CSD in Herrenberg 200 Menschen ziehen mit Regenbogenflaggen durch die Stadt

Mit bunten Fahnen ziehen CSD-Teilnehmer durch Herrenberg. Foto: Eibner-Pressefoto/Michael Memmler

Parade, Kundgebung und Afterparty: Der Herrenberger Christopher Street Day ist bei seiner zweiten Auflage dank eines jungen Teams gewachsen.

Bunt, fröhlich und doch zugleich politisch: Das junge Organisationsteam hat es auch bei der zweiten Auflage des Christopher Street Day (CSD) in der Gäustadt geschafft, ein starkes Zeichen zu setzen. Queeren Menschen Sichtbarkeit zu verschaffen, sich für deren Rechte und Akzeptanz einzusetzen, aber auch gleichzeitig die Community zu feiern, ist dabei ihre Motivation.

 

Der CSD: Demo und Parade in einem

War die CSD-Premiere im vergangenen Jahr noch stationär als Kundgebung auf dem Marktplatz zwischen Straßengalerie und Kunsthandwerkermarkt geplant, eroberten die überwiegend jungen Menschen mit ihrem bunten Meer aus Fahnen in diesem Jahr mit einer komplett eigenständigen Veranstaltung auch die Straße: Kurz nach 15 Uhr startete der Demo-Zug als fröhliche von Musik begleitete Parade am Bahnhofsvorplatz. Auf der rechten Fahrspur der Hauptverkehrsachse Horber Straße ging es für die bunte Karawane in Richtung Herrenberger Altstadtgassen. Über die Stuttgarter Straße erreichten die Teilnehmenden letztendlich Herrenbergs „gute Stube“.

Dort fand, erneut bei sommerlichen Temperaturen, die zentrale Kundgebung statt. Bei einem bunt gemischten Programm aus Information und Unterhaltung sorgten „Die Andere“, „Cherry Bliss“ und „Wolfgang Bäng“ mit ihren Drag-Shows sowie DJane Elly Steiner für Stimmung bei den rund 200 Teilnehmenden. Mit dieser Zahl, die die Veranstalter nach der Parade verkündet hatten, zeigen sich diese sehr zufrieden.

Aber auch Passanten und Gäste der gut besuchten Marktplatz-Eiscafés ließen sich von dem Spektakel unterhalten. Das ging dieses Jahr zudem im Jugendhaus in die Verlängerung: Bei der Aftershow performten verschiedene regionale Drag-Artists und queere DJs und DJanes legten auf.

Stadtverwaltung gibt sich Kommunikationsleitfaden

Im Vergleich zum Vorjahr sei die Parade „das Tüpfelchen auf dem i“ gewesen, befand Herrenbergs Erster Bürgermeister Stefan Metzing. Er nutzte seine Redezeit auf der kleinen Bühne auf den Stufen vor dem Rathaus nicht nur, um den 20 bis 25 Mitgliedern des Orga-Teams, die zwischen 15 und 24 Jahre alt sind, für ihr Engagement für Vielfalt, Offenheit und Toleranz ein großes Lob auszusprechen, sondern auch um deutlich zu machen, dass es der Stadtverwaltung wichtig ist, „das sich alle Menschen in Herrenberg wohl und wertgeschätzt fühlen“ – unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion, geschlechtlicher Identität und sexueller Ausrichtung.

Ein Kommunikationsleitfaden zur wertschätzenden Kommunikation für Mitarbeitende der Verwaltung und die Nutzung des Gendersterns sollen laut Stefan Metzing einen Beitrag leisten. Im Anschluss an sein Grußwort hisste er an einem der vier Fahnenmasten oberhalb des Marktplatzes die Regenbogenflagge.

Erinnerung an Polizeigewalt von 1969

Die „Progress Pride Flagge“, die mit ihren zusätzlichen Farben insbesondere queere „People of Colour“ sowie Transmenschen mehr Sichtbarkeit geben soll, war ebenso Thema bei weiteren Redebeiträgen wie die in jüngster Zeit steigende Anzahl registrierter Fälle an Hasskriminalität gegen queere Menschen in Deutschland. Auch auf die Ereignisse am 28. Juni 1969, als Menschen begannen, sich in der New Yorker Christopher Street gegen die vielen gewalttätigen Polizeirazzien gegen trans- und homosexuelle Menschen zur Wehr zu setzen, blickte das Orga-Team zurück.

Die Projektgruppe CSD ist vor zwei Jahren aus der Herrenberger Jugendbeteiligung entstanden. Sie wird vom Stadtjugendring in Kooperation mit Birgit Hamm, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, und dem Jugendhaus begleitet.

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