Vermummte Personen haben am Samstag auf dem CSD in Stuttgart offenbar einen Umzugswagen blockiert – und den Sprecher des Vereins verletzt.

Bei einem Zwischenfall auf dem Christopher Street Day (CSD) in Stuttgart ist am Samstagabend der Sprecher des CSD-Vereins, Detlef Raasch, verletzt worden. Nach Informationen unserer Redaktion hat sich Raasch eine Verletzung am Unterkiefer zugezogen, nachdem vermummte Personen den CSD-Vereinswagen blockiert und den Sprecher angegriffen hatten. Ein Mensch sei wegen Verdachts auf Körperverletzung festgenommen worden.

 

Stephan Widmann von der Polizei Stuttgart teilte auf Anfrage mit, dass gegen 17.30 Uhr etwa 18 Personen nach dem Umzug durch die Stadt den CSD-Umzugswagen, der den Protestzug anführte, angehalten haben sollen. Der Wagen war auch als Bühne für die Sprechenden nach dem Protestzug gedacht. Bei der Aktion ist Raasch verletzt worden. „Jemand hat mir seinen Ellenbogen ins Gesicht gestoßen“, berichtete er unserer Redaktion. Der CSD-Sprecher hatte eine dicke Backe, ließ sich starke Schmerzmittel geben, damit er bei der Abschlusskundgebung sprechen konnte.

Geschockt von dem Vorfall war auch der Abiturient Paul (Name geändert), der vor einem Jahr auf dem Heimweg nach dem Besuch des Stuttgarter CSD von einem inzwischen verurteilten Ehepaar angegriffen und verletzt worden war. Dass sich Gewalt beim Pride wiederholt, entsetzte ihn. „Und diesmal sind die Gewalttäter links“, sagte der 18-Jährige, der ebenfalls zum Abschluss der Parade sprach. Doch von links könne man dabei eigentlich nicht sprechen, findet er.

Den Angriff auf den CSD-Sprecher bestätige die Polizei auf Anfrage. Bei den Aktivisten handle es sich um Personen „aus dem linken Spektrum“, sagt Widmann. Die Polizei führte die Angreifer nach eigenen Angaben nach der Blockade-Aktion vom Umzugswagen fort, hielt sie im Ehrenhof des Neuen Schlosses fest und nahm die Personalien auf. Davor versammelte sich hinter der Absperrung eine Antifa-Gruppe und rief den Beschuldigten laut entgegen: „Ihr seid nicht allein.“

Protest gegen die Beteiligung der CDU am CSD

Der Grund für die Aktion ist unklar. Widmann zeigte sich verwundert nach dem Angriff. „Für mich ist die Intension der Aktion nicht ganz klar“, teilte der Polizeisprecher mit. Vertreter der Antifa-Gruppe sagten, man habe gegen die Teilnahme der CDU beim CSD protestieren wollen. Oder war der Angriff eine Reaktion auf den Streit um das Antifa-Plakat beim CSD in Freiburg, auf dem eine Vermummte mit Bollenhut zu sehen war? Detlef Raasch hatte Kritik an dem Motiv geübt und erklärt: „Wir lehnen jede Art von Radikalismus strikt ab.“

Stadträtin und Clublegende Laura Halding-Hoppenheit von der Partei Die Linke war fassungslos. „Wenn die gegen die AfD demonstrieren, mag das noch verständlich sein“, sagte sie, „aber doch nicht gegen den CSD.“

Nach Angaben der Veranstalter versammelten sich am Samstag rund 400.000 Menschen in der Stadt beim Umzug, der bis dahin friedlich verlaufen war. Etwa 35.000 bis 40.000 Menschen waren als Teilnehmer dabei.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben den Text um weitere Details zur Verletzung und Reaktionen auf den Angriff ergänzt.