Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Hätte das Produzieren von Cro auf eigene Rechnung aber nicht gnadenlos scheitern können? „Chimperator hatte über zehn Jahre lang Zeit zu wachsen und kann daher schneller als ein Major Label agieren, das sich einen 45-jährigen Plattenmanager einkauft, der 20 Jahre Berufserfahrung hat. Die Jungs sind von null gestartet und haben sich alles selbst beigebracht“, sagt Falk Schacht, als Musikjournalist der Fernsehsendung „Mixery Raw Deluxe“ ein profilierter Hip-Hop-Kenner.

 

Trotz des Erfolges sind Posner und seine Kollegen beinahe beängstigend schwäbisch auf dem Teppich geblieben. Statt das Cro-Geld standesgemäß in Drogen, Autos und große Hütten zu investieren, wohnt Posner immer noch in einer WG – zusammen mit einem Rapper und zwei Lehrern. Wenigstens haben Fans der Villa Schön genannten Wohngemeinschaft eine eigene Facebook-Präsenz gewidmet. So viel Hype muss dann schon sein.

Chimperator ist heute das wertvollste Indie-Label Deutschlands. In Stuttgart gab es mit Kopfnicker Records schon einmal ein erfolgreiches Hip-Hop-Label, das nach dem Erfolg der Band Massive Töne keinen adäquaten Nachfolger an den Start bringen konnte. Dieses warnende Beispiel haben Posner und seine Mitstreiter vor Augen. Sie stellen sich musikalisch breiter auf, haben unter anderem mit Heisskalt eine vielversprechende Gitarrenband unter Vertrag und liefern rechtzeitig zum Beginn des Jahres 2014 das Album „#Hangster“, ein Wortspiel aus Hipster und Gangster, von Cro-DJ Psaiko.Dino. Marketingwirksames Herzstück dabei: Dino führt die beiden derzeit erfolgreichsten Rapper Haftbefehl und Cro zusammen.

Wie man die Platzhirsche ärgert

Chimperator versucht darüber hinaus durch weitere Bausteine, den eigenen Erfolg zu zementieren. Ein schlauer Schritt war es, Matthias Mettmann vom führenden Stuttgarter Konzertveranstalter Music Circus loszueisen. Mettmann hat seine Ausbildung im Theaterhaus absolviert und dann beim Music Circus Konzerte großer Künstler in Stuttgart veranstaltet. Er kennt die Perspektive des lokalen Hallenbetreibers genauso wie die des lokalen Veranstalters. Mit Mettmann will man künftig als Veranstalter in Stuttgart die bisherigen Platzhirsche ärgern.

Der 28-Jährige ist eine Popkulturmischung aus Daniel Düsentrieb und Donald Trump in nett. Als Einziger aus dem Cro-Architekten-Quartett ist er auch an Firmen außerhalb der Chimperator-Gruppe beteiligt. Als Geschäftsführer von 0711 Entertainment dominiert er das Stuttgarter Partyleben im Bereich Hip-Hop. 2012 brachte er mit seinen 0711-Mitstreitern die Hip-Hop-Open nach Stuttgart zurück. Bei einem Mittagessen in der Stuttgarter Innenstadt erklärt Posner, wie man dabei nicht den Überblick verliert – zum Beispiel, indem man eine ganz persönliche Holding hat, die „Meineeigenegmbh“ heißt: „Das hat schon zu lustigen Erlebnissen bei den Banken geführt.“

Posner kam 2010 von Geislingen an der Steige nach Stuttgart. Hier besuchte er das Montagsseminar des Pop-Büros, um dann bei Chimperator einzusteigen und nebenher an der Popakademie in Mannheim zu studieren. Wann war ihm klar, dass der Erfolg von Cro groß werden würde? „Als die Major-Labels 2012 plötzlich Schlange standen, um Cro zu einer Unterschrift zu überreden. Lyor Cohen, der damalige US-Chef von Warner Music, rief Sebastian auf dem Handy an, um uns alle nach New York einzuladen – inklusive Besuch eines NBA-Spiels und Vorstellung bei Jay Z. Da wussten wir, wir sollten besser alles selber machen.“ Ein weiterer kleiner Hinweis auf die Dimension des Erfolgs sei der Moment gewesen, in dem Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz seinen Privatjet schickte, damit Cro samt Entourage nach einem Auftritt in München anschließend in Klagenfurt auftreten konnte. Posner und seine Kollegen tragen seitdem Pullover mit dem Aufdruck „Indie is the new Major“.

Wohin mit dem Cro-Geld?

Hätte das Produzieren von Cro auf eigene Rechnung aber nicht gnadenlos scheitern können? „Chimperator hatte über zehn Jahre lang Zeit zu wachsen und kann daher schneller als ein Major Label agieren, das sich einen 45-jährigen Plattenmanager einkauft, der 20 Jahre Berufserfahrung hat. Die Jungs sind von null gestartet und haben sich alles selbst beigebracht“, sagt Falk Schacht, als Musikjournalist der Fernsehsendung „Mixery Raw Deluxe“ ein profilierter Hip-Hop-Kenner.

Trotz des Erfolges sind Posner und seine Kollegen beinahe beängstigend schwäbisch auf dem Teppich geblieben. Statt das Cro-Geld standesgemäß in Drogen, Autos und große Hütten zu investieren, wohnt Posner immer noch in einer WG – zusammen mit einem Rapper und zwei Lehrern. Wenigstens haben Fans der Villa Schön genannten Wohngemeinschaft eine eigene Facebook-Präsenz gewidmet. So viel Hype muss dann schon sein.

Chimperator ist heute das wertvollste Indie-Label Deutschlands. In Stuttgart gab es mit Kopfnicker Records schon einmal ein erfolgreiches Hip-Hop-Label, das nach dem Erfolg der Band Massive Töne keinen adäquaten Nachfolger an den Start bringen konnte. Dieses warnende Beispiel haben Posner und seine Mitstreiter vor Augen. Sie stellen sich musikalisch breiter auf, haben unter anderem mit Heisskalt eine vielversprechende Gitarrenband unter Vertrag und liefern rechtzeitig zum Beginn des Jahres 2014 das Album „#Hangster“, ein Wortspiel aus Hipster und Gangster, von Cro-DJ Psaiko.Dino. Marketingwirksames Herzstück dabei: Dino führt die beiden derzeit erfolgreichsten Rapper Haftbefehl und Cro zusammen.

Wie man die Platzhirsche ärgert

Chimperator versucht darüber hinaus durch weitere Bausteine, den eigenen Erfolg zu zementieren. Ein schlauer Schritt war es, Matthias Mettmann vom führenden Stuttgarter Konzertveranstalter Music Circus loszueisen. Mettmann hat seine Ausbildung im Theaterhaus absolviert und dann beim Music Circus Konzerte großer Künstler in Stuttgart veranstaltet. Er kennt die Perspektive des lokalen Hallenbetreibers genauso wie die des lokalen Veranstalters. Mit Mettmann will man künftig als Veranstalter in Stuttgart die bisherigen Platzhirsche ärgern.

Das lässt nicht überall frohlocken. „Natürlich ist es immer schöner, wenn man nicht solch starke Konkurrenz wie Chimperator bekommt“, sagt Hans-Peter Haag, Geschäftsführer der Stuttgarter Music Circus Concert GmbH. „Wir haben keinen Künstler im Portfolio, den wir bei Verhandlungen geschickt einsetzen können.“ Manch nationaler Veranstalter hatte Chimperator bisher nicht ganz so ernst genommen. Wer aber über einen eigenen Künstler verfügt, der Hallen und Festivals in der Größenordnung ab 10 000 Fans füllt, kann mit den nationalen Konzertagenturen anders verhandeln. Die Formel lautet hier verkürzt: Lässt du uns X in Stuttgart veranstalten, darfst du dich gerne an Cro in Halle Y in Hamburg versuchen.

Darüber hinaus lässt Mettmann seine Theaterhaus-Erfahrung nicht los. „Nach dem Ende der Röhre klafft in Stuttgart immer noch die Lücke einer Halle mit einer Kapazität von bis zu 800 Besuchern. Warum sollten wir eine solche Halle künftig nicht selbst betreiben?“

Ein Cro-Denkmal im Pressehaus

Ortswechsel. Steffen Posner und Matthias Mettmann treffen sich im Großraum Stuttgart mit dem Besitzer eines Areals, auf dessen Gemarkung eine passende Versammlungsstätte vorhanden wäre. Bei dem Termin zeigt sich eine weitere Besonderheit der Chimperator-Verantwortlichen. Während Mettmann im Gespräch mit anderen Popschaffenden Vokabeln wie „reingeoffert“ nutzt, wenn er erzählen will, dass er ein Angebot abgegeben hat, spricht Posner viele Sprachen. Dem Geschäftsmann mit der spannenden Halle bietet er an, ihm gerne den aktuellen Geschäftsbericht des Firmenkonglomerats zu schicken.

Zurück zum Ausgang der Geschichte: zu Fuß mit Cro, Psaiko.Dino und Kodimey Awokou zum Drehort Bahnhofsturm. Die Künstler albern herum. Cro erzählt von seiner Ausbildung im Pressehaus droben in Möhringen, als er unter anderem für die Stuttgarter Zeitung als Mediengestalter gearbeitet hat. „Habt ihr eigentlich die ganzen Scherben aufgeräumt, die Carlo hinterlassen hat?“, will Dino wissen. „Im Gegenteil: wir haben mittlerweile ein Cro-Denkmal im Foyer, zu dem die jungen Menschen pilgern.“ – „Ernsthaft?“ – „Nein, haben wir nicht.“

Zumindest noch nicht. Geht der Erfolg von Chimperator so weiter, sollte der Verlag über eine Panda-Büste im Eingangsbereich des Pressehauses aber vielleicht wirklich ernsthaft nachdenken.