Am Dienstagabend lud der CSU-Chef in die Münchner Nobel-Diskothek P1 zur Facebook-Party.

München - Der Andrang war verhalten, der Rummel riesengroß: CSU-Chef Horst Seehofer ist mit seiner ersten Facebook-Party ein Coup geglückt, obwohl am Dienstagabend nur einige hundert statt der angemeldeten 2500 Besucher zu der Veranstaltung in der Münchner Noben-Diskothek P1 kamen. Aber die CSU war trotzdem sehr zufrieden, denn der Parteichef hat einen Riesenwirbel im Netz und in den Medien ausgelöst. Der 62-Jährige ist altersmäßig weit von der Generation Internet entfernt, aber in Sachen Netzpolitik hat er nun vorgelegt. „Ich freue mich, dass wir mit jungen Leuten reden können“, sagte er bei seinem Eintreffen.

 

Der befürchtete Ansturm der 2500 angemeldeten Facebook-Fans blieb aus - konfrontiert war der CSU-Chef dagegen mit einem medialen Flashmob. Zu verdanken hat Seehofer das CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt und den internetkundigen Mitarbeitern in der Landesleitung der Partei, die das P1 als Veranstaltungsort für das Treffen mit Seehofers Facebook-Fans ausgesucht hatten. Die CSU schätzte 1000 Besucher.

Und er war natürlich bereit - mit minimaler Vorbereitung: „Vorher gehe ich in die Staatskanzlei, da tue ich die Krawatte runter. Aber so was Anbiederisches mache ich nicht, wie es Kanzlerkandidaten schon getan haben, Bier aus der Flasche trinken.“

Die Gäste tröpfelten am Dienstagabend zunächst zögerlich ein - abgesehen von einer Horde von Medienvertretern. „Die Party ist allein deshalb erfolgreich, weil es enorm viel Interesse im Netz gegeben hat“, sagte Dobrindt schon vor der Ankunft seines Parteichefs.

Facebook ist ein neuer direkter Draht zum Wähler

Noch vor wenigen Monaten war Seehofer das soziale Netzwerk ebenso fremd wie den meisten Politikern seiner Generation. Bei der CSU-Winterklausur in Wildbad Kreuth gab er im Januar offen zu, dass er die Einträge auf seiner Facebook-Seite nicht selbst schreibt, sondern Mitarbeiter damit beauftragt. Doch Facebook ist ein neuer direkter Draht zum Wähler, den keine Partei ignorieren kann.

Die Party selbst wird dann im höhlenartigen Inneren des P1 zum donnerlauten Stresstest für einen älteren Herrn. Seehofer nimmt einen Mitgliedausweis der Piratenpartei (Nr. 1337 - „den behalte ich“) entgegen und lädt deren bayerischen Landesvorsitzenden Stefan Körner auf die Bühne: „Kommen Sie zu uns zum Politischen Aschermittwoch nach Passau“, sagte Seehofer. Die Stimmung im Publikum ist gut.

Seehofer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die CSU zu modernisieren - und da ist Facebook unverzichtbar. Die CSU müsse es schaffen, Tradition und Moderne zusammenzubringen, sagt Dobrindt. „Da muss man ehrlich sagen, dass es in den vergangenen Jahren Schwächen gegeben hat.“ Gegen einen möglichen Massenandrang hatte die CSU vorgesorgt: Zwei Sicherheitsschleusen, eine weitere Eingangskontrolle und 50 Ordner sollten allen Risiken vorbeugen.

Allein die Ankündigung der Facebook-Party hatte auf Seehofers Seite zu einer Verdopplung seiner bisher bescheidenen Fanzahlen von knapp 5000 auf 10.000 geführt. Am Dienstagabend waren es allerdings schon mehr als 11.000. Damit zählt der bayerische Ministerpräsident zu den ziemlich kleinen Größen auf Facebook. Die rechtsextreme NPD hat über 22.000 Facebook-Fans, Kanzlerin Angela Merkel 155.000 und Popstar Justin Bieber knapp 43 Millionen.

SPD und Grüne schimpfen und lästern

„Ich will mir angucken, was die CSU so unter Internetkompetenz versteht“, sagt Benjamin Ölke, 29 Jahre altes Mitglied der Piratenpartei. „Ich freue mich auf eine christlich gesponsorte Party mit Horst, und wie in der Politik werden wir auch hier dafür sorgen, dass was los ist“, sagt der FDP-Landtagsabgeordnete Tobias Thalhammer.

So geht Seehofer in Vorlage - und SPD und Grüne schimpfen, was das Zeug hält. „Na ich geh dann davon aus, dass die CSU auch die Kosten für den Polizeieinsatz für Seehofers „Facebook-Party“ übernimmt. So schauts halt dann aus, wenn man krampfhaft modern sein will“, spottet Grünen-Chef Dieter Janecek. Auch SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher lästert: „Ein in die Jahre gekommener Polit-Senior macht plötzlich einen auf Facebook-Hippie.“ Das P1 sei so trendy und exklusiv wie Kukident Zwei-Phasen. „Das ist Kir Royal für Arme.“

Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung hat dafür an diesem Mittwoch eine eher klassisch anmutende Konkurrenzveranstaltung zu bieten: das 53. Münchner Mediengespräch zum Thema „Wie Social Media die Politik verändern“. Thema unter anderem die „Twitter-Nutzung von Politikern in Österreich“. Öffentliche Aufmerksamkeit bisher: null.