Die Credit Suisse ringt nach Verlusten und Skandalen um ihren Ruf und braucht Geld. Mit Gesundschrumpfen und neuem Kapital will sie nun in eine bessere Zukunft starten.

Mit einer Kapitalerhöhung, Entlassungen im großen Stil und einem radikalen Umbau des Investmentbankings will die angeschlagene Schweizer Großbank Credit Suisse den Weg aus der Krise finden. Die Saudi National Bank soll bei der beschlossenen Kapitalerhöhung mit 1,5 Milliarden Franken (1,51 Mrd Euro) einsteigen und dann 9,9 Prozent des Aktienkapitals besitzen, teilte die Credit Suisse (CS) mit. Die Bank kündigte an, neue Aktien im Gesamtvolumen von rund vier Milliarden Schweizer Franken auszugeben. Das entspricht fast einem Drittel der aktuellen Marktkapitalisierung.

 

Die nach der UBS zweitgrößte Schweizer Bank legte wieder einen großen Quartalsverlust vor, bereits den vierten in Folge. Im dritten Quartal lag der Verlust bei gut vier Milliarden Franken und deutlich höher als von Analysten erwartet. Der Verlust umfasst den Angaben zufolge eine Wertberichtigung latenter Steuerguthaben in Verbindung mit der Strategieüberprüfung der Bank in Höhe von 3,7 Milliarden Franken. Vor Steuern lag der Verlust bei 342 Millionen Franken - nach einem Gewinn von rund einer Milliarde im Vorjahreszeitraum.

„Das dritte Quartal und der bisherige Jahresverlauf 2022 wurden durch die anhaltend schwierigen Markt- und makroökonomischen Bedingungen erheblich beeinträchtigt“, zitierte die Bank CEO Ulrich Körner. Er ist als harter Sanierer bekannt und hat im Sommer den Chefposten übernommen. Die Credit Suisse werde ihren Fokus künftig auf die Vermögensverwaltung und das Schweizer Geschäft ausrichten. Er kündigte neben der Stärkung der Kapitalbasis und Kosteneinsparungen eine tiefgreifende Umstrukturierung der Investmentbank an.

Die Bank will 17 Prozent ihrer 52 000 Stellen abbauen

Nach zuletzt starken Verlusten im Investmentbanking will die Credit Suisse sich von einem bedeutenden Anteil des kapitalintensiven Verbriefungsgeschäfts (Securitized Products) trennen, bei dem Kredite in Wertpapiere umgewandelt werden. Er soll an ein Konsortium um das Private Equity Unternehmen Apollo verkauft werden.

Das Verbriefungsgeschäft und andere Bereiche, die aufgegeben werden, sollen zunächst in eine Abwicklungseinheit (Capital Release Unit/CRU) geführt werden. Leiterin wird Louise Kitchen, die von der Deutschen Bank zur CS wechselt. Investmentbank-Chef Christian Meissner tritt mit sofortiger Wirkung zurück.

Zudem sollen das Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäft in den nächsten drei Jahren in die neue Einheit CS First Boston ausgegliedert werden. „Die künftige CS First Boston strebt die Einwerbung von Fremdkapital sowie eine bevorzugte, langfristige Partnerschaft mit der neuen Credit Suisse an“, teilte die Bank mit.

Die Bank will zudem 17 Prozent ihrer 52 000 Stellen abbauen. Es sollen Ende 2025 nur noch 43 000 Angestellte sein. Die Kosten sollen bis Ende 2025 um etwa 15 Prozent auf dann 14,5 Milliarden Franken sinken. Bereits bestätigt hatte die Bank den geplanten Verkauf des traditionsreichen Hotels Savoy in Zürich. Das Gebäude wurde auf bis zu eine halbe Milliarde Franken geschätzt.

Die Bank ist seit den Debakeln um den milliardenteuren Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds im vergangenen Jahr stark angeschlagen. Durch eine Serie von Skandalen und Gerichtsverfahren ist das Vertrauen in die Bank angeschlagen.

Der Börsenwert der Bank ist seit 2017 von damals 45 Milliarden Franken auf im Oktober zeitweise unter zehn Milliarden Franken gefallen. Der Aktienkurs lag Anfang Oktober bei einem Allzeittief von unter vier Franken, ehe er sich leicht erholte.