Daimlers chinesisches Partnerunternehmen BAIC hat einen Anteil an dem Stuttgarter Dax-Konzern gekauft. In der Stuttgarter Konzernzentrale zeigt man sich darüber sehr erfreut.

Stuttgart - Daimlers langjähriger chinesischer Kooperationspartner Beijing Automotive Group (BAIC) steigt als Investor bei dem Stuttgarter Autokonzern ein. Über eine Tochtergesellschaft habe BAIC fünf Prozent der Anteile gekauft, teilte Daimler am Dienstag mit. Etwa die Hälfte davon erstand der staatlich kontrollierte Autohersteller direkt, auf die andere Hälfte sicherte er sich das Kaufrecht. Gerüchte über entsprechende Pläne kursierten bereits seit Mai. Die beiden Konzerne kooperieren seit 2003.

 

„Wir begrüßen es sehr, dass unser langjähriger Partner BAIC nun auch ein langfristig orientierter Investor von Daimler ist. Dieser Schritt festigt unsere erfolgreiche Partnerschaft und ist ein Vertrauenssignal in die Strategie und das Zukunftspotenzial unseres Unternehmens“, betonte Vorstandschef Ola Källenius.

Als größter Aktionär hält der Gründer des chinesischen Autobauers Geely, Li Shufu, knapp zehn Prozent an Daimler. Als dieser Anfang 2018 bei den Stuttgartern einstieg, regte sich in der Politik heftiger Protest aus Sorge vor einem Ausverkauf deutscher Technologie nach China. Dieses Mal betonte Källenius: „Der chinesische Markt ist und bleibt eine entscheidende Säule unseres Erfolgs – nicht nur für den Absatz, sondern auch für unsere Entwicklung und Produktion.“ China ist für Daimler der größte Einzelmarkt, auch wenn die Dynamik dort zuletzt merklich nachgelassen hatte.

„BAIC und Daimler arbeiten bereits seit mehr als zehn Jahren zum beiderseitigen Vorteil vertrauensvoll und erfolgreich zusammen“, wurde Heyi Xu, Chairman von BAIC, in der Ad-hoc-Mitteilung von Dienstag zitiert. „Wir möchten diese Allianz durch eine Beteiligung an Daimler weiter stärken. Mit diesem Schritt bringen wir zudem unsere Unterstützung für den Vorstand und die Strategie von Daimler zum Ausdruck.“ Aus Sicht von BAIC sei die Partnerschaft musterhaft für eine gelungene Kooperation zwischen einem chinesischen und einem deutschen Unternehmen. „Sie kann auch anderen Firmen beider Länder als Modell dienen. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit“, ergänzte Heyi. BAIC wird mit seinen fünf Prozent zum drittgrößten Investor nach dem chinesischen Autobauer Geely (9,7 Prozent) und dem Staatsfonds von Kuwait (6,8 Prozent). Daimler und BAIC arbeiten seit 2003 bei Produktion, Forschung, Entwicklung und im Vertrieb zusammen.

Daimler ist bereits seit sechs Jahren an BAIC beteiligt

Während der überraschende Einstieg von Geely Anfang 2018 eher Irritationen ausgelöst hatte, gilt die Partnerschaft zwischen Daimler und BAIC als sehr harmonisch. Seit 2013 ist Daimler mit knapp zehn Prozent an BAIC Motor beteiligt und auch im Verwaltungsrat des Unternehmens vertreten. Seit dem Jahr 2018 hält Daimler darüber hinaus einen Anteil von drei Prozent an BAIC Bluepark New Energy Technology Co. Ltd., einem Hersteller von Elektrofahrzeugen für China. Beide Unternehmen sind zudem über das gemeinsame Joint Venture Beijing Benz Automotive Company (BBAC) verbunden, das laut der Mitteilung mittlerweile zu den führenden Anbietern von Oberklassefahrzeugen in China gehört und das weltweit größte Forschungs- und Entwicklungszentrum von Daimler außerhalb Deutschlands betreibt. Im vergangenen Jahr hat das Gemeinschaftsunternehmen nach eigenen Angaben 485 000 Autos verkauft. Das sind rund drei Viertel aller Fahrzeuge, die Daimler 2018 in China abgesetzt hat.

Die Chinesen beschäftigen 127 000 Mitarbeiter

BAIC wurde 1958 gegründet und ist eines der größten chinesischen Autounternehmen sowie einer der führenden Hersteller von Elektrofahrzeugen. Im Geschäftsjahr 2018 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von rund 480 Milliarden Renminbi (etwa 62 Milliarden Euro). BAIC beschäftigt inklusive aller Tochterunternehmen und Joint Ventures rund 127 000 Mitarbeiter und setzte mehr als 2,4 Millionen Fahrzeuge ab. Der Daimler-Konzern erlöste 2018 insgesamt 167 Milliarden Euro, beschäftigte fast 300 000 Mitarbeiter und verkaufte 3,4 Millionen Fahrzeuge. Mit dem neuen Großaktionär bindet sich Daimler noch enger an den größten Automarkt der Welt und schafft gleichzeitig ein Gegengewicht zu Geely. Im März teilte Daimler mit, dass die nächste Generation des Kleinwagens Smart als Elektroauto in einem Gemeinschaftsunternehmen mit Geely in China produziert werden soll. An der Börse legte die Daimler-Aktie am Dienstag etwa 4,5 Prozent zu, das Papier zählte zu den größten Gewinnern im Dax.