Auch in Tübingen gibt es mittlerweile in den Heimen Infizierte. Oberbürgermeister Boris Palmer hatte noch vor Kurzem in Talkshows vom Erfolg des „Tübinger Wegs“ beim Schutz der Alten gesprochen.

Tübingen - In Tübingen hat es während der zweiten Welle der Pandemie erstaunlich lange keine Coronafälle in den Alten- und Pflegeheimen gegeben. Für Oberbürgermeister Boris Palmer war das ein Beweis für den Erfolg des „Tübinger Wegs“, den der Grüne bundesweit in Talkshows preist. Palmer setzt darauf, vor allem die älteren Menschen vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen, ein Baustein ist das rechtzeitige Testen. Tübingen hat das konsequenter gemacht als andere Städte im Land. Seit September finden in allen Pflegeheimen Corona-Abstriche für das Personal statt. Vergangene Woche wurden die ersten zwei Heimbewohner positiv getestet.

 

Mittlerweile gibt es in drei Einrichtungen Ausbrüche. Im Bürgerheim, einer Einrichtung der Altenhilfe Tübingen, sind sechs Bewohner und vier Pflegekräfte infiziert. Im Pauline-Krone-Heim ist bei einer Seniorin, die jüngst aus einer Klinik entlassen wurde, eine Infektion festgestellt worden. Die meisten Fälle gibt es im Pflegeheim Vinzenz von Paul: 20 Bewohner und sechs Mitarbeiter. Ein Senior sei in eine Klinik gebracht worden, sagt Sven Engelberg, Sprecher der Vinzenz von Paul gGmbH Soziale Dienste und Einrichtungen, die anderen hätten leichte Symptome.

Schnelltests für Besucher wurden in dem betroffenen Heim nicht angeboten

Wie das Virus in das Heim gelangte, ist unklar. Schnelltests für die Besucher seien in dem Heim bisher nicht angeboten worden, bestätigt Engelberg – und das entgegen aller behördlichen Empfehlungen. Denn Schnelltests sind ein zentrales Element der Teststrategie für Alten- und Pflegeheime. Auf die Frage, warum sie nicht eingesetzt wurden, antwortet Sprecher Engelberg: Sie seien nicht vorgeschrieben und sie würden keine hundertprozentige Sicherheit bieten.

Für Boris Palmer ist das enttäuschend. „Leider war das Netz nicht engmaschig genug, denn wir konnten die Tests nicht verpflichtend anordnen. Es war nur ein Angebot, von dem unterschiedlich gut Gebrauch gemacht wurde.“