Deutschlandweit nehmen Angriffe auf Computernetze zu. Insbesondere Kliniken in Baden-Württemberg bleiben nicht verschont. Was tut die Politik dagegen?

Stuttgart - Das baden-württembergische Innenministerium erwartet steigende Zahlen von Hacker-Angriffen auf wichtige Computersysteme im Land. „Baden-Württemberg ist ohne Zweifel ein lukratives Ziel für Cyberkriminelle“, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU). Die vielen erfolgreichen Unternehmen im Land, Forschungseinrichtungen, aber auch die Verwaltung, öffentliche Einrichtungen und sensible Orte wie Krankenhäuser - sie alle stünden im Fokus, sagte Strobl.

 

In diesem Jahr gab es bisher zwei Angriffe auf systemrelevante Computernetze in baden-württembergischen Kliniken. Das teilte das Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart mit. „In beiden Fällen wurden die schädlichen Dateien rechtzeitig von den Verantwortlichen auf dem Servern festgestellt, so dass kein Schaden eintrat“, erklärte eine Sprecherin. Zu den Zielen der Täter liegen keine Informationen vor. 2019 seien mehrere Arztpraxen angegriffen worden. Dabei hätten die Täter in den meisten Fällen Erpressungssoftware eingesetzt.

Hacker auf Erpressungsgeld aus

Mit entsprechenden Programmen, im Fachjargon Ransomware genannt, kann ein Eindringling den Zugriff des Computerinhabers auf Daten verhindern. Die Täter fordern für die Entschlüsselung der Programme beziehungsweise für die Freigabe des Rechners in der Regel Lösegeld.

Beim LKA ist die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime für Unternehmen und Behörden ​(ZAC) angesiedelt. Sie betreibt Präventionsarbeit etwa in Unternehmen und verbreitet auch gezielte Warnmeldungen zu Cyberangriffen über die Sozialen Medien.

Cybersicherheit sei ein wichtiger Standortfaktor, sagte Strobl. Er hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, um diese im Südwesten zu verbessern. So soll unter anderem im Frühjahr 2021 eine Cybersicherheitsagentur errichtet werden, die 2022 voll in Betrieb sein soll. Das Ministerium sucht Experten für diese Aufgabe, denn es erwartet weiter steigende Fallzahlen beim Ausspähen und Abfangen von Daten.

Bundesweit steigt die Zahl von Hackerangriffen im Gesundheitssektor. Auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag teilte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) mit, zwischen Januar und Anfang November 2020 habe es bundesweit 43 Hackerangriffe im Gesundheitswesen gegeben. Betroffen waren vor allem Krankenhäuser. Im vergangenen Jahr wurden 16 solcher Fälle registriert. Noch 2016 gab es nach Angaben des BSI gerade einmal zwei Angriffe von Hackern auf sensible Systeme im Gesundheitsbereich.