Daimler-Chef Zetsche und Produktionsvorstand Bernhard haben in Rastatt offiziell die Produktion der neuen A-Klasse gestartet.
Rastatt - Die Kundenresonanz ist überwältigend“, sagt Wolfgang Bernhard, der im Daimler-Vorstand für Produktion und Einkauf von Mercedes-Benz Cars zuständig ist, beim offiziellen Produktionsstart der neuen A-Klasse in Rastatt. „Täglich rufen uns Händler an und klagen, dass die Zuteilungsquote nicht hoch genug ist. Die Nachfrage übersteigt das Angebot. Das ist toll“, strahlt Bernhard. Seit Juni können Kunden die neue A-Klasse bestellen, im September wird sie in den Verkaufsräumen der Händler stehen. Mehr als 40 000 Bestellungen konnte Daimler bisher verbuchen. „Das ist ein exzellenter Wert“, freut sich Daimler-Chef Dieter Zetsche. Gestern sind – medienwirksam – Zetsche und Bernhard in die erste A-Klasse die vom Band lief, eingestiegen. Es war ein knallrotes Modell – „damit die Bilder gut werden“, wie ein Daimler-Sprecher süffisant meinte.
Im Herbst vergangenen Jahres ist bereits die neue B-Klasse in Rastatt angelaufen. Seit Markteinführung im November seien 70 000 Fahrzeuge dieses Kompaktmodells ausgeliefert worden. Jeder dritte Käufer hat vorher ein anderes Fahrzeug gefahren, sagt Zetsche über die Wechsler. „Bei der A-Klasse trauen wir uns noch mehr zu.“ Der Daimler-Chef spricht von einer „Eroberungsrate“ bis zu 50 Prozent. Damit ist die Modelloffensive des Stuttgarter Herstellers, der bis 2020 mehr Fahrzeuge als Audi und BMW verkaufen will, noch nicht beendet. Weitere drei kompakte Modelle sind geplant. Ende nächsten Jahres soll ebenfalls in Rastatt ein kompakter Geländewagen vom Band rollen. Geplant ist zudem ein viertüriges Coupé. Zum geplanten fünften Modell äußerte sich Zetsche nicht.
1,2 Milliarden investieren die Stuttgarter
Insgesamt 1,2 Milliarden Euro investieren die Stuttgarter in das Werk; 600 Millionen Euro davon wurden bereits in eine Werkhalle sowie in Werkzeuge gesteckt. Die andere Hälfte soll bis Ende nächsten Jahres ausgegeben werden. Zudem wird die Belegschaft aufgebaut. 6200 Mitarbeiter sind derzeit in Rastatt tätig; Ende des Jahres sollen es 6600 sein, kündigte Peter Wesp, Leiter des Mercedes-Benz-Werks in Rastatt, an. Damit seien in der badischen Stadt seit 2010 rund 900 Stellen geschaffen worden. Darüber hinaus haben Geschäftsleitung und Betriebsrat vereinbart, dass die Leiharbeiterquote in Rastatt befristet auf ein Jahr auf 15 Prozent angehoben werden darf; ansonsten gilt im Daimler-Konzern eine Zeitarbeiterquote von acht Prozent. Von Oktober an soll eine dritte Schicht eingeführt werden. Damit seien die Kapazitäten voll ausgelastet.
Daimler produziert nicht nur in Rastatt kompakte Modelle, sondern auch im ungarischen Kecskemet. Bereits Ende März ist in Ungarn die Produktion der neuen B-Klasse angelaufen. Um die gleiche Qualität zu gewährleisten, hat Daimler derzeit rund 200 Mitarbeiter aus Rastatt befristet nach Kecskemet entsandt, darüber hinaus werden Beschäftigte aus Ungarn im Badischen geschult. Und auch in China will Bernhard die Kompakten „zum Laufen bringen“. Rastatt werde dabei das „Nervenzentrum“ sein, so der Produktionschef. Von der badischen Stadt aus soll das weltweite Produktionsnetzwerk gesteuert werden. „Das ist eine zusätzliche Aufgabe für Rastatt“. Dies sichere Arbeitsplätze.
Nicht zuletzt mit der neuen Generation der kleinen Mercedes-Modelle hofft Daimler, die Konkurrenz einzuholen. Erklärtes Ziel der Stuttgarter ist, bis 2020 Audi und BMW bei den Absatzzahlen überrundet zu haben. Die neue A-Klasse ist deutlich flacher und sportlicher als das Vorgängermodell und somit ein Angriff auf den A3 von Audi und den 1er von BMW. Im weltweiten Markt der Premium-Kompakten rechnet Zetsche in den kommenden zehn Jahren mit einem Wachstum von vier Millionen Fahrzeugen. „Wir wollen daran teilhaben“, sagte der Daimler-Chef. Für das laufende Jahr rechnet Zetsche unverändert mit einem steigenden Absatz. Zwar sei die Marktlage in den südeuropäischen Krisenländern schwierig, aber von Problemen wie Opel oder Peugeot, die massiv streichen wollen, ist Daimler weit entfernt. „Wir gehen davon aus, den Absatzrekord des vergangenen Jahres nochmals zu übertreffen“, sagt Zetsche. Anfang nächster Woche wird das Stuttgarter Unternehmen seine Halbjahreszahlen veröffentlichen.