Erst gab es Beschwerden wegen Lärms, dann wurde der Mietvertrag gekündigt. Seit einigen Monaten hat das Sideways in Bad Cannstatt zu. Nun startet Toni Schreiner eine Crowdfunding-Kampagne, um das beliebte Lokal wiedereröffnen zu können.

Bad Cannstatt - Crowdfunding heißt das Zauberwort. Das englische Wort bedeutet, dass viele Leute etwas gemeinsam finanzieren. Im Internet gibt es vielerlei Plattformen, auf denen Kreative ihre Ideen einstellen und um Unterstützung für ihr Projekt werben können. Seit Neuestem tut dies auch der Sideways-Betreiber Toni Schreiner. Das Lokal an der Brählesgasse musste vorigen Herbst überraschend schließen. Zuerst gab es Beschwerden wegen Lärms; dann meldete die Vermieterin Eigenbedarf an. Schreiner sucht nun einen neuen Ort, um wieder aufzumachen.

 

„Der Wille ist da, das Sideways wieder aufzumachen. Bestärkt werde ich durch meine Stammgäste“, sagt Schreiner. Er habe viele Briefe bekommen, sogar ein selbst gemaltes Bild von einem Kind. „Das hat mich sehr motiviert“, sagt er. Derzeit sucht er nach passenden neuen Räumen und hat parallel auf der Plattform Startnext eine Crowdfunding-Aktion gestartet. „Ich weiß nicht, in welchem Zustand die neue Location sein wird und was wir alles brauchen werden“, sagt er. Beispielsweise eine Küche oder andere Einrichtungsgegenstände.

Jeder kann spenden, wie viel er möchte

Das Kampagnen-Ziel sind 10 000 Euro; insgesamt läuft sie 40 Tage lang. Wer möchte, spendet einen Betrag seiner Wahl und bekommt dafür ein Dankeschön. Je nach Betrag gibt es verschiedene Kategorien, beispielsweise einen Schlemmerkorb gefüllt mit Köstlichkeiten oder ein Konzert des Berliner Liedermachers Marceese. Sollte das angestrebte Finanzierungsziel nicht erreicht werden, bekommt jeder Spender sein Geld zurück. „Es ist also kein Risiko für die Leute, die mich unterstützen wollen“, sagt Schreiner.

Dem gelernten Koch ist bewusst, dass die Suche nach geeigneten Räumen nicht leicht sein wird. Neben dem Stadtbezirk Bad Cannstatt schaut er auch in Stuttgart-Ost, wie er erzählt. Der 34-Jährige wohnt in Sillenbuch. „Wir haben im Vorfeld eine Umfrage gemacht. Mehr als 80 Prozent haben sich dafür ausgesprochen, dass das neue Sideways nicht größer sein soll als das alte“, erzählt Schreiner. Ein klein wenig größer dürfe es dann aber dennoch sein, sagt er. „So 30 bis 50 Leute sollten schon reinpassen. Es muss ja schließlich wirtschaftlich sein.“ Die Rechnung ist simpel: Je mehr Tische, desto mehr Einnahmen, desto mehr Sicherheit. Seinen Wohlfühlfaktor und den persönlichen Charme soll das Lokal aber nicht verlieren.

Es soll weiterhin Live-Konzerte geben

Wichtig ist Schreiner außerdem, weiterhin Live-Konzerte veranstalten zu können. Die Lokalität darf also nicht zu nahe an Wohnhäusern sein, soll allerdings auch nicht zu stark abseits liegen, sodass man sie gut erreichen kann. Die etablierten Veranstaltungsreihen „Cannstatt liest“, „Cannstatt hört“ und „Cannstatt lacht“ soll es ebenfalls weiterhin geben. Nicht umsonst habe das Sideways einen Ruf als Stuttgarts kleinste Kunst- und Kulturbühne gehabt, so der Betreiber. Diesen woll er freilich beibehalten.

„Ich hoffe sehr, dass es gelingt und wir das Sideways wiederbeleben können“, sagt Schreiner. Wenn es mit dem Crowdfunding nicht klappe, dann wolle er den Kopf nicht in den Sand stecken, sagt der 34-Jährige. „Ich werde auf jeden Fall am Ball bleiben und nicht aufgeben.“