Hacker nehmen auch die Verwaltungen in Leonberg und Umgebung ins Visier. Die Ämter reagieren mit unterschiedlichen Maßnahmen.

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Etwa einen Monat ist es her, dass die Verwaltung der Stadt Suhl in Thüringen einen schweren Cyberangriff erlebt hat. Als Folge waren die Computersysteme mehrerer Ämter tagelang nicht mehr einsatzfähig. Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine ist seitdem zudem vermehrt von Hackerattacken aus Russland zu hören. IT-Experten und Politiker warnen, dass Spionage- und Schadsoftware in Deutschland stärker als bisher zum Einsatz kommen könnten. Sind die hiesigen Behörden für digitale Angriffe gewappnet?

 

Leonberg war Opfer von Hackerangriff

Vor einigen Jahren wurde die Stadtverwaltung Leonberg zum Opfer eines Hackerangriffs. Damals hat es eine Schadsoftware geschafft, die technischen Hürden zu überwinden. „Die Ausbreitung konnte jedoch rasch eingedämmt und die Folgen rückgängig gemacht werden“, sagt Pressesprecher Sebastian Küster. Seither habe es noch viele weitere Angriffswellen gegeben, die jedoch allesamt und permanent abgewehrt werden konnten. Damit das so bleibt, achte die Verwaltung auf ein hohes Sicherheitsniveau der IT-Infrastruktur.

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Um potenziellen Angreifern keine hilfreichen Details zu verraten, schweigt sich Küster über die Einzelheiten aus. Er versichert jedoch: „Systeme und Sicherheitsmaßnahmen werden selbstverständlich an sich verändernde Rahmenbedingungen und Gefährdungslagen angepasst und optimiert.“ Zum Sicherheitskonzept gehört es auch, die städtischen Mitarbeiter regelmäßig über aktuelle Handlungsempfehlungen zu informieren und für Risiken zu sensibilisieren.

Mitarbeiter werden regelmäßig geschult

„Aus unserer Sicht sind wir momentan ganz gut gerüstet“, sagt Jens Schmukal, der Pressesprecher der Stadt Ditzingen. In den vergangenen Jahren hat die Ditzinger Verwaltung in mehrfacher Hinsicht aufgerüstet. „Zum einen haben wir unsere Informatikabteilung personell verstärkt, zum anderen haben wir auch konkrete Maßnahmen ergriffen.“ Bisher waren Hacker bei der Ditzinger Verwaltung nicht erfolgreich. Versuche gibt es allerdings immer wieder – vor allem in Form von klassischen Spam-Mails. Die Mitarbeiter werden deshalb regelmäßig über das Thema Internetsicherheit informiert, zum Beispiel durch Online-Schulungen. Um den Jahreswechsel hat die Informatikabteilung eine besondere Kampagne gestartet.

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Seitdem hängen im Rathaus verschiedene Plakate. „Auf ihnen wird auf lustige, aber auch gleichzeitig ernste Art und Weise darauf hingewiesen, dass ein Passwort sicher sein sollte und der PC beim Verlassen des Arbeitsplatzes gesperrt werden muss“, erklärt Schmukal.

Ukrainekrieg macht Thema noch wichtiger

Konkrete Schulungen der Mitarbeiter sind beim Landratsamt in Böblingen noch in der Vorbereitung. Schon jetzt wird die IT-Sicherheit aber „kontinuierlich erweitert“, teilt Rebecca Kottmann vom Team der Pressestelle auf Anfrage mit. Dort ist man sich bewusst, dass mit der zunehmenden Digitalisierung die Gefahr von Cyberangriffen steigt. Das Amt für Informations- und Kommunikationstechnologie der Verwaltung arbeitet mit externen Spezialisten zusammen. Nicht nur, aber ganz besonders vor dem Hintergrund der kriegerischen Auseinandersetzungen, wird der Cybersicherheit hohe Priorität eingeräumt. Das Rechenzentrum Komm.One, in dessen Verwaltungsrat Landrat Roland Bernhard Mitglied ist, ist dabei „ein strategisch wichtiger Partner für die Landkreisverwaltung“, sagt Kottmann.

Auch das Landratsamt Ludwigsburg hat im vergangenen Jahr mehrere Cyberangriffe registriert. Schaden ist dabei aber nicht entstanden, sagt Pressesprecher Andreas Fritz. „Wir haben unsere Sicherheitssysteme weiterentwickelt und ein Kontrollkonzept installiert“, erklärt er. Zu den Einzelheiten verrät der Pressesprecher nur so viel: Durch das Konzept und diverse Warnstufen kann das Amt kurzfristig auf Attacken reagieren und den Datenfluss eingrenzen oder verhindern. Darüber hinaus sind alle Mitarbeiter des Landratsamts verpflichtet, eine IT-Sicherheitsschulung zu machen.

Kliniken wegen sensibler Patientendaten beliebtes Ziel

Nicht erst seit dem Russland-Ukraine-Krieg hat der Klinikverbund Südwest (KVSW), der unter anderem das Krankenhaus in Leonberg betreibt, das Thema Cybersicherheit verstärkt auf der Agenda. „Speziell in den vergangenen Jahren haben Cyberangriffe gerade auf Kliniken massiv zugenommen“, sagt Pressesprecher Ingo Matheus unserer Zeitung.

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Wegen der Vielzahl an sensiblen Patientendaten und der zunehmenden Vernetzung von Medizintechnikprodukten „investiert der KVSW jedes Jahr mehrere Millionen Euro in seine IT-Infrastruktur“, teilt Matheus mit. Neueste Technik, aktuelle Software und ein mehrstufiges Konzept bilden die Grundlage für die Sicherheit. Die Sicherheitssysteme des Verbundes filtern jeden Tag mehr als 10 000 Spam-Mails heraus, darunter zwei oder drei mit Schadsoftware. Mehrmals pro Woche werden im Netzwerk Viren erkannt und beseitigt.