Coronavirus in Stuttgart Wirte rüsten aus Angst vor Einbrechern auf

Die Corona-Krise trifft die Gastronomen besonders hart. Manche Einbrecher denken offenbar, in den Betrieben, in denen niemand mehr ist, könnten sie leichte Beute machen – obwohl die Kassen leer sind und nicht viel zu holen ist.
Stuttgart - Thorsten Schwämmle schwillt der Kamm gewaltig. Der Gastronom und Betreiber des Kraftpaule, wo sich alles um Craftbeer dreht, beschreibt in einem Video, wie er sich nach einem Einbruch in seinen Laden im Stuttgarter Osten fühlt: „Irgendjemand hatte die glorreiche Idee: Ah, jetzt sind ja alle Gastronomien zu! Jetzt ist da ja keiner mehr da! Jetzt kann man da einbrechen!“ Und dann bemerkt: „Die haben ja gar nicht das Geld dagelassen.“ Die Diebe hätten die ganzen iPads des Kassensystems mitgenommen und die leere Kasse abgeschraubt. Das war am 19. März.
Einige Gastronomen hatten ein ungutes Gefühl, als sie aufgrund des Coronavirus ihren Laden zusperren mussten und nicht wissen, wie lange der Zustand anhält, bis das öffentliche Leben wieder anläuft: Wähnen sich Einbrecher jetzt in Sicherheit? Werden Gastronomen ungeachtet der leeren Kassen jetzt eher zum Ziel Krimineller, da die halbe Stadt im Homeoffice sitzt und Wohnungseinbrüche dadurch schwieriger werden?
Manche ziehen aus diesen Befürchtungen bereits Konsequenzen. Thorsten Schwämmle vom Kraftpaule will die Sicherheitsvorkehrungen erhöhen, plant den Einbau einer sichereren Tür und einer Alarmanlage. Auch andere Gastronomen denken leise darüber nach, mehr in Sicherheit zu investieren. In die Bar Immer Beer Herzen an der Hauptstätter Straße wurde bereits 2017 eingebrochen, damals nahm man die Sache mit Humor. Heute ist man besorgt, dass sich die Szene wiederholen könnte. „Wir machen uns schon Gedanken darüber, hoffen aber, dass es gut geht“, sagt Nanno Smeets, einer der Teilhaber.
Polizei verzeichnet keinen Anstieg
Die Stuttgarter Polizei macht keine Beobachtungen, die die besondere Vorsicht einiger Wirte ausgerechnet jetzt nahelegen würde. Sie verzeichnet keinen Anstieg von Einbrüchen in Gaststätten. „Allerdings ist der Zeitraum, seitdem die Gastro geschlossen ist, zu kurz für eine Retrospektive“, sagt Johannes Freiherr von Gillhausen, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Stuttgart. Insgesamt sei die Kriminalität durch die Corona-Krise stark rückläufig. Zum Schutz vor Einbrechern empfiehlt von Gillhausen jene Handreichungen, die auch schon vor der Krise galten und auf der Webseite der Polizei einsehbar sind.
Für von Einbrechern Betroffene wie Thorsten Schwämmle ist das vermutlich ein geringer Trost. Der Schaden ist da, Kasse und iPads sind weg. „Reicht es nicht, dass wir Gastronomen gerade eh schlecht dastehen?“, fragt Schwämmle später im Video. Immerhin hätten die Einbrecher das Bier dagelassen.
Unsere Empfehlung für Sie

Kontrolle in Stuttgarter Lokal Letzte Warnung wegen Coronaverstößen
Bringt es gar nichts, wenn man als Bürger einen Coronaverstoß meldet? Das fragt sich ein Anwohner, dem die Zustände vor einer Bierkneipe Sorge bereiten. Das zuständige Ordnungsamt erklärt die Lage.

Coronavirus in Pflegeheim Erstmals britische Mutation in Stuttgart festgestellt
Nach drei Fällen mit der südafrikanischen Coronavirus-Mutation ist in Stuttgart auch eine Infektion mit der britischen Variante festgestellt worden. Es handle sich dabei nicht um einen Reiserückkehrer. Der Erste Bürgermeister Fabian Mayer erklärte, man befinde sich derzeit „in der schwierigsten Phase der Pandemie“.

Coronavirus in Stuttgart Klinik Schillerhöhe bietet vier Plätze für Quarantäneverweigerer
Die Klinik Schillerhöhe des Robert-Bosch-Krankenhauses ist eines von zwei Krankenhäuser im Land, die einen Bereich für Quarantäneverweigerer freihalten. Momentan ist dort eine Person untergebracht.

Kampf gegen das Coronavirus in Stuttgart Jetzt testet die Bundeswehr in den Altenpflegeheimen
Besucher, die einen Angehörigen im Altenpflegeheim besuchen wollen, müssen nun einen negativen Corona-Schnelltest vorweisen. Weil den Einrichtungen für das Testen aber das Personal fehlt, springt vorübergehend die Bundeswehr ein. In Stuttgart wurde die Unterstützungsaktion gestartet.

Gastronomie in Coronazeiten Eine Branche der Optimisten
Die Pandemie macht Gastronomen das Leben schwer. So mancher steht vor dem Ruin oder hat sogar schon hingeschmissen. Andere wagen ausgerechnet jetzt einen Neustart. Dafür braucht es Mut und eine gewisse Leichtigkeit.

Wilhelma in Stuttgart Knuffiges Faultierbaby erkundet die Welt von Mamas Bauch aus
Während die Tore der Wilhelma aufgrund der Corona-Pandemie seit fast genau drei Monaten ununterbrochen geschlossen sind, sorgt der Faultier-Nachwuchs im Amazonienhaus intern für eine positive Ablenkung.