Es ist eine ungewohnte Situation für das Studierendenwerk in Stuttgart. Während sich die Einrichtung normalerweise nicht vor Bewerbern für die Wohnheimplätze retten kann, steht nun pandemiebedingt ein Teil der Zimmer leer.

Stuttgart - „Wer flexibel ist, kann sofort einziehen“ – diesen Satz hätten sich wohl viele Studenten gewünscht, die in der Vergangenheit verzweifelt auf der Suche nach einem bezahlbaren Zimmer in der Region waren. Durch die Coronapandemie stehen viele Zimmer in den Studentenwohnheimen des Studierendenwerks Stuttgart leer. Von den 6830 Wohnplätzen in Stuttgart-Mitte, Vaihingen, Ludwigsburg, Esslingen und Göppingen sind zurzeit 618 Zimmer ohne Mieter. Im Vergleich zu den Jahren davor, ist dies eine ungewohnte Situation. Im letzten Sommersemester vor der Pandemie, waren alle Zimmer in den Wohnheimen besetzt und 1373 Studierende standen noch auf der Warteliste.

 

In der Regel beträgt die Wartezeit für einen Wohnheimplatz in der Region Stuttgart im Sommersemester um die drei Monate, im Wintersemester sechs bis acht Monate. Den Grund für die freien Zimmer sieht das Studierendenwerk darin, dass die Vorlesungen an den Hochschulen und Universitäten zurzeit überwiegend online stattfinden. Viele Studenten würden so weiterhin zu Hause wohnen und bei Bedarf zur Hochschule pendeln. Auch zahlreiche Zimmer, die eigentlich für internationale Studenten vorgesehen wären, stehen zurzeit leer.

Weniger internationale Studenten in Stuttgart

Viele Partneruniversitäten haben aufgrund der schwer einschätzbaren Coronasituation ihre Austauschprogramme abgesagt, wodurch weniger Studenten nach Stuttgart kamen. Während im vergangenen Sommersemester noch 178 Zimmer in Stuttgart an internationale Studierende vergeben wurden, sind es in diesem Semester nur 60. Im vergangenen Wintersemester war die Differenz noch deutlicher. Hier wurden statt 712 Zimmern nur 251 Zimmer an Austauschstudenten vergeben.

Die leer stehenden Räume sind auch eine finanzielle Belastung für das Studierendenwerk, da nötige Mieteinnahmen fehlen. Das Studierendenwerk plant nun, vermehrt Studenten zu werben, denn „die Möglichkeit, ohne Wartezeit ein Zimmer zu beziehen, gibt es sonst nicht“, wie Anita Bauer vom Studierendenwerk sagt. Im vergangenen Jahr erhielt die Einrichtung Soforthilfen vom Land, um die Defizite in der Hochschulgastronomie ausgleichen zu können. Wie die Defizite durch die fehlenden Mieteinnahmen ausgeglichen werden sollen, ist noch nicht bekannt.

Im Wintersemester wieder volle Wohnheime

Das Studierendenwerk rechnet allerdings damit, dass zum Wintersemester im November, die Wohnheimplätze in Stuttgart und Ludwigsburg wieder vollständig belegt sein werden. Auch im vergangenen Wintersemester stieg die Nachfrage nach Wohnheimplätzen wieder an. Nur in Esslingen waren noch Plätze frei, die sonst normalerweise von internationalen Studierenden belegt wären. Sollte sich der Studienbetrieb im Laufe des Jahres wieder normalisieren, könnte die Warteliste wieder länger werden, wenn Studierende aus zwei Jahrgängen nach einem Zimmer suchen.