Daimler fasst die über den ganzen Großraum Stuttgart verteilten Büros der Lkw-Sparte in einem neuen Campus in Leinfelden zusammen. Kürzere Wege sollen eine engere Zusammenarbeit und mehr Effizienz bringen.

Stuttgart - Wo früher die Firma Georgii Kobold Elektromotoren herstellte, will Daimler eine neue Zentrale für seine Lkw-Sparte bauen. Bereits vor einem Jahr wurde berichtet, dass der Autokonzern das Georgii-Kobold-Areal in Leinfelden-Echterdingen (Unteraichen) gekauft hatte. Seither wurde gerätselt, welche Pläne Daimler damit hat. Nun teilte der Autokonzern mit, dass hier neue Büros für die Lkw-Sparte entstehen sollen. „Bislang arbeiten unsere Mitarbeiter in der Region auf mehr als zehn Standorte verteilt. Diese Struktur ist historisch gewachsen, aber nicht mehr zeitgemäß“, sagte ein Sprecher des Konzerns. Einen Schwerpunkt bildet heute das Neckartal. Büros befinden sich unter anderem auch in Möhringen und im Fasanenhof.

 

„In Leinfelden-Echterdingen bietet sich jetzt in einer dicht besiedelten Region die einmalige Chance, dass unsere Teams künftig eng vernetzt unter einem Dach zusammenarbeiten – unterstützt von einer hochmodernen Arbeitsumgebung“, erläuterte der Sprecher. Das Unternehmen verspricht sich von einer engeren Zusammenarbeit und kürzeren Wegen auch schnellere Arbeitsergebnisse, also mehr Effizienz.

Die Fertigstellung des „Daimler Trucks Campus“ ist 2021 geplant

In der neuen Zentrale sollen nach Angaben des Sprechers einmal „einige Tausend“ Beschäftigte arbeiten. Der Betriebsrat unterstützt das Vorhaben. „Grundsätzlich halten wir es für eine strategisch wichtige und richtige Entscheidung, dass die Truck-Zentrale langfristig in Stuttgart bleibt und die Truck-Bereiche gebündelt werden“, sagte Jörg Spies, der Betriebsratsvorsitzende der Daimler-Zentrale. Das sichere die Bedeutung des Standorts und halte die Stellen in der Region. Kritisch sehen die Betriebsräte dagegen die deutlich längeren Anfahrtswege für viele Beschäftigte. Der Betriebsrat werde die höheren Fahrtkostenpauschalen, die den Mitarbeitern zuständen, im Auge behalten, sagte Spies. Der Bau des neuen „Daimler Trucks Campus“ soll im nächsten Jahr beginnen, die Fertigstellung und der Bezug sollen voraussichtlich 2021 erfolgen.

Neben der Größe des Grundstücks hat nach Angaben des Unternehmens auch die Lage bei der Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt. Das Gelände liege direkt an der Autobahn A8 und sei somit verkehrstechnisch gut an die anderen Standorte wie Wörth, Mannheim und Gaggenau angebunden. Die Nähe zum Flughafen erleichtere zudem internationale Dienstreisen. Ebenfalls vorteilhaft sei die gute Anbindung an das öffentliche Nahverkehrsnetz. Für Mitarbeiter, die mit dem Auto zur Arbeit kommen, sollen eine Tiefgarage und ein Parkhaus entstehen.

Bloomberg bringt die neue Lkw-Zentrale mit Plänen zum Umbau von Daimler in Verbindung

Die Nachrichtenagentur Bloomberg bringt den Bau der Zentrale in Zusammenhang mit Plänen zum Umbau von Daimler zu einer Holding, unter deren Dach das Autogeschäft, die Truck-Sparte und die Finanzdienstleistungen als rechtlich eigenständige Gesellschaften angesiedelt werden sollen. Der Bau einer neuen Zentrale für den Truck-Bereich deutet laut Bloomberg daraufhin, dass Daimler möglicherweise doch weiter reichende Pläne habe, als bisher angekündigt.

Noch ist der Umbau nicht von Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen. Er wird zunächst einmal geprüft. An der Börse wird jedoch bereits spekuliert, ob die neue Truck-Gesellschaft nach der rechtlichen Verselbstständigung an die Börse gebracht wird. Daimler hat eine Abspaltung oder einen Börsengang allerdings ausdrücklich ausgeschlossen. Im Unternehmen ist zu hören, dass es das Projekt der neuen Zentrale schon länger gibt als die Diskussion über den Umbau von Daimler zu einer Holding.