In der Coronakrise verändert sich der Alltag für viele Menschen komplett. Jutta Pagel-Steidl hilft Leuten mit Handicap, mit der Corona-Verordnung umzugehen.

Stuttgart - Für viele Menschen bringt die Coronakrise ganz neue Aufgaben mit sich – nicht nur privat, sondern auch im Job. Zum Beispiel für den Flugbegleiter Daniel Kromer aus Stuttgart, der plötzlich Kartons voller Atemschutzmasken statt menschliche Passagiere in seiner Kabine hat. In loser Folge bittet unsere Redaktion Helden des Alltags in ihren eigenen Worten zu berichten, wie die Corona-Pandemie ihr Leben derzeit verändert und vor welchen Herausforderungen sie stehen. Heute sagt Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung, wie sie Menschen mit Handicap durch die Krise hilft.

 

Corona-Verordnung bringt viele Fragen

„Menschen mit Behinderung sind oft eine Gruppe, die Politiker nicht als Erstes auf dem Schirm haben. Für sie und ihre Angehörigen ergeben sich durch die Corona-Verordnungen ganz viele Fragen: Was tun Familien mit behinderten Kindern, für die jetzt jegliche Entlastung wegfällt, weil Betreuungseinrichtungen geschlossen sind? Wie erkläre ich meinem Sohn oder meiner Tochter mit Behinderung, warum Abstand jetzt so wichtig ist? Oder Menschen mit Behinderung fragen sich: Warum darf ich meine Angehörigen jetzt nicht mehr sehen? Das sind nur einige Beispiele.

Informationen in leichter Sprache sind notwendig

Für mich bedeutet das zur Zeit: erklären, erklären, erklären – am Telefon, per E-Mail oder auch über Facebook-Nachrichten. Ich höre viel zu, versuche Mut zu machen und auch, den Humor nicht zu verlieren. Leider hat es anfangs relativ lange gedauert, bis vonseiten der Landesregierung Informationen in leichter Sprache zur Corona-Verordnung verfügbar waren. Ich hatte den Eindruck, dass Informationen in Fremdsprachen schneller da waren als Informationen in leichter Sprache oder auch in Gebärdensprache. Zunächst haben Selbsthilfeverbände versucht, diese Lücke zu schließen. Aus meiner Sicht sollten die Informationen aus erster Hand kommen – und Menschen mit Behinderungen sind ja keine Bürger zweiter Klasse.“