Nach 33 Jahren hören die italienischen Gastronomen Matteo Romano und Anna Cardascia mit dem Da Zi Anna in Ruit auf. Wie es mit dem Restaurant jetzt weitergeht.

In den Sommermonaten verwandelt sich der Kronenplatz in Ruit in eine italienische Piazza. Dort zelebrieren Matteo Romano und seine Frau Anna Cardascia italienische Gastfreundschaft. 33 Jahre haben die beiden im Da Zi Anna ihre vielen Stammgäste mit italienischen Gerichten verwöhnt. Sie servieren Gerichte, die auf Speisekarten nicht so ganz alltäglich sind. Nun sagen sie Lebewohl. Vom 6. Januar an geben sie ihr Lokal altershalber in jüngere Hände. Dass sie mit Antonio Santoro einen Nachfolger gefunden haben, freut die beiden.

 

Ihr Nachfolger sei ein Freund der Familie, sagt Matteo Romano. „In den ersten Wochen sind wir deshalb noch dabei, damit der Übergang klappt“, sagt Romano. Dem 59-jährigen Gastgeber fällt es nicht leicht, sein liebevoll eingerichtetes Lokal jetzt abzugeben. Doch die Geburt des ersten Enkelkinds hat die Familie dazu bewogen, in den Ruhestand zu gehen. „Wir haben uns hier in Ostfildern einen Lebenstraum verwirklicht“, sagt die Kochkünstlerin Anna Cardascia. Zwar hatten ihre beiden Kinder kein Interesse, in die Gastronomie einzusteigen. Dass das Haus nun in ihrem Sinn weitergeführt wird, macht das Ehepaar glücklich.

Woher kommt der Name Da Zi Anna? Aus dem Italienischen übersetzt heißt das bei Tante Anna. „Meine Frau hat neun Geschwister, da sagen viele Tante zu ihr“, sagt Romano lachend. Der gelernte Kaufmann hat seine Frau kennengelernt, „weil ich immer in das Lokal, wo sie gearbeitet hat, zum Essen gekommen bin.“ Dann verabredeten sich die beiden, gingen in der knappen Freizeit zusammen aus. Sie verliebten sich, dachten an die gemeinsame Zukunft.

Frisch verliebt beim Mittagessen

Allerdings hätten ihre Arbeitszeiten nicht zusammengepasst, sagt Matteo Romano. Deshalb entschied sich der kommunikative Italiener, in den Service zu wechseln. Den Bürojob an den Nagel zu hängen, fiel dem leidenschaftlichen Gastgeber leichter als gedacht. Wer ihn heute im Da Zi Anna erlebt, spürt schnell, dass der 59-Jährige seine Berufung gefunden hat. Immer elegant gekleidet und frisiert, ist für den Gastronomen jeder Einsatz ein Fest. Mit den Jahren nimmt er den Stressberuf immer lässiger. Selbst im größten Trubel nimmt er sich Zeit für ein Schwätzchen mit den Gästen. Von der Weltpolitik bis hin zum Gespräch übers Wetter interessiert den weltgewandten Wirt vieles.

Anna Cardascia hat 33 Jahre lang die Küche geprägt. Foto: Ines Rudel

Derweil zaubert seine Frau in der Küche italienische Gerichte, wie man sie in den Regionen zwischen Rom und Neapel kennt. „Wir wollen zeigen, dass es mehr gibt als Spaghetti Bolognese oder Carbonara“, sagt ihr Mann lachend. Deshalb steht auf der Karten immer mal wieder ein ungewöhnliches Gericht wie Spaghetti mit Miesmuscheln und Bohnen. Dabei lässt sich die Kochkünstlerin auch von ihrer schwäbischen Wahlheimat inspirieren. Wirsingroulade mit Kalbfleisch und der grobkörnigen Rohwurst Salsiccia ließe sich auch auf deutschen Speiseplänen verkaufen. Die italienische Wurstspezialität holt die Küchenchefin vom Dorfmetzger nebenan. Die Familie Romano ist in Ostfildern bestens vernetzt.

Obwohl viele der Gäste auch wegen der Klassiker wie Lasagne oder Spaghetti in allen Variationen kommen, lassen sie sich gerne zu den kulinarischen Reisen der Kochkünstlerin verführen. Die handgeschriebene Karte, ganz klassisch auf einer Schiefertafel, lohnt immer einen Blick. Passend zur Jahreszeit gibt es zum Beispiel jetzt im Herbst die hausgemachten Ravioli mit Kürbisfüllung in einer Sauce aus Kirschtomaten. „Uns ist es wichtig, mit Zutaten aus der Region zu arbeiten“, bringt Matteo Romano das Anliegen des Ehepaars auf den Punkt. Zwar steht das Da Zi Anna nach seinen Worten für „die Einfachheit der Küche“. Doch bei den Kreationen ist Lust am Neuen zu spüren. Traditionelle Küche entwickelt die kreative Küchenchefin Cardascia mit mediterraner Würze und schwäbischen Einschlägen weiter.

Die Stammgäste gehören zur Familie

Im Da Zi Anna feiern Familien Taufen und Hochzeiten. Am stilvoll eingedeckten Mittagstisch handeln Geschäftsleute ihre Deals aus. Den Spagat zwischen elegantem Ambiente und der gemütlicher Atmosphäre meistern die Wirtsleute souverän. „Besonders schön ist es, dass wir Familien aus  Ostfildern und der Umgebung als Stammgäste gewonnen haben“, findet Anna Cardascia. Die Kinder, die vor Jahrzehnten von den Spaghetti bei „Tante Anna“ schwärmten, kommen jetzt mit ihren eigenen Familien. Für seine Eltern sei es schön, so viel Zuspruch von den Gästen zu erleben, sagt der Sohn Valerio Romano. Er und seine Schwester Jennifer sind in der Gastronomie groß geworden.

„Ohne unsere Eltern wäre es nicht gegangen“, sagt Matteo Romano. Wenn das Restaurant geöffnet war, passten die Opas und Omas auf die Kinder auf. Später kümmerte sich die ganze Familie liebevoll um die Großeltern. Zur Familie gehören für Romano aber auch die vielen Stammgäste, die von der italienischen Kochkunst schwärmen. „Auch in der schweren Coronazeit haben sie uns unterstützt.“ Seine Familie fühle sich inzwischen in Ostfildern zuhause und will auch im Ruhestand in der Stadt wohnen bleiben.

Italienisches Flair in der Ruiter Ortsmitte

Anfänge
In der Wilhelmstraße im Ostfilderner Stadtteil Nellingen haben Matteo Romano und Anna Cardascia 1992 das Da Zi Anna eröffnet. „Da dort kein Platz für Außengastronomie war, sind wir nach Ruit umgezogen.“ In der Hedelfinger Straße, am sogenannten Kronenplatz, hat sich das italienische Restaurant schnell etabliert.

Belebtes Zentrum
 Das Da Zi Anna mit seiner Außengastronomie ist vor allem in den Sommermonaten ein Frequenzbringer in der Ruiter Ortsmitte, wie ihn sich viele Städte und Gemeinden wünschen. „Wir hatten nie Probleme mit den Anwohnern“, lobt Matteo Romano das gute Miteinander. Probleme habe man im Gespräch gelöst.   Neuanfang
 Nach der Winterpause öffnet das Da Zi Anna am 6. Januar 2025 unter neuer Leitung. Der junge Koch Antonio Santoro übernimmt das Lokal. In den ersten Monaten möchten Matteo Romano und Anna Cardascia ihn unterstützen. Auch der Name soll bleiben. „Uns ist wichtig, dass es in Ruit gut weitergeht“, sagt Romano.