Cros Musiklabel Chimperator Hinter der Maske

Nach dem Erfolg mit dem Rapper Cro baut das Stuttgarter Musiklabel Chimperator ein kleines Musikimperium auf – samt Veranstaltungsagentur und, vielleicht, eigener Konzertlocation. Wie hoch wollen die Aufsteiger noch hinaus?
Stuttgart - Der Blick hinter die Maske ist aufregender als gedacht. Carlo Waibel, besser bekannt als Rapper Cro, sieht wirklich unverschämt gut aus: Die persönlichen Bartwuchsanlagen erlauben eine dezente Gesichtsbehaarung zwischen Hipster-Vollbart und Dreitagebart. Gegen die winterliche Kälte in Stuttgart hat sich Waibel einen Strickpullover als Schal um den Hals gelegt. Für den ersten deutschen Rapper, der es in nur acht Monaten zum Popstar mit zwei ausverkauften Schleyerhallen gebracht hat, ist das ein fast schon erschreckend schwaches Ausmaß an Exzentrik. Zumindest eine Besonderheit kann die Stuttgarter Zeitung aber noch exklusiv aufdecken: Waibel verfügt über die dünnsten Beine der Welt, die zudem eine Tendenz zur O-Bein-Haftigkeit vorweisen.
Wahrscheinlich ist die Panda-Maske einfach nur ein extrem feiner Zug all den Müttern gegenüber, deren Töchtern Cro schon jetzt hoffnungslos den Kopf verdreht hat. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was passieren wird, wenn das Plattenlabel eines Tages das Geheimnis hinter der Maske lüften wird. Fürs Erste reicht es, was an diesem kalten Winternachmittag im Stuttgarter Imbiss Udo Burger veranstaltet wird. Ein Filmteam filmt Cro beim Verzehr eines Eggburgers, sein DJ Markus Brückner alias Psaiko.Dino vespert entspannt mit. Die Filmcrew dreht Szenen, die stellvertretend für Cros Stuttgart stehen sollen und Werbung für das Zurück-Zuhause-Festival darstellen, das am kommenden Freitag unter anderem in Schwäbisch Gmünd stattfindet und auf Eins Plus live übertragen wird.
Erste Erkenntnis: es scheint nicht sehr leicht, einen Burger stilvoll zu verspeisen, wenn man eine Panda-Maske trägt. Am rechten Rand der Maske bleibt eine respektable Menge Soße hängen. Zweite Erkenntnis: ein Burger verspeisender Panda fällt in der Calwer Straße auf. Vor dem Udo Burger warten ein paar Teenager. Ein junges Mädchen hat bereits ihr Fotohandy schussbereit. „Gibt es bei euch einen Hinterausgang?“, fragt Kodimey Awokou. Ja, gibt es, und so schleicht der Cro-Manager gemeinsam mit seinen Schützlingen durch die Udo-Küche hinaus, um zum letzten Drehort des Tages zu schlendern, dem Bahnhofsturm.
Eine Mischung aus Daniel Düsentrieb und Donald Trump
Will man den Hype um Cro verstehen, muss man sich Kodimey Awokou und die anderen Architekten des Erfolges genauer anschauen. Awokou führt die 1999 gegründete Plattenfirma Chimperator heute gemeinsam mit drei Mitstreitern: Niko Papadopoulos, Sebastian Schweizer und Steffen Posner. Alle wichtigen Entscheidungen werden von den vier gemeinsam gefällt. „Unsere Stärke liegt darin, dass wir vier komplett unterschiedliche Typen sind“, erklärt Posner. Während Awokou als Rapper selbst Erfolge gefeiert hat und gemeinsam mit Niko Papadopoulos für die Produktion des Nr.-1-Albums „Raop“ von Cro verantwortlich zeichnete, führt Sebastian Schweizer den Chimperator-Außenposten in Berlin. Steffen Posner ist in der Konstellation der heimliche Primus inter Pares.
Der 28-Jährige ist eine Popkulturmischung aus Daniel Düsentrieb und Donald Trump in nett. Als Einziger aus dem Cro-Architekten-Quartett ist er auch an Firmen außerhalb der Chimperator-Gruppe beteiligt. Als Geschäftsführer von 0711 Entertainment dominiert er das Stuttgarter Partyleben im Bereich Hip-Hop. 2012 brachte er mit seinen 0711-Mitstreitern die Hip-Hop-Open nach Stuttgart zurück. Bei einem Mittagessen in der Stuttgarter Innenstadt erklärt Posner, wie man dabei nicht den Überblick verliert – zum Beispiel, indem man eine ganz persönliche Holding hat, die „Meineeigenegmbh“ heißt: „Das hat schon zu lustigen Erlebnissen bei den Banken geführt.“
Posner kam 2010 von Geislingen an der Steige nach Stuttgart. Hier besuchte er das Montagsseminar des Pop-Büros, um dann bei Chimperator einzusteigen und nebenher an der Popakademie in Mannheim zu studieren. Wann war ihm klar, dass der Erfolg von Cro groß werden würde? „Als die Major-Labels 2012 plötzlich Schlange standen, um Cro zu einer Unterschrift zu überreden. Lyor Cohen, der damalige US-Chef von Warner Music, rief Sebastian auf dem Handy an, um uns alle nach New York einzuladen – inklusive Besuch eines NBA-Spiels und Vorstellung bei Jay Z. Da wussten wir, wir sollten besser alles selber machen.“ Ein weiterer kleiner Hinweis auf die Dimension des Erfolgs sei der Moment gewesen, in dem Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz seinen Privatjet schickte, damit Cro samt Entourage nach einem Auftritt in München anschließend in Klagenfurt auftreten konnte. Posner und seine Kollegen tragen seitdem Pullover mit dem Aufdruck „Indie is the new Major“.
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