Das Motto für den nächsten Christopher Street Day (CSD) in Stuttgart lautet „Akzeptanz! – Was sonst“. Damit wollen die Veranstalter echte Akzeptanz für Homosexuelle einfordern.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Ein bisschen spannend machen es die Organisatoren des Christopher Street Day (CSD) immer, wenn sie bei ihrem traditionellen Neujahrsempfang das Motto des im Sommer stattfindenden CSD-Festivals bekanntgeben, dessen Höhepunkt die bunte Politparade durch die Stadt ist. Dieses Mal haben sie sozusagen im Wortsinn eine Wundertüte geöffnet. „Akzeptanz! – Was sonst?“ lautet des Motto in diesem Jahr, mit dem Untertitel: „Etwas anderes kommt mir nicht in die Tüte“. Und das alles steht eben auf einer Tüte geschrieben, die auf vielfältige Weise Werbeträger für die Aktionen des CSD-Vereins sein soll, als Symbol, aber etwa auch als Transportmittel für Informationsmaterial.

 

Noch immer gibt es viele Vorbehalte gegen Homosexuelle

Beim Neujahrsempfang im Literaturhaus, an dem unter den etwa 150 Besuchern auch Vertreterinnen und Vertreter der Kommunalpolitik und des Landtags waren, erläuterte Christoph Michl vom CSD-Vorstand das Motto. Zwar habe sich in den vergangenen Jahren bei der Gleichstellung von schwulen, lesbischen, bisexuellen und transsexuellen Menschen „viel getan“. Allerdings müsse man feststellen, dass in der Gesellschaft oft nur eine „oberflächliche Toleranz“ vorhanden sei. Noch immer werde „die Diversität unterschiedlicher Lebensweisen teilweise als ängstigend oder bedrohlich wahrgenommen“, sagte Michl.

Dies zeige sich etwa in Online-Foren, „wo Unwissen, Angst, Intoleranz, Ablehnung und Hass auch heute noch offen zu Tage treten“. Dies zeige, dass Homosexualität häufig nur toleriert werde. „Wir wollen aber nicht nur geduldet, wir wollen auch akzeptiert werden“, forderte Michl. Dass das Erreichte nicht selbstverständlich gesichert sei, zeigten die Demonstrationen gegen den vorgesehenen neuen Bildungsplan der grün-roten Landesregierung. Michl: „Es gibt Leute, die wollen das Rad zurückdrehen. Wir werden aber keinen Zentimeter zurückweichen.“ Am Rande der Veranstaltung kritisierte der CSD-Vorstand kursierende Vorstellungen zum Bildungsplan. Bei der Aufklärung der Schüler gehe es „nicht um Porno-Unterricht“. Stattdessen sollte etwa in Gemeinschaftkunde auch eingetragene Lebensgemeinschaften behandelt werden oder in Geschichte die Verfolgung von Homosexuellen in der NS-Zeit. Solche Darstellung von Vielfalt werde „kein Kind verschrecken“.

Aktionplan zur Gleichstellung des Landes

Das Jahr 2015 ist für die CSD-Community wichtig, weil im Frühjahr im Landeskabinett der „Aktionsplan für Akzeptanz und gleiche Rechte Baden-Württemberg“ beschlossen wird. Rund 800 Maßnahmen seien identifiziert worden, die nun priorisiert werden müssten. Da der Bildungsplan 2016 umgesetzt werden soll, fürchtet Michl, dass das Thema in den Strudel des Landtagswahlkampfs gezogen wird.

Der Christopher Street Day (CSD), mit dem Lesben, Schwule und Bisexuelle seit Jahrzehnten fantasievoll und bunt für Gleichberechtigung demonstrieren, findet am Samstag, 25. Juli, statt. Im vergangenen Jahr waren bei dem Umzug rund 4000 Teilnehmer dabei, 220 000 Besucher säumten die Straßen – so viele wie noch nie.