Der Aidlinger Teilort Dachtel feiert 2025 sein 750-Jahr-Fest. Die Organisatoren haben sich viel vorgenommen. Foto: Kreiszeitung Böblinger Bote
Vier Tage Fest und Veranstaltungen von Januar bis Dezember: Der Aidlinger Teilort Dachtel hat sich für seine 750-Jahr-Feier viel vorgenommen – und hat dafür einen Festplaner mit beeindruckender Erfahrung im Orga-Team.
Eddie Langner
14.11.2024 - 06:32 Uhr
Wer so wie Chris Wünsche früher das Konstanzer Seenachtsfest, die Horber Ritterspiele, das Feuerwerkfestival Flammende Sterne in Ostfildern und andere Großveranstaltungen organisiert hat, der plant kein Dorfjubiläum von der Stange. Wenn der Aidlinger Teilort Dachtel im kommenden Juli auf den Höhepunkt seiner 750-Jahr-Feier zusteuert, erwartet das Heckengäudorf mit seinen gut 1400 Einwohnern (und rund 800 Schafen) ein Ereignis, über das man vermutlich noch lange reden wird.
Der gelernte Veranstaltungskaufmann und Redakteur Christopher Wünsche ist einer der ehrenamtlich engagierten Köpfe hinter der Jubiläumsfeier, mit der Dachtel im kommenden Jahr seine Dorfgemeinschaft feiern und festigen will. Genau darum geht es auch dem Verein Dorfgemeinschaft Dachtel, der sich Mitte Januar dieses Jahres gegründet hat und als Plattform und Schaltzentrale für die Organisation der Feierlichkeiten dient. Der Vorsitzende ist Thorsten Mieskes.
Ein „Nei’gschmeckter“ plant das Festprogramm
Genau wie Wünsche ist Mieskes nicht in Dachtel aufgewachsen, sondern ein „Neig’schmeckter“. Das hält den studierten Luft- und Raumfahrttechniker und seine Mitstreiter aber nicht davon ab, sich für das Dorf ins Zeug zu legen. „Für Fußball hatte ich kein Talent. Da ist das hier besser, weil ich nichts mit dem Fuß machen muss und mich auf andere Weise einbringen kann“, sagt der 43-Jährige und grinst. Beim eigentlichen Auftakt zu den Planungen für die 750-Jahr-Feier war Mieskes noch gar nicht dabei. „Das war im März 2023 im Bürgerhaus“, erzählt er von einer Bürgerversammlung unter der Regie von Ortsvorsteher Ulrich Eisenhardt. Rund 50 Interessierte waren damals gekommen und haben Arbeitsgruppen angestoßen – eine davon hatte die Gründung eines Vereins zum Ziel.
Mieskes und der 70-köpfige Verein haben in diesem Jahr bereits viel dafür getan, um im Ort ein Gefühl von Zusammenhalt und Vorfreude auf das Jubiläum zu erzeugen – zum Beispiel mit regelmäßigen „Plauderstündchen“ beim Dachteler Backhaus. Dabei geht es laut dem in der Autoentwicklung tätigen Thorsten Mieskes nicht um ein Brainstorming oder konkrete Planungen. Dafür seien die Vorstandssitzungen da.
„Zu dem Plauderstündchen kommen Leute, die gar nichts mit dem Jubiläum zu tun haben“, erzählt er davon, wie man sich stattdessen treffe, um ein paar Stündchen bei der Sanierung des alten Bauwerks mitzuhelfen und dann bei Grillbort und Bier einfach eine schöne Zeit miteinander zu haben. Darum und um andere Aktivitäten, die Gemeinwohl und Gemeinsinn in Dachtel stärken – beispielsweise Landschaftspflegeaktionen oder die Organisation des wohltätigen Weinfests am Backhaus – soll der Verein sich kümmern, wenn das Festjahr vorbei ist.
Schafft ein Gemeinschaftsgefühl: Plauderstündchen vor dem Backhaus. Foto: Dorfgemeinschaft
Zunächst aber steht man vor dem Jubiläumsjahr. Dafür ist von Neujahr bis Weihnachten jede Menge geplant. Schließlich gibt es in Dachtel viele Vereine, die sich das Jubiläum mit auf die eigenen Fahnen schreiben und in eigene Veranstaltungen einbinden. Genau so wünschen sich die Organisatoren das auch. „Es ist nicht das Fest der Dorfgemeinschaft, sondern das Fest des Dorfes“, betont Mieskes, worum es dem Verein geht.
Das spiegelt sich auch in den bisher angekündigten Aktionen wider: So ist zum Beispiel eine Pflanzaktion mit 750 Jubiläumsbäumen geplant, eine Feuerwehrübung mit Fahrzeugen von anno dazumal und der Schwarzwaldverein will einen historischen Waschtag veranstalten.
Höhepunkt wird eine viertägige Sause rund um das erste Juliwochenende sein – beginnend am Freitag, 4. Juli. Im Aischbachtal, wo der Dachteler Liederkranz traditionell seine Hocketse feiert, sollen ein Festzelt und eine Festmeile die Gäste unterhalten. Gefeiert wird bis zum Montag, wobei hier als Abschluss ein Helferfest geplant ist. „Wir werden auf mehr als 4000 Arbeitsstunden kommen“, schätzt Chris Wünsche, der gemeinsam mit dem 56-jährigen Sasa Plesko die Veranstaltungsplanung verantwortet.
Planungen sind schon weit fortgeschritten
Wie die Teilnehmenden eines Workshops Anfang November sehen konnten, sind diese Planungen von Budgetplanung bis Programmgestaltung bereits weit fortgeschritten. „Die Bands sind zum Beispiel schon seit einem halben Jahr fix“, sagt der aus Steinenbronn stammende Wünsche. Klar ist auch schon, dass die teils hochkarätigen Coverbands ihren Preis haben, weswegen der Verein für die Konzerte im Festzelt an zwei Abenden Eintritt verlangen wird. Entlang der Festmeile sei das Programm aber gratis.
Im Vergleich zum Konstanzer Seenachtsfest mit 50 000 Besuchern ist so ein Dorfjubiläum eher klein. Dennoch sieht Wünsche, der mittlerweile im IT-Bereich tätig ist, darin eine Herausforderung. „Weil es eine Premiere ist“, sagt er. Außerdem arbeite man hier fast nur mit Ehrenamtlichen. Als Veranstaltungsleiter der Landesgartenschau Horb habe er gelernt, worauf es ankommt: „Man muss begeistern, einbinden, aktivieren.“
750 Jahre Dachtel: Ein Dorf feiert Geburtstag
Füchse Insgesamt 1426 Menschen wohnen nach Gemeindeangaben in Dachtel (Stand: 31. Dezember 2023). Der Neckname für die Dorfbewohner lautet „Füchse“. Laut dem verstorbenen Ortsvorsteher Paul Wirth geht der Name zurück auf das Jahr 1776. Damals war die Dorfkirche abgebrannt, was dem Glockengeläut wohl nicht so gutgetan hat. „Henterher hot oser Glock dau wia Fuchs“, soll es damals geheißen haben.
Fest Die Dorfgemeinschaft Dachtel plant für das 750-Jahr-Jubiläum Veranstaltungen über das ganze Jahr 2025. Höhepunkt soll das viertägige Jubiläumsfest vom 4. zum 7. Juli werden.
Mitmachen Am 15. Dezember, um 17 Uhr, findet im Bürgerhaus eine Infoveranstaltung statt. Mehr unter dorfgemeinschaft-dachtel.de