Die IG Metall gewinnt die Betriebsratswahlen in den großen Mercedes-Werken Untertürkheim und Sindelfingen. Doch auch die rechte Gruppierung Zentrum gewinnt Mandate dazu.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Sindelfingen/Untertürkheim - Die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der Betriebsratswahlen in den Mercedes-Werken Sindelfingen und Untertürkheim liegen vor: In Sindelfingen hat die rechte Liste Zentrum 3,4 Prozent der Stimmen und damit zwei Mandate bekommen und zieht damit erstmals in das Gremium ein. Die IG Metall dominiert allerdings unangefochten und stellt dort insgesamt 46 von 59 Betriebsräten. Die Anzahl der Sitze ist gegenüber 2014 unverändert. Die IG Metall hatte dort mit 74,9 Prozent die klare Mehrheit der Stimmen.

 

Auch im Werk Untertürkheim konnten die rechten Kandidaten punkten. Sie erreichten dort 13,2 Prozent der Stimmen und sechs Mandate – zwei mehr als 2014. Klarer Gewinner ist dort allerdings auch die IG Metall, die auf 75,7 Prozent der Stimmen kommt und damit auf 37 von 47 Betriebsratsmandaten. Im Vergleich zur Betriebsratswahl 2014 hat sie drei Mandate hinzugewonnen.

Wenige Tage zuvor hatte das Zentrum an den Daimler-Verwaltungssitzen in Untertürkheim und Möhringen den Sprung in das Gremium verfehlt, im Werk Rastatt allerdings wurden ebenfalls Kandidaten der rechten Gruppierung in den Betriebsrat gewählt.

Beschäftigte haben sich gegen Spaltung der Belegschaften entschieden

„Die Beschäftigten haben sich bewusst entschieden, die IG Metall zu stärken“, kommentierte Rebekka Henschel, Sprecherin der IG Metall Stuttgart das Ergebnis. In Sindelfingen und Untertürkheim seien die Mandate, die die rechten Kandidaten gewonnen hätten, nicht zu Lasten der IG Metall gegangen.

Dass rechte Kandidaten überhaupt punkten konnten, sieht DGB-Landesvorsitzender Martin Kunzmann dem gesellschaftlichen Klima geschuldet. Er sagte aber auch: „Die Wahlergebnisse zeigen: Die Beschäftigten haben mit dem Kopf abgestimmt, nicht mit dem Bauch. Sie haben sich mit großer Mehrheit gegen eine Spaltung der Belegschaften entschieden.“ Die IG Metall genieße einen breiten Rückhalt in den Belegschaften. Das Zentrum Automobil, das im Übrigen gar keine Gewerkschaft sei, habe trotz lauten Getrommels und hoher medialer Aufmerksamkeit bescheidene Ergebnisse erzielt, so Kunzmann.

„Wir danken allen Beschäftigten, die an der Wahl teilgenommen und damit gezeigt haben, wie wichtig ihnen demokratische Prozesse und eine gute Interessenvertretung sind“, kommentierte Ergun Lümali, Betriebsratsvorsitzender am Mercedes-Standort Sindelfingen, das vorläufige Wahlergebnis. Von insgesamt 40 042 Wahlberechtigten haben sich 57,5 Prozent an der Betriebsratswahl beteiligt. Die Zahl der Betriebsratsmandate ist aufgrund der größeren Anzahl von Wahlberechtigten um zwei Mandate auf 59 Sitze gestiegen. Auch der Betriebsratsvorsitzende des Mercedes-Werks Untertürkheim, Wolfgang Nieke, sieht das Ergebnis als Ansporn. „Wir freuen uns, dass die Belegschaft unsere Arbeit für die Zukunft des Standortes Untertürkheim mit drei zusätzlichen Betriebsratsmandaten belohnt hat. Dies ist Ansporn für uns IG-Metall-Betriebsräte, in den kommenden Jahren die Interessen unserer Belegschaft weiterhin gut und erfolgreich zu vertreten“, sagte er.

IG Metall gewinnt auch in Wörth und Bremen

Im Mercedes-Werk in Wörth sind von 39 Sitzen im Betriebsrat 24 an die IG Metall-Liste gegangen, der Stimmenanteil lag bei 51,70 Prozent. „Die IG Metall-Liste konnte gegenüber 2014 zwei Mandate hinzugewinnen.“ Damit habe die IG Metall die klare Mehrheit im Gremium. Die rechte Gruppierung Zentrum stand in Wörth nicht auf der Vorschlagsliste. In Bremen gab es eine Personenwahl. Dort wurden 41 Betriebsräte direkt gewählt, die alle der IG Metall angehören.