Critical Mass mobilisiert in Stuttgart wieder viele Teilnehmer, um für eine bessere Radinfrastruktur zu demonstrieren. An Vor-Corona-Zahlen reicht der Andrang aber noch nicht heran.

Rund 550 Radler haben sich am Freitagabend bei strömendem Regen auf den Sattel geschwungen, um für die Belange der Fahrradfahrer zu protestieren. Jeden ersten Freitag im Monat ruft die Initiative Critical Mass zu der Rundfahrt durch Stuttgart auf.

 

Dieses Mal ging es unter dem Motto „Radeln verpflichtet“ vom Feuersee über Stuttgart-Süd nach Bad Cannstatt: 22,5 Kilometer und 401 Höhenmeter galt es zu bewältigen. Bereits nach den ersten Kilometern hatte das Wetter dann ein Einsehen und stellte zur Freude der Teilnehmer den Regen ab.

Mit oder ohne Wasser von oben: bei den Fahrradaktivisten, die traditionell auch auf kuriosen Radkonstruktionen auf die Strecke gehen, war die Stimmung vom Start bis zum Ziel ausgelassen. Einige Passanten entlang der Straßen applaudierten sogar, als der Fahrradlindwurm vorbeirauschte.

Kreuzungen gesperrt

Ob auch die im Berufsverkehr festsitzenden Autofahrer am Freitagabend begeistert waren, bleibt offen. Wie immer sperrte die Polizei die wichtigsten Kreuzungen auf der Strecke ab, bis alle Radfahrer die Stelle passiert hatten. Das dauerte mitunter bis nahezu zehn Minuten.

Teilnehmerzahlen wie vor Corona hat Critical Mass in Stuttgart noch nicht wieder erreicht, wie Tobias Behling, einer der Mitorganisatoren der Demo, betont. Die Veranstaltung sei nach wie vor in einer Phase des Neustarts. „Im Sommer werden es aber sicher deutlich mehr“, sagte Behling.

Mehr Personal fürs Tiefbauamt gefordert

Der Vorsitzende des ADFC-Stuttgart, Tobias Willerding, der mit auf der Strecke war, richtete an die Stadt die Forderung, mehr Personal im Tiefbauamt einzustellen, um die Fahrradinfrastruktur in Stuttgart weiter zu verbessern: „Was politisch beschlossen wird, muss auf der Straße auch zu sehen sein“, sagte Willerding

Ihren Abschluss fand die Demonstration im Hof des Stadtarchivs, wo Filme aus der Landesfilmsammlung zum Thema „Fahrrad & Film“ zu sehen waren. So beispielsweise ein Verkehrserziehungsfilm der Stuttgarter Polizei aus dem Jahr 1925. Schon damals wurden Radfahrer von Motorradstreifen auf ihr Fehlverhalten im Straßenverkehr hingewiesen.