Die Daimler-Finanzsparte des Autobauers spürt die niedrigen Zinsen. Das Neugeschäft wächst langsamer. Zusätzliche Angebote sollen es richten.

Stuttgart - Daimler Financial Services (DFS), die Leasing- und Finanzierungstochter des Stuttgarter Autoherstellers, ist trotz des immer noch flauen Automarktes in Europa gut unterwegs. Das Neugeschäft ist in den ersten zehn Monaten 2013 um sechs Prozent auf 33 Milliarden Euro gewachsen. Auch im Jahresendgeschäft werde es noch einmal kräftige Zuwächse geben, kündigte Vorstandschef Klaus Entenmann an. 2012 hatte die Daimler-Tochter ihr Neugeschäft noch um 14 Prozent auf gut 38 Milliarden Euro ausgeweitet.

 

Entenmann ist dennoch mit der Entwicklung zufrieden. Wechselkurseffekte beim Dollar und beim Yen hätten das Wachstum gedämpft. So sei der Gesamtwert aller Verträge um drei Prozent auf 82 Milliarden Euro gestiegen, wechselkursbereinigt sei das Vertragsvolumen jedoch um sieben Prozent gewachsen. Die Bedeutung von Leasing und Finanzierung hat in jüngerer Zeit noch einmal zugenommen. Aktuell sind weltweit mehr als drei Millionen Fahrzeuge – vom Smart bis zum Lkw – zugelassen, die von Daimler Financial Services betreut werden. Vor drei Jahren waren es nach den Worten von Entenmann erst 2,5 Millionen. Vier von zehn ausgelieferten Konzernwagen würden inzwischen geleast oder finanziert.

Hohe Investitionen

Die Niedrigzinsphase führt jedoch dazu, dass sich Daimler stärker der Konkurrenz von anderen Autofinanzierern stellen muss. Die Banken verfügten über hohe Liquiditätsbestände und versuchten, so viele Kredite wie vertretbar am Markt unterzubringen, sagte der DFS-Chef. Mit Angeboten wie 1,99 Prozent effektiver Jahreszins und einer Monatsrate von 199 Euro für eine A-Klasse-Finanzierung hält Daimler dagegen. Viele Hersteller subventionierten die Absatzfinanzierung mit Sonderprogrammen.

Den für 2013 erwarteten minimalen Gewinnrückgang auf 1,25 Milliarden Euro (statt 1,29 Milliarden) erklärte Entenmann außer mit dem Zinsniveau und Währungseinflüssen mit hohen Investitionen. Daimler Financial erweitert seine Online-Angebote und versucht sich an neuen Mobilitätskonzepten.

Car-2-go legt ein hohes Expansionstempo vor

In diesem Jahr ging Daimler mit der Autovermietung MB Rent in Deutschland an den Start. In den kommenden Jahren soll das Angebot auf sechs europäische Länder ausgeweitet werden. Das Carsharing-Angebot Car-2-go soll ebenfalls in weiteren Städten angeboten werden. Wo genau, sagte Entenmann nicht. Die Gespräche mit den Stadtverwaltungen seien sensibel, besonders das Thema Parkplätze. Bis jetzt ist Car-2-go in 25 Metropolen weltweit präsent. 2015 soll der spontan nutzbare Elektroautoverleih aus den roten Zahlen kommen. Das Ziel sei trotz des hohen Expansionstempos realistisch. Im Sommer hatte die Deutsche Umwelthilfe die Ökobilanz von Car-2-go als unzureichend kritisiert. Es sei unklar, auf welche Daten sich die Umwelthilfe stütze, sagte ein Sprecher von Car-2-go. Daimler habe deshalb eine eigene Untersuchung beim Freiburger Öko-Institut in Auftrag gegeben. Sie solle das Nutzungsverhalten zwischen einer Elektro-Flotte in Stuttgart und einer Flotte mit konventionellen Antrieben in Köln untersuchen – auch mit Blick auf Umwelteffekte. Ergebnisse könnten voraussichtlich im Frühjahr präsentiert werden.

In Hamburg und Berlin hat Daimler jetzt eine Plattform geöffnet, auf der online Parkplätze vermietet werden können. Die Besitzer legen Preis und Dauer der Parkplatzvermietung selbst fest. Bezahlt wird über das Smartphone. Der Autokonzern erhält eine Vermittlungsprovision. Das Projekt heißt Park-2-gether.

Die Finanzsparte des Daimler-Konzerns

Aufgaben
Neben dem Leasing- und Finanzierungsgeschäft übernimmt Daimler Financial Services für den Autohersteller die Aufgabe, neue Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Hierzu gehören die Carsharing-Tochter Car-2-Go, der Autovermieter MB Rent, die Mobilitäts-App Moovel, die Infos über öffentliche Transportmittel, Taxen, Mietwagen und Mietfahrräder bündelt.Ein neues Projekt ist die Parkplatzvermittlungsplattform Park-2-gether, die in Berlin und Hamburg getestet wird.

Bedeutung
Mit einem Ergebnis (Ebit) von 1,3 Milliarden Euro hat die Finanzsparte 2012 fast ein Siebtel zum Konzern-Ebit von 8,6 Milliarden Euro beigetragen. Wegen der niedrigen Zinsen und Wechselkurseffekten wird das Ergebnisin diesem Jahr aber trotz wachsenden Neugeschäftes minimal sinken, wie Vorstandschef Klaus Entenmann sagte.