20 Monate mussten die Angehörigen von zwei „Costa Concordia“-Opfern auf Gewissheit warten. Nun haben Taucher vermutlich die beiden noch Vermissten gefunden. Ein DNA-Test soll Gewissheit bringen.

Rom/Giglio - Taucher haben im Wrack der „Costa Concordia“ vor der italienischen Insel Giglio Teile von Leichen gefunden. „Sie gehören möglicherweise zu den Personen, die wir suchen“, sagte der Chef des Zivilschutzes, Franco Gabrielli, am Donnerstag. Die vor zwei Tagen begonnene Suche nach den beiden noch vermissten Opfern des Schiffsunglücks war damit vermutlich erfolgreich. „Wenn die Testergebnisse uns das bestätigen, kann man wirklich von einem Wunder sprechen“, sagte Gabrielli. Die endgültige Identifizierung sei jedoch erst nach einem DNA-Test möglich, der mehrere Tage dauern könne.

 

Die Taucher fanden die Knochen laut Nachrichtenagentur Ansa im mittleren Teil des Kreuzfahrtschiffs in der Nähe der vierten Brücke. Hier hatten die Bergungsteams die Leichen der beiden Vermissten auch vermutet, die Lage des Schiffs hatte eine Suche zunächst jedoch unmöglich gemacht.

Nachdem die „Costa Concordia“ vergangene Woche in einer spektakulären Aktion aufgerichtet worden war, konnten Taucher nun zu dem Teil des Schiffs vordringen. Das Wrack ist nach wie vor zu großen Teilen unter Wasser.

Die „Costa Concordia“ war im Januar 2012 vor der Toskana-Insel auf einen Felsen gefahren und teilweise gekentert. 32 der mehr als 4200 Menschen an Bord starben bei dem Unglück, von zwei Opfern fehlte mehr als 20 Monate nach der Havarie noch immer jede Spur.

Prozess gegen Unglückskapitän läuft unterdessen weiter

Angehörige des indischen Crew-Mitglieds Russel Rebello und der Passagierin Maria Grazia Trecarichi waren vergangene Woche in der Hoffnung auf Neuigkeiten nach Giglio gereist und hatten Blumen niedergelegt. „In diesen Tagen werden wir eine Antwort bekommen“, hatte der Bruder von Rebello gesagt. „Wir warten und hoffen alle.“

Taucher hatten am Dienstag begonnen, im Umkreis und innerhalb des Wracks nach den Überresten der beiden Vermissten zu suchen. Gabrielli hatte es zu einer „lebenswichtigen Angelegenheit“ erklärt, den Familien der Opfer die Leichen zu übergeben.

„Wir haben uns den Familien gegenüber verpflichtet, diese beiden Opfer wiederzufinden: Wir werden nicht aufhören, bis wir sicher sind, dass die Reste wirklich zu ihnen gehören und bis wir sie den Angehörigen zurückgeben können“, sagte Gabrielli.

Unterdessen läuft der Prozess gegen den Unglückskapitän Francesco Schettino im toskanischen Grosseto weiter. Er muss sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und Verlassen des Schiffs vor Gericht verantworten. Die nächste Anhörung ist für den 7. Oktober angesetzt.