Straßenmusiker gehören in Heidelberg zum Stadtbild. Doch nicht jedem gefällt die Dauerbeschallung. Uni-Mitarbeiter haben sich beschwert. Und die Stadt reagiert – vor den Fakultäten herrscht künftig Ruhe.

Heidelberg - Die Straßenmusik gehört seit Jahrzehnten zum festen Bestandteil des touristischen Angebots in der Heidelberger Altstadt. Die bevorzugte Bühne von Musikanten, aber auch von Pantomimen, Feuerschluckern und anderen Akteuren aus aller Welt ist die Hauptstraße. Fünf Standorte sind dort ausgewiesen, an denen die Kunst offiziell erlaubt ist. Zu den beliebtesten gehört der vor der Alten Universität. Bereits seit 1976 darf hier laut städtischer Satzung musiziert werden – und so lange klagen auch die betroffenen Mitarbeiter darüber.

 

Um ihnen mehr Ruhe zu verschaffen, wurden die genehmigten Auftrittszeiten der Künstler vor einigen Jahren zwar auf die Stunden zwischen 17 und 19 Uhr begrenzt, aber selbstverständlich haben sich nicht alle Künstler immer daran gehalten. Was die Besucher, die durch die Stadt flanieren, zu Beifallsstürmen hinreißt, raubt den unfreiwilligen Mithörern, die in der Altstadt leben und arbeiten, oft den letzten Nerv. „Es ist eine Belastung, unter der man nicht arbeiten kann“, erklärt Unisprecherin Marietta Fuhrmann-Koch. Ganz besonders leidet das Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients und seine Bibliothek, deren Fenster direkt über dem Platz für die Künstler liegen. Seit Jahren gab es deshalb immer wieder Vorstöße in Richtung Rathaus. „Wir haben nichts gegen Musik, Heidelberg ist eine lebendige Stadt“, sagt die Unisprecherin. „Es geht nur um den einen Ort, an dem sie Forscher und Studierende massiv behindert.“

Das sieht man jetzt auch im Rathaus ein. Mit einer Mehrheit von 21 zu elf Stimmen hat der Gemeinderat den Standort an der Uni gestrichen. Nur eine Vertreterin der GAL wunderte sich über die Empfindlichkeit der Wissenschaft: „Sie erträgt im Winter sechs Wochen lang den Weihnachtsmarkt vor ihren Toren. Da erstaunt mich der Leidensdruck durch die Musik.“ Andere zeigten mehr Verständnis. „Das ist wirklich schrecklich, wenn man das täglich vor den Fenstern hat“, fand die FWV-Rätin Ursula Lorenz. Auch ihre FDP-Kollegin Margarete Hommelhoff, Ehefrau des früheren Unirektors, sprang den Betroffenen zur Seite. „Nur weil sie den Weihnachtsmarkt ertragen, müssen sie nicht auch noch das Gedudel aushalten“, meinte sie.