Asien und Nordamerika haben den Einbruch in Brasilien und die schleppende Nachfrage in einigen Ländern Europas mehr als ausgeglichen. Trotz aller Unwägbarkeiten gibt sich der Stuttgarter Konzern auch für die nächsten Jahre zuversichtlich.

Stuttgart - Der Daimler-Konzern will 2013 in der Lastwagensparte an die Absatzerfolge des zu Ende gehenden Jahres anknüpfen. Andreas Renschler, der im Vorstand für Lastwagen und Busse zuständig ist, macht sich Marktprognosen zu eigen, nach denen der weltweite Lastwagenmarkt im kommenden Jahr leicht zulegen wird; Daimler will besser abschneiden und damit Marktanteile gewinnen. „Allerdings dürfen Risikofaktoren wie die europäische Schuldenkrise oder staatliche Regulierungsmaßnahmen auf die Lastwagennachfrage nicht unterschätzt werden“, sagte Renschler einschränkend.

 

Für ihn ist die Lastwagenindustrie aber mittel- und langfristig eine Wachstumsindustrie. Marktexperten wie Global Insight rechnen bis 2020 im Durchschnitt mit drei bis vier Prozent Wachstum pro Jahr. Auch hier hat Renschler, dessen Vertrag vor Kurzem um fünf Jahre bis 2018 verlängert wurde, den Ehrgeiz, überproportional zuzulegen.

Im zu Ende gehenden Jahr ist Daimler kräftig gewachsen. Nach elf Monaten erreichte der Konzern einen Absatz von 424 000 Fahrzeugen. Das waren 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und schon fast so viel wie im Gesamtjahr 2011 (426 000 Lastwagen). Renschler: „Wir können mit der Entwicklung des Jahres 2012 durchaus zufrieden sein. Uns ist trotz volatiler Märkte eine deutliche Absatzsteigerung gelungen.“ Wachstumsträger war das Geschäft in Nordamerika, das um 21 Prozent auf 129 000 Fahrzeuge zulegte, und in Asien, wo durch den Verkauf von 162 000 Lastwagen sogar eine Zuwachsrate von 31 Prozent erreicht wurde.

Gute Fortschritte in den großen Schwellenländern

Deutlich schlechter sah es in Lateinamerika aus, weil der brasilianische Markt einbrach. Auf dem größten Markt des Kontinents wurden nur 28 000 Lastwagen (minus 31 Prozent) verkauft. Die Kunden hielten sich zurück, weil die Konjunktur schwach war, eine neue Abgasnorm eingeführt wurde und lange Zeit Unsicherheit über finanzielle Anreize zum Kauf von Investitionsgütern bestand. Auch die Schuldenkrise in Europa dämpfte die Nachfrage in einzelnen Ländern, so dass Europa mitsamt der Türkei zusammen mit Lateinamerika ein Minus von sechs Prozent auf noch 132 500 Fahrzeuge aufweist.

Zufrieden ist Renschler mit den Fortschritten des Konzerns in den drei großen Schwellenländern Russland, Indien und China. In Russland wurde die Partnerschaft mit Kamaz erweitert. So wird Daimler aus Deutschland künftig pro Jahr 7000 Gas- und Dieselmotoren sowie 15 000 Achsen für Lastwagen und Busse nach Russland liefern. Daimler arbeitet seit 2008 mit Kamaz zusammen; mittlerweile bestehen dort zwei Gemeinschaftsunternehmen, die Lastwagen der Marke Mercedes-Benz und der japanischen Tochter Fuso produzieren. Für die Zukunft ist die gemeinsame Fertigung von Achsen in Russland geplant.

Der Auftragseingang ist stabil

In Indien, dem drittgrößten Lastwagenmarkt der Welt, betreibt Daimler seit April 2012 eine eigene Fabrik in Chennai, die 700 Millionen Euro gekostet hat und schwere sowie mittelschwere Lastwagen baut. Die Produktionskapazität von gegenwärtig 36 000 Fahrzeugen soll annähernd verdoppelt werden. Daimler arbeitet in Indien mit der neu geschaffenen Marke Bharat-Benz.

In China deckt Daimler die Premiumklasse mit Lastwagen der Marke Mercedes-Benz ab. 6000 verkaufte Nutzfahrzeuge mit dem Stern bedeuten in diesem Jahr einen Rekord. Das mittlere Marktsegment wird durch die Marke Auman bedient. Diese Nutzfahrzeuge stellt der Konzern in einem Gemeinschaftsunternehmen zusammen mit Foton her.

Die Beschäftigung hat sich nach Angaben einer Sprecherin binnen Jahresfrist kaum verändert. Ende 2011 arbeiteten in den großen Werken in Wörth (Lastwagenmontage) 11 600 Mitarbeiter, in Mannheim (Motoren/Gießerei) 5100 Mitarbeiter und in Gaggenau (Getriebe) 6200 Mitarbeiter. Der hohe Transportbedarf, so sagte die Sprecherin, führe zur Nachfrage nach Lastwagen. Der Auftragseingang sei stabil und die Kapazitäten in den großen heimischen Werken seien ausgelastet.