Die Umbaupläne bei Daimler sind offenbar umstrittener, als es bisher schien. Dies zeigt nach Ansicht von StZ-Autor Michael Heller der angekündigte Abgang von Finanzchef Bodo Uebber.

Stuttgart - Der unspektakuläre Teil der Mitteilung liest sich so: Daimler-Finanzchef Bodo Uebber wird im Sommer kommenden Jahres 60 Jahre alt, wenig später endet sein laufender Vertrag, und er strebt keinen neuen an. So etwas ist Alltag auf den Vorstandsetagen deutscher Konzerne. Gleichwohl ist die Ankündigung von Uebbers Rückzug alles andere als eine Routinemeldung. Abgesehen davon, dass der dynamische Uebber bisher keinerlei Amtsmüdigkeit hat erkennen lassen, sorgt er für die erste Dissonanz in dem bisher sorgsam orchestrierten Übergang bei Daimler. So wird es ja im nächsten Jahr nicht nur an der Vorstandsspitze einen Wechsel geben, von Dieter Zetsche zu Ola Källenius. Zugleich werden die Weichen für den Umbau des Konzerns zu einer Holding gestellt.

 

Ein arg strapaziertes Schlagwort: Agilität

Ziel des Umbaus ist, vor allem den beiden großen Sparten Personenwagen und Nutzfahrzeuge durch eine rechtliche Verselbstständigung größere Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Zumindest wird dieser Eindruck erweckt. Ein wahrer Worthagel im Silicon-Valley-und-Start-up-Sprech geht seit Monaten auf die Belegschaft nieder. Danach werden Hierarchien und die feste Zugehörigkeit zu Abteilungen eine viel geringere Rolle als früher spielen, was die ganze Organisation schnell und beweglich macht – Agilität ist das arg strapazierte Schlagwort.

Die Börse mag klare Aufteilungen

Dass sich die angestrebte neue Freiheit in der künftigen Organisationsstruktur spiegeln wird, mag Uebber offenbar nicht so recht glauben. Als Finanzchef weiß er genau, wie die Börse auf die unterschiedlichen Varianten von Aufspaltungsplänen reagiert, und das prägt auch seine Präferenzen. Am liebsten ist den Anlegern die Aufteilung in zwei (oder mehrere) Teile, so wie Thyssen-Krupp es plant. Spielarten, bei denen eine Holding auch weiterhin als Klammer fungiert, werden skeptisch beäugt. Das zeigt unter anderem das Beispiel Continental. Da Daimler zumindest vorerst keine Anteile an den neuen Töchtern abgeben will, wird sich deren Unabhängigkeit in sehr engen Grenzen halten. So wird Källenius ja nicht nur als Vorstandsvorsitzender Nachfolger Zetsches, sondern auch als Chef des Geschäftsfelds Mercedes-Benz Cars, also der Personenwagen-Sparte.

Die wirkliche Selbstständigkeit der Töchter hätte die Zahl attraktiver Chefposten erhöht – ein Aspekt, der Uebbers Überlegungen gewiss nicht im Wege stand.