Unternehmen können nun Corona-Darlehen der KfW ohne zeitraubende Prüfung durch die Hausbank erhalten. Die Geldhäuser werden vom Risiko befreit.

Berlin - Im Kampf gegen einen drohenden Kollaps der Wirtschaft infolge der Corona-Pandemie greift der Staat mittelständischen Unternehmen erneut unter die Arme. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Hilfsprogrammen soll es künftig Darlehen geben, bei denen der Bund das Ausfallrisiko zu 100 Prozent übernimmt. Damit entfällt die übliche Risikoprüfung durch die Hausbanken, welche sich bisher als Flaschenhals für rasche Zusagen von Notkrediten in der Corona-Krise erwiesen hatte.

 

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte, dass die Bearbeitung der Kreditanträge womöglich noch in dieser Woche beginnen könne. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, es gehe darum, die „einzigartige Substanz und Breite“ des Mittelstands in Deutschland zu erhalten, damit dieser nach der Corona-Krise wieder durchstarten könne.

100 Prozent Haftung statt 90

Die neuen Schnellkredite der staatseigenen KfW-Bankengruppe sind bestimmt für Mittelständler mit einer Belegschaft zwischen zehn und 250 Beschäftigten. Die Firmen müssen mindestens seit dem 1. Januar 2019 am Markt und durch die Pandemie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sein. Das Kreditvolumen pro Unternehmen beträgt bis zu drei Monatsumsätze des Jahres 2019, maximal jedoch 500 000 Euro bei Firmen mit bis zu 50 Mitarbeitern. Firmen mit einer größeren Belegschaft können bis zu 800 000 Euro bekommen.

Beim bereits bestehenden KfW-Hilfsprogramm für Mittelständler übernimmt der Bund bis zu 90 Prozent des Kreditrisikos. Da der Rest bei den Hausbanken verbleibt, schauen diese weiterhin genau hin, ob sie mit einer Rückzahlung rechnen können. Diese Prüfung dauert Zeit, die viele Mittelständler in der gegenwärtigen Situation oft nicht haben – weil ihnen Aufträge weggebrochen sind, zugleich aber fixe Kosten weiterlaufen oder Investitionen zu bezahlen sind.

Die neuen KfW-Schnellkredite mit kompletter Staatshaftung müssen Mittelständler zwar auch über ihre Hausbanken beantragen, die Regierung hat aber Kriterien entwickelt, die die Prüfung auf ein Mindestmaß reduzieren sollen.

Verbände loben Kredite

So müssen die betroffenen Firmen im Jahr 2019 oder im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre einen Gewinn ausgewiesen haben. Die Unternehmen dürfen zudem zum 31. Dezember 2019 nicht in Schwierigkeiten gewesen sein. Die Darlehen laufen über zehn Jahre. Der Zinssatz beträgt drei Prozent und ist damit höher als beim herkömmlichen KfW-Unternehmerkredit. Ein späterer Wechsel ist aber möglich.

Die großen Wirtschaftsverbände lobten am Montag das Vorgehen der Regierung. DIHK-Präsident Eric Schweitzer sprach von einem „richtigen und konsequenten Schritt“. BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang nannte den Beschluss „ein starkes Signal für den Mittelstand“.

Außer Mittelständlern hilft der Bund in der Corona-Krise auch Selbstständigen und Großunternehmen: Selbstständige mit bis zu zehn Beschäftigten können direkte Zuschüsse beantragen. Sehr große Unternehmen werden bei der Refinanzierung unterstützt und können notfalls auch verstaatlicht werden.