Die Automobilkonzerne Daimler und Nissan sprechen über eine Kooperation bei der Brennstoffzelle.
Stuttgart - Die Autokonzerne Daimler und Renault-Nissan wollen ihre Allianz ausbauen und erwägen nun auch eine Zusammenarbeit bei alternativen Antrieben. „Wir reden ganz konkret mit Nissan über eine Kooperation bei der Brennstoffzelle“, sagte Forschungschef Thomas Weber der „Financial Times Deutschland“ am Rande der Automesse in Detroit. Daimler und der japanische Renault-Ableger Nissan hatten erst am Tag zuvor eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Motorenbaus bekanntgegeben; danach werden im US-Werk von Nissan in Decherd/Tennessee von 2014 an bis zu 250.000 Vierzylindermotoren für die Nissan-Nobelmarke Infiniti sowie für Mercedes-Benz gebaut. Eingeleitet wurde die Allianz der beiden Konzerne im April 2010 durch die Einigung auf eine Zusammenarbeit im Kleinwagensegment bei den Modellen Smart und Renault Twingo.
Nach Angaben der „FTD“ hat Weber seine Aussage über eine mögliche Kooperation auf Fahrzeugmodelle bezogen, die nach 2014 auf den Markt kommen. Für welche Modelle eine gemeinsam hergestellte Brennstoffzelle infrage kommen könnte, sagte der Daimler-Forschungschef nicht. Möglich ist auch eine spätere Einbeziehung von Renault; aufgrund ihrer Kenntnisse auf dem Gebiet Brennstoffzelle haben aber die Japaner, die selbst ehrgeizige Ziele verfolgen, Priorität. Nach den bisherigen Planungen will Daimler die B-Klasse 2014 als erstes Serienfahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb („F-Cell“) auf den Markt bringen. In Kleinserie wird die B-Klasse F-Cell bereits seit 2010 gebaut.
In Brennstoffzellen wird Wasserstoff emissionsfrei direkt in Strom verwandelt; lediglich Wasserdampf wird frei. Einige Hundert einzelne Brennstoffzellen werden in einem Gehäuse zu sogenannten Stacks verpackt. Die Brennstoffzellenstacks für die B-Klasse werden bei der Automotive Fuel Cell Cooperation (AFCC) in Vancouver/Kanada in Zusammenarbeit mit Daimler in Deutschland entwickelt. Am Standort Kirchheim-Nabern arbeiten sowohl Daimler-Beschäftigte als auch Mitarbeiter der 100-prozentigen Tochtergesellschaft Nucellsys am Brennstoffzellenantrieb. Die Fertigung im industriellen Maßstab soll nach einer Mitteilung von März 2011 in Vancouver stattfinden; den Start der Serienproduktion hat der Konzern für 2013 angekündigt. Nach früheren Angaben geht es dabei auch um einen Antrieb, der in größeren Fahrzeugen wie der C- oder E-Klasse eingesetzt werden kann.
Beim Elektroauto setzt Daimler stark auf Kooperationen
Die AFCC ist aus der Zusammenarbeit mit dem kanadischen Brennstoffzellenspezialisten Ballard und dem Autokonzern Ford hervorgegangen. Ende 2007 wurden die Brennstoffzellenstacks herausgelöst und als AFCC verselbstständigt. Daimler hält mit 50,1 Prozent die Mehrheit; Ford ist mit 30 Prozent engagiert und Ballard hält die restlichen 19,9 Prozent. Daimler ist der Autokonzern mit der größten Erfahrung auf dem Gebiet der Brennstoffzelle; schon 1994 wurde das erste Auto mit diesem Antrieb vorgestellt. Auch bei Bussen setzt der Konzern stark auf die Brennstoffzelle. In Forschung und Entwicklung haben die Stuttgarter bisher bereits mehr als eine Milliarde Euro investiert.
Daimler setzt auf dem Weg Richtung Elektroauto stark auf Kooperationen. So wurde beim Elektromotor, der die Fahrzeuge einst antreiben soll (Traktionsmotor) eine Zusammenarbeit mit dem Autozulieferer Bosch vereinbart. Bei den Lithium-Ionen-Batterien hat sich das Unternehmen mit dem Chemiekonzern Evonik, der einst aus der Ruhrkohle hervorging, zusammengetan.
Daimler und Renault-Nissan arbeiten seit 2010 auf mehreren Gebieten zusammen und sind aneinander beteiligt. Der Renault-Nissan-Konzern hält 3,1 Prozent an Daimler; den Stuttgartern gehören jeweils 3,1 Prozent des Kapitals von Renault und Nissan. Die Zusammenarbeit der Automobilbauer erstreckt sich mittlerweile auch auf die Elektromobilität. So ist vereinbart, dass von der kommenden Generation an Daimler die zusammen mit Evonik gefertigten Batterien für die Elektrovarianten von Smart und Renault Twingo beisteuert. Renault liefert danach die Elektromotoren für diese Kleinwagen.