt am heutigen Samstag, 23. Oktober, ein Impfzelt am Kronprinzplatz (Kronprinzstraße/ Ecke Büchsenstraße). Dort wird von 10 bis 20 Uhr durchgehend geimpft, und zwar mit fünf mobilen Impfteams. Gemeinsam mit dem städtischen Klinikum und der Stuttgarter Ärzteschaft soll das Impfangebot aber auch mittelfristig verstärkt werden. Vor allem im Stadtzentrum, wo nach Angaben der Stadt die Nachfrage am stärksten ist. Nach der Impfaktion auf dem Kronprinzplatz sollen im November zudem in der Klett-Passage und in einem Einkaufszentrum zwei kleinere Impfzentren eingerichtet werden.

Nicht alle wollen in eine Arztpraxis

„Wir freuen uns, dass die Nachfrage nach einer Impfung steigt und dass unsere Angebote genutzt werden“, sagt Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (Grüne). Bei jeder offenen Aktion erreiche man 100 bis 200 Personen. „Klar ist, dass wir eine hohe Impfquote brauchen, um das Virus einzudämmen“, so Sußmann. Bisher haben 60 Prozent der Stuttgarter Bevölkerung einen vollständigen Impfschutz. Neueste Zahlen unterstreichen die Wirksamkeit der Impfung: So ist die Inzidenz in Stuttgart bei Ungeimpften mit 183 viermal so hoch wie bei Geimpften. Seit Schließung der Impfzentren seien die niedergelassenen Ärzte ein wichtiger Pfeiler der Impfkampagne. Aber nicht von allen werde dieses Angebot angenommen. „Offensichtlich ist der Besuch einer Praxis für viele eine Schwelle“, sagt Martin Priwitzer, der Leiter der Abteilung Gesundheitliche Versorgung beim Gesundheitsamt.

Viele Impfdurchbrüche bei Johnson und Johnson?

Bei der Impfaktion auf dem Kronprinzplatz kommt neben Biontech auch der Impfstoff von Johnson und Johnson zum Einsatz, der nur einmal gespritzt werden muss. Doch warum wird dieser noch verwendet? Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat festgestellt, dass bei Menschen, die den Impfstoff von Johnson und Johnson bekommen haben, „im Verhältnis zur Anzahl der verabreichten Impfstoffdosen die meisten Covid-19-Impfdurchbruchserkrankungen beobachtet wurden“. Überdies werde bei diesem Mittel „eine vergleichsweise geringe Impfstoffwirksamkeit gegenüber der Delta-Variante beobachtet. Weshalb eine zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff empfohlen wird.

Wenig Klinikaufenthalte nach einer Impfung

Martin Priwitzer erklärt, warum man dennoch weiter das Mittel von Johnson und Johnson mitführt. Dieses habe den Vorteil, dass schon 14 Tage nach der einmaligen Impfung der „vollständige Schutz“ im Sinne des Gesetzes gelte, was für Menschen interessant sei, die etwa kurzfristig in Urlaub ins Ausland wollten oder die keine zweite Impfung wollten. Und der Wirkstoff sei „sehr gut im Hinblick auf die Verhinderung schwerer Covid-19-Erkrankungen mit Krankenhauspflichtigkeit, nach den vorliegenden Daten sogar besser als die mRNA-Impfstoffe“. Auch sei der Impfstoff „eine gute Alternative“ für Personen, die schlecht zu erreichen sind, etwa für wohnsitzlose Menschen.