Die CSU steckt auf dem Parteitag den Kurs für das heraufziehende Wahljahr ab. Wie die Union wieder einig werden will, bleibt aber offen, kommentiert StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

München - In München herrscht keine Trauerbeflaggung, weil die Bundeskanzlerin auf dem CSU-Parteitag vermisst würde. Monatelang hat Horst Seehofer Politik gegen Angela Merkel betrieben. Jetzt führt er vor, dass es im Zweifel auch ohne Merkel geht. Wenn die Union bei der Wahl im kommenden Jahr jedoch „die linke Republik verhindern“ will, wie es sich die CSU auf die Fahnen schreibt, muss Seehofer wieder zu einer Politik mit Merkel zurückfinden. So weit ist er noch nicht. Doch es zeugt von ungewohnter Demut, jetzt einzugestehen, dass es ein grober politischer Fehler war, sie vor Jahresfrist auf offener Parteitagsbühne zu demütigen.

 

Von Gespür und staatsmännischer Vernunft zeugt hingegen die Entscheidung, rechtzeitig den Bremsfallschirm zu öffnen, als die Flüchtlingskanzlerin vor lauter Willkommenseuphorie dem konservativen Publikum der Union zu entschweben schien. Seehofer hat schneller erkannt als die absente Regierungschefin, welcher Akzente es bedarf, um sich als Volkspartei nicht von Populisten kannibalisieren zu lassen. Merkel hat viel zu lange ignoriert, wie die Verunsicherung im Lande wuchert und dass vor allem ihre Partei den politischen Preis dafür zu bezahlen hat. Seehofer muss jedoch einsehen, dass die CSU ohne Merkel nicht einmal die Garantie hat, eine erfolgreiche Regionalpartei zu bleiben.