Ungewöhnlicher Vorstoß: in Bayern sollen auch nach dem Abitur freiwillige Verbesserungsklausuren möglich sein. Kultusminister Piazolo will dieses Schuljahr möglichst einen Präsenzunterricht für alle Klassen.

München - In der Corona-Krise kommt Bayern seinen Abiturienten noch weiter entgegen. Zwar bleibt es bei der Vereinbarung, dass vor den am 20. Mai beginnenden Prüfungen keine Klausuren mehr geschrieben werden. Wer aber meint, auf diese Weise eine Chance zu verlieren und sich – vielleicht für die Bewerbung um einen Studienplatz – noch verbessern zu können, der bekommt nach dem Abitur die Möglichkeit, Klausuren freiwillig nachzuschreiben. „Mit dem Abitur-Schnitt in der Tasche sieht dann jeder auch besser, ob das noch sinnvoll ist“, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler).

 

Ansonsten beginnt für Abiturienten, sowie für Prüfungsklassen an Mittel-, Real-, Berufs- und Fachoberschulen kommenden Montag wieder ein Präsenzunterricht an den bayerischen Schulen – allerdings unter Corona-bedingten besonderen Hygienemaßnahmen. Minister Piazolo sagte, Klassen würden halbiert, es gebe höchstens 10 bis 15 Schüler an Einzeltischen in den jeweiligen Räumen. Der Stundenplan werde angepasst, man werde in Tages- oder Wochenschichten unterrichten, Abiturienten nur in Prüfungsfächern.

„Besser auf Sicht fahren“

Für Schüler wie Lehrkräfte gilt: wer vor- oder chronisch erkrankt ist oder aus anderen Gründen zu einer Risikogruppe gehört, muss am Präsenzunterricht nicht teilnehmen; Lehrerinnen und Lehrer, die älter als 60 Jahre sind, können freiwillig in die Klassenräume zurückkehren, sie müssen es aber nicht. Da nur Prüfungsschüler vom 27. April an direkt unterrichtet werden, treffen sich in den Schulgebäuden lediglich 14 Prozent der bayerischen Schüler, der Rest bleibt vorerst zuhause.

Minister Piazolo bezeichnete es als sein Ziel, „dass wir dieses Schuljahr wieder alle Schüler in die Klassen kriegen“; aber auch in diesem Falle werde es eine neue Form des Unterrichts sein: in Schichten, mit zeitlich gestaffeltem Unterrichtsbeginn, mit Abwechslung zwischen Unterricht zuhause und in den Klassenräumen. „Es ist aber besser, auf Sicht zu fahren“, sagte Piazolo, „wir können nicht für Wochen und Monate im Voraus planen.“

Zum Mund-Nasen-Schutz in den Schulen sagte der bayerische Kultusminister, man werde in den Klassenräumen zwar die Bedingungen dafür schaffen, dass die nötigen Sicherheitsabstände eingehalten werden könnte, er halte dennoch Masken „für angemessen“ und habe das „Bestreben“, am ersten Schultag Masken sowohl für Schüler als auch für Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen.

Piazolos stark konsensorientierter Kurs wird von der bayerischen „Schulfamilie“ bisher so gut wie einstimmig mitgetragen.