Mit einem großen Aufgebot kontrolliert die Polizei in Stuttgart die neuen Corona-Regeln: Alkohol-Verkaufsverbot im Laden ab 21 Uhr, Trinkverbot im Freien ab 23 Uhr. Aber es gibt wenig zu kontrollieren.

Stuttgart - Die ersten Kontrolleure sind am Samstagabend keine Polizisten. Es sind die Menschen an den Kassen der Lebensmittelgeschäfte in der Stuttgarter Innenstadt. Von 21.00 Uhr an dürfen sie keinen Alkohol mehr verkaufen - weder Leichtbier noch Wodka. Die Landeshauptstadt hatte es so angeordnet. Die Regel gilt mindestens bis zum 1. November von Donnerstag bis Sonntag jeweils von 21.00 bis 6.00 Uhr. Mitte der Woche hatte die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt bei über 80 gelegen, weit über der Schwelle von 50. Das heißt, dass es innerhalb von sieben Tagen mehr als 80 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner gab. Auch eine Maskenpflicht im gesamten Stadtkern hat das Gesundheitsamt angeordnet.

 

Für das Amt war schwer abzuschätzen, ob sich die überwiegend jungen Leute an die Vorgaben halten würden oder ob sie sie überhaupt kennen. Sie kommen zum Teil von weit außerhalb der Stadt, um am Wochenende Restaurants und Bars zu besuchen. In einem Supermarkt ist kurz vor Beginn der Sperrstunde vor allem im Getränkebereich einiges los. Ein Mann registriert den Hinweis auf einem DIN-A4-Blatt am Eingang wohl eher zufällig und sprintet los. Wenige Minuten später steht er mit mehreren Flaschen Wein im Arm an der Kasse und zahlt. „Fünf vor neun, das war kurz vor knapp“, sagt er erleichtert. Er habe von der Sperrstunde zwar gehört, diese bei der Planung des Abends leider nicht einkalkuliert.

Minuten später ist Schluss mit dem Abendverkauf. Ein Kunde muss seine 0,3-Liter-Bierflasche an der Kasse stehen lassen. Er schaut verärgert auf seine Uhr: zwei Minuten nach neun. Aber er macht keinen Stress und zahlt die Softdrinks.

Wütende Kunden bislang ausgeblieben

Der Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, der über einen Discounter in der Nachbarschaft wacht, bestätigt den entspannten Umgang mit der vorübergehenden Beschränkung: „Seit Donnerstag bin ich in verschiedenen Läden im Einsatz gewesen. Wütende Kunden hat es keine geben. Alles war ruhig“, erzählt der Wachmann. Bis 22.00 Uhr ist in den Fußgängerzonen keine Polizei zu sehen. Sie hätte allerdings auch selten eingreifen müssen. Nach Ladenschluss schlendern wenige Passanten an den Geschäften vorbei. Der überwiegende Teil trägt auch den Mund-Nasen-Schutz korrekt.

Kurz vor 22.00 Uhr versammeln sich ein Dutzend Mannschaftswagen der Polizei und Streifenwagen vor dem Neuen Schloss. Zehn Minuten später beginnen die Streifenfahrten, um 23.00 Uhr verdichten sie sich - das Verbot, im Freien Alkohol zu trinken, tritt in Kraft. Auch Ausweise werden kontrolliert.

In und vor Bars ist mehr los

Trotz der für die Jahreszeit milden zehn Grad entdecken die Beamten kaum Gruppen an den dafür bekannten Orten in alkoholischer Feierlaune. Die ansonsten gut besuchte Freitreppe am Schlossplatz ist um 23.00 Uhr leer, das Gelände um den Eckensee verwaist. Von dort war im Sommer die Krawallnacht ausgegangen. Sehr viel mehr los ist in den Bars und davor. Abstand zu halten ist schwierig. Laut den städtischen „Regelungen zum Zweck des Infektionsschutzes“ dürfen Gaststätten mit „konzessionierter Außengastronomie“ weiter Alkohol ausschenken.

Wie ein Polizeisprecher bestätigt, war auch die Nacht zu Samstag ruhig verlaufen. Die Polizeikräfte seien bis zum Morgen präsent geblieben. Außer Ermahnungen auszusprechen, hätten sie nicht weiter eingreifen müssen.