Sparprogramme erhöhen nicht gleich den Gewinn. Zusätzlich müssen auch noch Kostensteigerungen ausgeglichen werden. Bei Daimler geht es um fast zehn Milliarden Euro.

Der Daimler-Konzern will in den kommenden Jahren ein gewaltiges Sparprogramm auflegen. Nach einem Bericht des „Manager Magazin“ sollen im Rahmen des Programms „Fit for Leadership“ drei Milliarden Euro mit dem Ziel eingespart werden, ab 2013 in der Personenwagensparte eine Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von zehn Prozent sicherzustellen; den Bericht bezeichnete ein Unternehmenssprecher als Spekulation. Der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche hat das Sparprogramm im September angekündigt. Einzelheiten nannte er damals nicht. Klarheit, so hieß es, werde frühestens Ende Oktober bestehen.

 

Hinzu kommt, dass die Marken Mercedes-Benz und Smart bis 2017 sechs Milliarden Euro einsparen müssen, um kalkulierte Kostensteigerungen aufzufangen. Hierauf hat Produktionsvorstand Wolfgang Bernhard bereits im Frühjahr auf einem Investorentag hingewiesen. Als Beispiele für diese Kostensteigerungen nannte er Preiserhöhungen für Rohmaterial, einen höheren Aufwand zur Minderung des CO2-Ausstoßes der Motoren sowie Belastungen durch die Modellpflege.

Leiharbeiter müssen gehen

Im ersten Halbjahr 2012 hat die Personenwagensparte Mercedes-Benz Cars eine Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von 8,5 Prozent erreicht; BMW und Audi lagen mit 11,6 Prozent beziehungsweise 11,5 Prozent fast gleichauf und deutlich vor den Stuttgartern. Bei der Ankündigung des Sparprogramms sagte Zetsche, dass Gewinnziel für die Personenwagensparte von 5,2 Milliarden Euro in diesem Jahr werde nicht erreicht. Grund für den Rückschlag sind eine schwächere Absatzentwicklung in China sowie auf europäischen Märkten. Der Analyst Frank Schwope von der NordLB hat ausgerechnet, dass Daimler in der Personenwagensparte in den Jahren 2000 bis 2010 durchschnittlich 4,6 Prozent verdient hat; er hält eine Rendite von zehn Prozent „dauerhaft für absolut nicht erreichbar“. Nach seiner Einschätzung sind sieben Prozent realistisch. Daimler hat sich vorgenommen, im Rahmen der Wachstumsstrategie 2020 seine beiden schärfsten Rivalen, BMW und Audi, in allen Belangen zu übertreffen.

Der Vorstand hat dem Betriebsrat versichert, dass die Einsparungen ohne Personalabbau vollzogen werden sollen. Das hat der Betriebsratsvorsitzende Erich Klemm Ende voriger Woche noch einmal bestätigt. Nach Klemms Verständnis geht es bei „Fit for Leadership“ unter anderem darum, Entscheidungswege zu verkürzen. Daimler wird sich aber möglicherweise von Leiharbeitern und von Dienstleistern mit Werkverträgen trennen. Aufgrund beschlossener Produktionskürzungen für die S-Klasse, die vom 12. November an nur noch im Einschichtbetrieb gebaut wird, schickt Daimler 250 bis 300 Leiharbeiter weg. Daimler beschäftigt in den Sparten Personenwagen und Nutzfahrzeuge bisher zusammen 4400 Leiharbeiter.

Zwei Plattformen müssen reichen

Nach der Analyse von Wolfgang Bernhard hinkt Mercedes bei der Rendite hinter den Wettbewerbern her, weil es zu lange dauert, bis ein Auto gebaut ist. Im Jahr 2008 waren das bei Mercedes 43 Stunden pro Fahrzeug. Sein Ziel sind 30 Stunden bis 2015, womit der Konzern aus Bernhards Sicht branchenweit an der Spitze liegen würde. Beispiele dafür, wie das gelingen soll, hat er auf dem Investorentag genannt: Gabelstapler werden durch fahrerlose Transportsysteme ersetzt, nach Lackschäden suchen in der Endkontrolle keine Menschen mehr, sondern Kameras, und der Materialfluss in der Montage wird verbessert. Einen großen Schritt nach vorne machen will Bernhard durch eine stärkere Vereinheitlichung der Baureihen. So soll es künftig nur noch zwei Plattformen geben, eine für den Front- und die andere für den Heckantrieb. Fortschritte in diesem Bereich erwartet er erst bis 2017.

Am nächsten Donnerstag legt Daimler seine Zahlen für das dritte Quartal vor. Bei Personenwagen hat der Konzern in den ersten neuen Monaten einen Rekordabsatz verbucht. Analyst Schwope hat Anfang Oktober seine Gewinnerwartungen für 2012 und 2013 nach unten korrigiert. Er erwartet nun jeweils leicht sinkende Gewinne.