Jahrelang hat der Metzger Edwin Strasser im Ausland gearbeitet. In die Heimat zurückgekehrt macht er sein Hobby zum Beruf – und produziert seither ganz eigenen Gerstensaft.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Aidlingen - Wasser, Gerstenmalz und Hopfen – mehr steckt nicht im Bier. Um es zu brauen, ist auch nicht viel nötig. „Ich habe mit einem Kochtopf angefangen“, sagt Edwin Strasser. Mittlerweile ist aus dem Hobby allerdings so viel geworden, dass er verpflichtet war, es genehmigen zu lassen. Im Aidlinger Ortsteil Dachtel hat der 49-Jährige eine Braustube eröffnet, die zwar keine gewöhnliche Gaststätte ist, aber in gewisser Weise eben eine Brauerei mit gelegentlichem Ausschank. Denn mittlerweile besitzt er auch eine – selbst entworfene – Brauanlage und eine – selbst gebastelte – Gegendruckabfüllanlage. „Ich will ein traditionelles Bier“, sagt Edwin Strasser, „ich will back to the Basics, die Sachen wieder selbst machen.“

 

Die Idee, eigenes Bier zu brauen, gärte in dem Metzgermeister schon ein Weilchen. Wirklich genötigt dazu war er erst auf Bali. Als Produktionsmanager arbeitete er dort für eine große Metzgerei, im Feierabend brachte er zunächst Gerste in Tupperschüsseln zum Keimen und trocknete sie anschließend in der Rauchkammer. Das fürs Brauen notwendige Malz musste er eigenhändig herstellen. In einem Kochtopf setzte er sein praktisch deutsches Bier an. Denn auf der indonesischen Insel gab es nur importiertes Weizenbier zu zehn Euro die Flasche. „Von einem Ingenieur habe ich mir dann ein Brauanlägle bauen lassen“, erzählt er. Die Konstruktion aus Bali verschiffte er ins Bauernhaus der Oma.

Braukurs bei der Volkshochschule

„Alles, was mit Essen und Trinken zu tun hat, interessiert mich“, sagt Edwin Strasser. Als ein Kumpel einen Braukurs an der Volkshochschule besucht hatte, ließ er sich im Urlaub vor sechs Jahren von ihm zeigen, wie es geht. Es dauerte Stunden, erst mitten in der Nacht setzte die Gärung ein. „Es war nicht schlecht, aber ein Leichtbier“, sagt er. Nach seiner Lehre im Aidlinger Adler und der Meisterschule zog es Edwin Strasser immer wieder ins Ausland. Er arbeitete in einer Großmetzgerei in Kanada, ging 1995 nach Venezuela, wechselte nach Thailand, schaffte zwei Jahre lang im Sheraton Shanghai und verdingte sich danach auf einem Kreuzfahrtschiff. Nachdem er den Job auf Bali gekündigt hatte, legte er noch eine Station als Gastkoch bei Paulaner in Singapur ein. „Da durfte ich dem Braumeister über die Schulter schauen.“

Vor rund zwei Jahren kehrte Edwin Strasser nach Dachtel zurück und baute das Wohnzimmer der Großmutter zur Braustube um. Er gibt jetzt Braukurse, und in der einstigen Waschküche macht er seinen ganz eigenen Gerstensaft. Zum Beispiel das rötliche Lagerbier Dachteler Fuchsenperle oder den Weizendoppelbock mit mehr als sieben Prozent Alkohol. Die naturtrüben Biere sind sehr gehaltvoll und intensiv. Die Konzerne müssten immer den gleichen Geschmack liefern, sagt Edwin Strasser, „wir Kleinbrauer können die Zutaten so zusammenmischen, wie wir denken, dass es recht ist“. Zur Auswahl hat er unter anderem Wiener Malz, Münchner oder Pilsener, die bei jeweils unterschiedlichen Temperaturen gedörrt werden, weshalb sie unterschiedlich schmecken.

Der Vater baut bereits Dachteler Hopfen an

„Das Bierbrauen ist eine Wissenschaft für sich“, sagt der Metzgermeister mittlerweile. Wohin ihn sein zum Gewerbe mutiertes Hobby noch bringt, kann er nicht abschätzen. Sein Vater baut bereits Dachteler Hopfen an, um es noch lokaler zu machen. Das Bier allein wäre Edwin Strasser zu wenig. Zu seinem Repertoire zählt auch der Dachteler Bergkäse, den er aus lokaler Kuhmilch fabriziert. Den Brie will er sich als Nächstes vornehmen. Außerdem lagert in seinem Keller eine Menge Most von den väterlichen Streuobstwiesen, der sich möglicherweise in einer Besenwirtschaft gut an den Mann und die Frau bringen ließe. „Ich bin noch am Ausloten“, sagt Edwin Strasser. Im Sommer ist er sowieso anderweitig beschäftigt – zwar nicht im Ausland, aber trotzdem in der Sonne als Manager von zwei Freibadkiosken.